Zahlreiche Fluggäste warten am Hauptstadtflughafen BER vor einer schwarzen Anzeigetafel. Am Flughafen BER ist der Flugverkehr eingestellt worden. Als Grund dafür werden technische Probleme genannt. (Quelle: dpa/Soeder)

Technische Störung zur Hauptreisezeit Am Morgen keine Starts und Landungen am BER

Stand: 19.07.2024 21:04 Uhr

Am Flughafen Berlin-Brandenburg kam es am Morgen zu massiven Problemen. Zwischenzeitlich konnten keine Flugzeuge starten und landen. Ursache soll eine technische Störung sein.

  • Flugverkehr am BER wird sich frühestens Samstagmorgen normalisieren
  • Erst am Abend beruhigte sich im Flughafen die Lage
  • Grund für die vielen Ausfälle sind technische Probleme
  • Weltweite IT-Störungen gemeldet - offenbar in Verbindung zu Software von Microsoft

Technische Probleme haben am Freitag den Flugbetrieb am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) schwer beeinträchtigt. Insgesamt mussten durch die Computerprobleme 113 Flüge am BER storniert werden. 51 geplante Ankünfte und 62 Abflüge mussten abgesagt werden. Das bestätigte Axel Schmidt, Sprecher des Flughafens, dem rbb.
 
Auslöser war eine weltweite IT-Panne bei Microsoft-Systemen. Nach stundenlangen Störungen lief der Betrieb gegen Mittag langsam wieder an. "Die Systeme des Flughafens sind wieder hochgefahren und wir kehren sukzessive zum Normalbetrieb zurück", teilte eine Sprecherin mit. Es komme aber weiterhin zu Wartezeiten.

Menschen schauen auf eine Anzeigetafel am Flughafen BER, wo am 19.07.2024 der Flugverkehr wegen einer technischen Störung beeinträchtigt ist (Quelle: rbb/Georg-Stefan Russew)
+++ Mehr als 100 Flüge am BER ausgefallen +++

Ein IT-Problem hat Computer weltweit lahmgelegt. Am BER wurden über 100 Flüge abgesagt, eventuell fliegen Passagiere nachts. Auch an anderen Flughäfen sowie Banken oder Geschäften gibt es Einschränkungen. Alles Weitere im Newsblog.mehr

Flugverkehr normalisiert sich frühestens am Samstagmorgen

Der Flugbetrieb in Schönefeld wird derweil noch bis in die Nacht hinein beeinträchtigt sein. Zahlreiche Passagiere mussten deshalb weiter am Flughafen ausharren, sagte ein Sprecher. Viele Gesellschaften versuchten, ihre Fluggäste in umliegenden Hotels unterzubringen. "Bei dieser Größenordnung ist das nicht ganz leicht." Am Abend beruhigte sich dann die Lage im Flughafen, nur noch wenige Passagiere waren vor Ort. Mit einer vollständigen Normalisierung des Betriebs rechnen die Flughafenbetreiber frühestens für Samstagmorgen.

Am frühen Freitagmorgen war der Flugverkehr zunächst weitgehend eingestellt worden. Nach unbestätigten Informationen kam es am BER zu einem massiven Serverausfall, Notsysteme sollen angesprungen sein. Flüge wurden umgeleitet oder gestrichen, nur wenige landeten und starteten - und das oft mit Verspätung. Seit etwa 10 Uhr wurden die Systeme dann wieder hochgefahren.

Nachtflüge sind möglich

Am späten Freitagnachmittag teilte die Fluglinie Eurowings mit, dass sie auch in den Abendstunden Flüge streichen muss. Zuvor hatte es gehießen, dass ab 15 Uhr wieder die Maschinen abheben und landen können. "Wir streichen immer noch schwerpunktmäßig innerdeutschen Flüge auch über 15 Uhr hinaus", sagte eine Unternehmenssprecherin. Damit solle das betroffene IT-System weiterhin entlastet werden.
 
Unterdessen können die Airlines bei der Luftsicherheit Flüge für die Nacht auf Samstag beantragen, sagte eine Flughafensprecherin. Wie viele das tun werden, bleibt offen. Bis zum Abend kam dieser Möglichkeit nach Informationen eines rbb-Reporters keine Fluglinie nach. Grundsätzlich gilt ein Nachtflugverbot am BER.

