Vom Vatikan nicht anerkannt: Priesterinnen bei einer Weihe auf dem Tiber in Rom.

Bayern Katholische Frauen aus Bayern kämpfen für mehr Rechte und Ämter

Stand: 06.11.2024 14:54 Uhr

Immer wieder haben katholische Frauen hohe Erwartungen an den Papst und die Bischöfe in Rom. Auch wenn sie immer wieder enttäuscht werden. Trotzdem hören sie nicht auf, sich für ihre Kirche zu engagieren. Und zu kämpfen, dass sich etwas ändert.

Von Christian Wölfel, Elisabeth Tyroller

Seit drei Jahren läuft das Reformprojekt der katholischen Kirche. Erstmals stimmten im Oktober in Rom auf der weltweiten Bischofssynode auch Frauen und Männer ohne Weiheamt mit ab. Es tut sich etwas in der katholischen Kirche, wenn auch in sehr kleinen Schritten. Drei Frauen aus Bayern, deren Arbeitgeber die Kirche ist, geben die Hoffnung, dass sich etwas ändert, trotz Enttäuschungen nicht auf.

Wegen Schwangerschaft von der Kirche suspendiert

Waltraud Jetz-Deser ist Gemeindereferentin und arbeitet als Seelsorgerin in einem Altenheim in Waging am See. Mit Rückschlägen kennt sie sich aus: Vor mehr als 30 Jahren suspendiert sie die Kirche vom Dienst am Altar. Der Grund: Wenige Monate vor ihrer Hochzeit wird sie schwanger. Jetz-Deser engagiert sich für mehr Rechte für Frauen. Auch deshalb ist sie sexistischen Kommentaren ausgesetzt, ein Priester verweigert ihrer Tochter das Kreuzzeichen. Mehr als 20 Jahre später, im August 2023, erhält sie einen Brief von Kardinal Reinhard Marx. Darin bedauert er, wie mit ihr aufgrund ihrer Schwangerschaft umgegangen sei und dass der Rückhalt anderer Verantwortlicher gefehlt habe. Die Zeilen berühren sie. Der katholischen Kirche ist sie treu geblieben. Und kämpft für Reformen.

Ich hab einen Hundertjährigen betreut hier im Heim. Der hat zu mir immer gesagt: 'Du bist genauso gut als Pfarrerin wie ein Mann.'

Weil sie in ihrer Arbeit als Seelsorgerin im Altenheim die Erfahrung macht, dass es den Heimbewohnern egal ist, ob sie als Frau oder der Pfarrer die Seelsorge übernimmt: "Die meisten sagen: Schön, dass Sie heute da waren. Oder schön, dass der Pfarrer da war. Es geht darum, die Botschaft so zu verkünden, dass sie beim anderen ankommt. Und, dass sie für den anderen Kraftquelle sein kann." Und da sei es egal, ob eine Frau oder ein Mann die Botschaft Jesu verkündet.

Keine Zustimmung von den Bischöfen für eine Frau im Amt

Viola Kohlberger ist Theologin und Pfadfinderin. Sie hat sich als Bundeskuratin beworben, das ist das oberste geistliche Leitungsamt der katholischen Pfadfinder Sankt Georg in Deutschland. Bevor sie aber vom Verband gewählt werden konnte, mussten die Bischöfe zustimmen. Und diese Zustimmung bekam sie nicht, obwohl sie alle formalen Kriterien für den neuen Job erfüllt. Eine Begründung erhielt sie nicht. Für Kohlberger ein Zeichen für Machtausübung in der katholischen Kirche: "Ich habe eine supergroße Ohnmacht gespürt. Es ist so ein Gefühl von so einer gläsernen Decke, an die ich stoße und spüre, dass ich da nicht durch komme."

"Es ist kein demokratisches System. Die Kirche lebt momentan nicht von Mitbestimmung."

Viola Kohlberger engagiert sich für Reformen in der katholischen Kirche, etwa beim Reformprozess Synodaler Weg und scheut sich nicht, auch Bischöfe offen zu kritisieren. Etwa auch den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für seinen Umgang mit Missbrauchsbetroffenen. Das macht sie bei konservativen Bischöfen unbeliebt. Und sie vermutet, dass daran auch ihre Bewerbung um das Amt bei den Pfadfindern gescheitert ist.

Priesterinnenweihe auf einem Schiff auf dem Tiber

Gisela Forster aus Starnberg ist Theologin und hat "keine Hoffnung mehr", dass bei der Weltsynode in Rom positive Fortschritte beim Thema Frauenweihe erzielt werden. Schon bei der ersten Sitzungsperiode hätte es eigentlich eine Mehrheit von rund 80 Prozent der Teilnehmenden gegeben, die sich für das Diakonat der Frau ausgesprochen hätten, erzählt sie. Darum hätte es der Papst dann "schnell in eine Arbeitsgruppe ausgeklammert".

"Machen statt Reden" ist das Motto der 78-Jährigen. Deshalb hatte sie sich bereits 2002 zur römisch-katholischen Priesterin und 2003 zur Bischöfin weihen lassen – entgegen dem Kirchenrecht. Seitdem weiht sie selbst immer wieder Frauen zu Priesterinnen, was die Kirche natürlich nicht anerkennt. Auch in Rom auf einem Schiff auf dem Tiber war sie während der Weltsynode aktiv. Drei Frauen aus Spanien, Frankreich und Portugal wurden geweiht. Der Vatikan solle nicht glauben, "dass er mit seiner Position so weitermachen kann", beschreibt Forster das Ziel der Aktion.

Mehr zum Thema "Zwischen Reform und Tradition: Was erwarten Bayerns Katholiken vom Papst?" in der Sendung STATIONEN in der ARD Mediathek.

Quelle: STATIONEN 06.11.2024 - 19:00 Uhr