Bayern Altersgrenze für Feuerwehrler soll fallen - Löschen mit 65+
Feuerwehrleute werden in Bayern mit 65 Jahren in Rente geschickt. Nicht mehr zeitgemäß, sagen alle Fraktionen im Landtag. Die Altersgrenze soll auf 67 steigen. Ein Gesetzentwurf der SPD bekommt dennoch keine Mehrheit.
Für Bruno Güra sind die Tage bei der Feuerwehr in Poxau im Landkreis Dingolfing-Landau gezählt. Bald muss er seinen "Spind räumen". Laut Gesetz ist er zu alt, Güra wird 65 Jahre alt. Davon war er 47 Jahre lang bei der Freiwilligen Feuerwehr. Wenn also demnächst in dem niederbayerischen Ort die Sirene geht, muss er zu Hause bleiben.
Einigkeit im Landtag: Altersgrenze soll steigen
Im Landtag diskutierten am Donnerstagnachmittag die Abgeordneten über einen Antrag der SPD-Fraktion, die Altersgrenze im Bayerischen Feuerwehrgesetz auf 67 Jahre anzuheben. Christiane Feichtmeier (SPD) sagte, gerade diese Menschen wollten nämlich freiwillig helfen und sollen aber gleichzeitig immer länger im Berufsleben arbeiten.
Im Prinzip stimmten alle Redner der anderen Fraktionen einer Anhebung der Altersgrenze zu. Florian Siekmann (Bündnis 90/Die Grünen) warb zudem für mehr Frauen in den Feuerwehren. Bei den weiteren Details des SPD-Entwurfs herrschte keine Einigkeit.
SPD will Alter bei Jugendfeuerwehr auf 10 Jahre senken
Um den Nachwuchs früh genug an die Arbeit der Feuerwehr heranzuführen, schlägt die SPD vor, das Eintrittsalter für die Jugendfeuerwehr von 12 auf 10 Jahre abzusenken. Laut Christiane Feichtmeier ist das in mehreren Bundesländern wie Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen bereits der Fall.
Dem entgegnete der AfD-Abgeordnete Jörg Baumann, gerade im Alter von 10 bis 12 Jahren machten die Kinder einen "geistigen Reifesprung", erst danach seien sie reif für die Jugendfeuerwehr. Außerdem könnten Kinder ab 6 Jahren - je nach Gemeinde - in der Kinderfeuerwehr aktiv sein. Auch Bernhard Heinisch von den Freien Wählern warnte, man dürfe die Kinder nicht überfordern.
CSU und Freie Wähler wollen eigenen Entwurf
Norbert Dünkel (CSU) erwiderte der SPD, er verstehe deren "hektischen Entwurf" und den "Aktionismus der SPD" nicht, zumal in wenigen Wochen die Fraktionen CSU und Freie Wähler ohnehin einen eigenen Gesetzentwurf auf den Tisch legen wollen. Die Sozialdemokraten hätten außerdem in ihrem Entwurf die Sichtweisen der betroffenen Verbände nicht berücksichtigt.
Verbände in Bayern ebenso für Anhebung auf 67 Jahre
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist zuständig für eine Neugestaltung des Feuerwehrgesetzes. Ihm sei wichtig, eine Regelung zu schaffen, die von der Mehrheit der Feuerwehren getragen wird. Er habe daher Anfang September den Landesfeuerwehrverband und die kommunalen Spitzenverbände um eine Stellungnahme gebeten.
Er berichtete im Landtag, dass sich ausnahmslos alle Verbände für eine Anhebung der Altersgrenze ausgesprochen hätten. Die Redner von CSU und Freien Wählern betonten, es sei bereits ein eigener Entwurf der Regierungsparteien in Arbeit, der in den kommenden Wochen im Parlament beraten werde.
Kommandant: Erfahrung älterer Kollegen unverzichtbar
In Poxau in Niederbayern kann der Kommandant der Ortsfeuerwehr, Martin Kißlinger, die jetzige strenge Altersgrenze nicht nachvollziehen. Drei Leute muss er in diesem Jahr verabschieden, weil sie 65 Jahre alt werden. Dabei sei gerade bei der Feuerwehr das Alter ein unschätzbarer Wert.
Kißlinger sagt, er kenne seine Leute und wisse, wer körperlich fit ist. Noch mehr aber zählt für den Kommandanten ihr "unglaubliches Wissen, die unglaubliche Erfahrung". Gefährliche Situationen ruhig und sachlich einschätzen zu können, ist unabdingbar bei der Feuerwehr und gelingt offenbar ab einem gewissen Alter umso besser.
Bayerns Feuerwehr lebt vom Ehrenamt
Knapp 330.000 Menschen sind in Bayern nach Zahlen des Landesfeuerwehrverbands aktive Mitglieder bei der Feuerwehr. Der Großteil (316.000) macht den Dienst freiwillig. Berufsfeuerwehren gibt es nur in den sieben Großstädten, dazu kommen etwa 200 Werks- und Betriebsfeuerwehren.
Im Video: Freiwillige Feuerwehr - Bayern hebt Altersgrenze an
Dieser Artikel ist erstmals am 24. Oktober 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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Quelle: BR24 24.10.2024 - 13:15 Uhr