Bayern US-Wähler in Bayern – Zwei Lager auch im Freistaat
Nicht nur in den USA, sondern auch in Bayern wird der amerikanische Präsident gewählt – und zwar von den hier lebenden US-Bürgern. Aber die sind ebenfalls in zwei Lager gespalten. Das merken sie etwa im Deutsch-Amerikanischen Frauenclub in München.
Harris oder Trump: Die US-Präsidentschaftswahl ist eine Entscheidung mit weitreichenden Auswirkungen. Auch die Amerikaner, die in Bayern leben, geben ihre Stimme ab.
Frauenclub in München: Nicht über Politik sprechen
"Tue Gutes, aber sprich nicht über Politik", so könnte man die Haltung des deutsch-amerikanischen Frauenclubs in München beschreiben. Deutsche und Amerikanerinnen sammeln hier gemeinsam Spenden und sind karitativ tätig. "Wir wollen keinerlei parteipolitische Botschaft verbreiten", erklärt die deutsche Präsidentin des Clubs, Andrea Hellmann: "Wir sind ein Freundschafts-Club, der sich sozialen Zwecken verschrieben hat und den Austausch von deutschen und amerikanischen Studenten fördert. Wir sind uns alle einig, dass dabei eine politische Ausrichtung nur hinderlich wäre."
Denn auch die relativ kleine Community der 25.000 Amerikaner in ganz Bayern ist gespalten. Man werde vorsichtig – bei einer entfernteren Bekannten frage sie zum Beispiel besser gar nicht nach, erzählt Sandra Hirschmann-Waller, Amerikanerin, die einen Deutschen geheiratet hat: "Wenn ich ahnen würde, dass sie nicht meine Meinungen teilt, würde ich mich wahrscheinlich auf keine Diskussion einlassen, weil man ja nicht weitere Spaltungen haben will." Dann lieber erst gar nicht fragen.
US-Wahlkampf in Bayern
In Bayern wird nicht nur gewählt, hier findet auch Wahlkampf statt. Die "Democrats Abroad" ist eine offizielle Auslandsorganisation der Demokratischen Partei der USA. Sie nutzen gezielt Events, wie zum Beispiel Deutsch-Amerikanische Volksfeste in Bayern oder auch in Nürnberg den Christopher Street Day (CSD), um wahlberechtigte Amerikaner zu treffen.
"Es gibt ungefähr fünf Millionen Amerikaner, die im Ausland wohnen, und sehr viele von ihnen können auch wählen. Aber nicht jeder potenzielle Wähler weiß, wie – und unsere Aufgabe ist es, diesen Menschen zu helfen", erklärt Geoffrey Bonosevich am Infostand auf dem CSD. Er ist Sprecher der "Democrats Abroad" und lebt in Regensburg.
Republikaner: Kein offener Wahlkampf in Deutschland
Ganz anders agieren die Republikaner. George Weinberg empfängt in seinem Berliner Firmenbüro zum Interview. Der Immobilien-Unternehmer ist Vorstandsmitglied der "Republicans Overseas" – und Trump-Anhänger.
Vor der US-Flagge und im blauen Anzug mit roter Krawatte erklärt er, warum seine Partei in Deutschland deutlich diskreter Wahlkampf betreibt als in den USA: "Die Atmosphäre in Deutschland gegenüber Sympathisanten der Republikaner und Donald Trump ist nicht so positiv. Deshalb wollen unsere Mitglieder, die oft Führungspositionen in Unternehmen und Banken haben, nicht unbedingt identifiziert werden." Also kein offener Wahlkampf, dafür viele persönliche Gespräche.
Wahlbeteiligung in Deutschland meist gering
Nur 25 Prozent der US-Bürger in Deutschland haben 2020 gewählt. Ein Grund für die geringe Wahlbeteiligung ist auch das komplizierte Verfahren, um die Briefwahlunterlagen anzufordern. Je nachdem, wo man gemeldet sei, gebe es zudem regionale Bestimmungen, erklärt Andreas Etges vom Amerika-Institut der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität: "Da hat jeder Bundesstaat eigene Regeln, etwa wann diese Briefwahlunterlagen eingegangen sind, ob die Umschläge schon vor dem Wahltag und vor der Schließung der Wahllokale geöffnet werden dürfen, eventuell schon gezählt werden dürfen oder erst um 18 Uhr, wenn ein Wahllokal schließt."
Sandra Hirschmann-Waller hat schon gewählt. Sie war kürzlich in den USA und konnte dort per "Early Vote" (frühe Stimme) abstimmen, schon Wochen vor dem eigentlichen Wahltermin. Eine Besonderheit in den USA.
Trump- und Harris-Wähler in Bayern
Wen die US-Bürger in Bayern wählen, sei regional sehr unterschiedlich, so Etges weiter. Etwa rund um Grafenwöhr in der Oberpfalz, wo viele Militärangehörige leben, sei man eher konservativ und wähle Trump. In München, wo Amerikaner eher an Universitäten und in Hightechfirmen arbeiten, gingen die Stimmen eher an Harris.
Im Deutsch-Amerikanischen Frauenclub gebe es Trump-Wählerinnen, aber wohl deutlich mehr seien für Harris, schätzt Club-Präsidentin Hellmann. Sie lege aber Wert darauf, dass der Zusammenhalt im Club über die politischen Grenzen hinweg gewahrt, bleibe: "Ich denke, dass es in der augenblicklichen Lage auch ganz sinnvoll ist, weil das Land ja schon in zwei Lager gespalten ist - und, dass wir eben zeigen, dass das nicht so sein muss", findet Hellmann. Damit wolle der Club zumindest eine Botschaft der Versöhnung an die unversöhnlichen Lager in den USA senden.
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Quelle: BR24 03.11.2024 - 16:00 Uhr