Lange Schlangen am BER

rbb-Reporter vor Ort berichten am Morgen von chaotischen Szenen auf dem Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald). Gepäck sei aus Flugzeugen wieder ausgeladen worden, Reisende mussten es von den Kofferbändern abholen und wieder zum Check-in und umbuchen. Es bildeten sich lange Schlangen an den Schaltern.

Der Geschäftsführer Operations am BER, Thomas Hoff Andersson, erklärte dem rbb dazu, jede Airline habe ihr eigenes System fürs Check-In und fürs Boarding, daher "funktioniert das heute nicht so gut. Das bedeutet, dass ein normalerweise sehr automatischer Prozess jetzt 100 Prozent manuell ist." Nach seinen Worten hatte es auch Ausfälle bei den Gepäckbändern gegeben.

Das CrowdStrike-Logo auf dem Telefonbildschirm wird vor dem CrowdStrike-Logo auf dem Laptopbildschirm angezeigt. (Quelle: dpa/Harun Ozalp)
Das macht der Sicherheitsdienst Crowdstrike

Ein Update bei einem Drittanbieter für IT-Sicherheit verursachte das weltweite Chaos auf Microsoft-Rechnern. Schuld ist ein Dienst der Firma "Crowdstrike", ein Unternehmen aus den USA, was bis heute nur wenigen ein Begriff war.mehr

Fehlerhaftes Update bei IT-Sicherheitssdienst

Hintergrund der technischen Störungen ist mutmaßlich ein fehlerhaftes Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike gewesen. Dieses brachte offensichtlich Anwendungen des Microsoft-Programms Windows zum Absturz.

 
Die Folge waren unter anderem Ausfälle im weltweiten Flugverkehr, aber auch andere Verkehrsunternehmen, Banken, Medienorganisationen oder Krankenhäuser meldeten Probleme. Zahlreiche Windows-PC-Nutzer weltweit bekamen am Freitag den "Blue Screen" mit einer Fehlermeldung angezeigt und konnten ihre Computer nicht mehr nutzen.
 
Am Freitagmittag teilte Crowdstrike mit, dass der Fehler gefunden sei und behoben werde. Nach bisherigen Informationen handelte es sich nicht um einen Cyber-Angriff. Nach aktuellem Erkenntnisstand gebe es keine Hinweise auf eine Cyber-Attacke, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Auch Crowdstrike-Chef Kurtz schrieb in seinem Statement, es sei kein Cyber-Angriff gewesen.

Auch Medien und Banken betroffen

Der Update-Fehler löste am Freitag rund um den Globus Probleme aus. Fluggesellschaften, Krankenhäuser, Rundfunkanstalten, Börsen oder weitere Unternehmen wurden teils komplett lahmgelegt.
 
Im Luftverlehr meldeten Probleme auch die deutschen Flughäfen in Düsseldorf, Köln-Bonn und Nürnberg, außerdem die Airlines Eurowings, Lufthansa oder Ryanair. Die Systeme am Frankfurter Flughafen liefen hingegen einem Sprecher zufolge problemlos. Auch in Spanien, Indien, in der Schweiz oder in den USA gab es Probleme im Luftverkehr. Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellte ihren Betrieb zeitweise ein.
 
Störungen gab es aber auch in anderen Bereichen im In- und Ausland. Das wichtigste britische Bahnunternehmen meldete IT-Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen.

Betroffen waren in Deutschland unter anderem Volksbanken und Sparkassen, die Deutsche Bank, die Allianz, die Telekom und Vodafone. Auch in einigen Krankenhäusern ist der Betrieb gestört, außerdem bei Tesla und Mercedes. Der S-Bahn- und auch der Regional- und Fernverkehr der Bahn liefen offensichtlich aber ohne IT-bedingte Einschränkungen.

 
Einen Überblick über die Störungen in der Region finden Sie in unserem Newsblog.

Fluggäste warten nach einer Technischen Störung am Flughafen BER. (Quelle: rbb)

Volle Wartehalle im BER: Viele Passagiere wussten auch am Vormittag noch nicht, wie es weiter geht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.07.2024, 14:30 Uhr

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