Baden-Württemberg Seliggesprochen in Freiburg: NS-Märtyrer und Priester Metzger

Stand: 17.11.2024 12:16 Uhr

Wer ein Wunder vollbringt oder für seinen Glauben stirbt, kann in der katholischen Kirche als Seliger verehrt werden. In Freiburg ist am Sonntag ein Priester seliggesprochen worden.

Der von den Nationalsozialisten ermordete Priester Max Josef Metzger (1887-1944) ist als Glaubensvorbild geehrt worden. Zu seiner Seligsprechung am Sonntag kamen Hunderte Gläubige aus ganz Deutschland. Das Freiburger Münster war so voll, dass Dutzende stehen mussten. In Vertretung von Papst Franziskus sprach der Basler Kardinal Kurt Koch den ermordeten Metzger für sein Engagement für Frieden und die Einheit der Kirche selig. 18 Jahre hatte das Verfahren gedauert. 6.000 Seiten Aktenmaterial waren zusammengetragen worden.

Die Seligsprechung von Priester Metzger lockt viele ins Freiburger Münster

In seiner Predigt erinnerte Kardinal Kurt Koch an das außergewöhnliche Lebenswerk und das Martyrium von Max Josef Metzger. "Ich habe mein Leben Gott angeboten für den Frieden der Welt und für die Einheit der Kirche" - diese Worte des nun seligen Max Josef Metzgers standen laut Kardinal Koch im Zentrum des Lebens und Wirkens Metzgers. Kardinal Koch betonte in seiner Predigt, dass Metzgers Einsatz für Frieden und Versöhnung zeitlos aktuell bleibe und gerade angesichts der heutigen Kriege weltweit eine neue Dringlichkeit gewinne.

Freiburgs Erzbischof Burger würdigt Priester Max Josef Metzger

Max Josef Metzger aus dem badischen Schopfheim (Kreis Lörrach) hatte nach dem Ersten Weltkrieg mehrere katholische Friedensgruppen gegründet. Seine pazifistische Haltung und seine Ablehnung der NS-Ideologie hatten ihn in Konflikt mit dem Hitler-Regime gebracht. Metzger wurde vom Nazi-Richter zum Tode verurteilt und starb unter dem Fallbeil. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger unterstrich, dass Metzger "gerade in der letzten Lebensphase im Gefängnis in eine Christusbeziehung hineingereift ist, die mich wirklich staunen und mich ihn bewundern lässt".

Mit welcher Hingabe er in den Tod hineingegangen ist für diese Einheit der Kirche, für diese Völkerverständigung, für diese Friedensbemühungen, da war er ganz klar. Nicht umsonst hat ihm auch der Henker attestiert: Er habe noch nie so einen Mann mit leuchtenden Augen in den Tod gehen sehen wie Max Josef Metzger. Stephan Burger, Erzbischof, Freiburg

In Schopfheim gilt Metzger vielen als Vorbild

In Schopfheim ist der Name des katholischen Priesters Max Josef Metzger noch sehr präsent. Er war Pfarrer dort, bevor er im Faschismus ermordet wurde. Nach ihm benannt sind eine Straße und eine Grundschule gleich gegenüber der katholischen Kirche. Dort vermittele man mit Metzger Werte, sagt Lehrer Julien Carrera, zum Beispiel, dass es gerade in schwierigen Zeiten Mut verlange, für das einzustehen, was man für gut hält. Nachmittagsbetreuerin Alexandra Müller legt auf Max Josef Metzgers Wirken Wert: "Wir haben politische Zeiten, wo 'Nie wieder ist jetzt' stattfindet, und da gehört es dazu, dass man solche Personen wieder ins richtige Licht rückt - gerade wenn die Schule so heißt."

Das war ein Mann, der Mut gehabt hat, der da nicht weggeschaut hat. Man darf nicht wegsehen, was in Deutschland und in Europa passiert. Überall gewinnen diese Rechtsparteien an Macht. Und ich habe da schon ein bisschen Sorge, dass sich das Ganze schon wieder in diese Richtung wie in den 1930er-Jahren einpendeln könnte. Dirk Harscher, Bürgermeister, Schopfheim

Anne-Sophie Galli hat in SWR1 über Max Josef Metzger aus Schopfheim berichtet:

Als Seliger verehrt: Max Josef Metzger aus Schopfheim

Metzger wurde nach NS-Schauprozess hingerichtet

Metzger war von den Nazis schon unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers wegen öffentlicher Kritik am Regime überwacht und wiederholt verhaftet worden. Schon früh war Metzger überzeugt, dass der Wahnsinn des Krieges mit einer totalen Niederlage Deutschlands enden würde. Was sich damals nach seiner letzten Verhaftung im Oktober 1943 vor dem Volksgerichtshof in Berlin abspielte, war unter dem berüchtigten Gerichtspräsidenten Roland Freisler grausame Routine. Der NS-Richter hob das Verfahren gegen den katholischen Priester Max Josef Metzger in besonderer Weise hervor: "Die Handlung Metzgers ist so abartig und verbrecherisch, dass der Angeklagte ausgemerzt werden muss. Ich habe in meinen Verhandlungen noch nie das Wort 'ausgemerzt' gebraucht, hier aber gebrauche ich es", wird Gerichtspräsident Roland Freisler zitiert.

Eine solche Pestbeule muss ausgemerzt werden. Roland Freisler, NS-Gerichtspräsident, Berlin

Priester Max Josef Metzger wurde im Oktober 1943 in dem Schauprozess in Berlin zum Tod verurteilt und am 17. April 1944 in Brandenburg an der Havel hingerichtet.

Vertraute in Wirklichkeit Gestapo-Agentin

Da Max Josef Metzger befürchtete, dass Deutschland nach dem Krieg zerschlagen und geteilt würde, hatte er eine Denkschrift über ein neues Deutschland verfasst, das nach dem Krieg in ein vereintes, christliches Europa eingebunden sein sollte. Diese Denkschrift übergab Metzger an eine Vertraute, die sich scheinbar für die von ihm gegründete ökumenische Una-Sancta-Bewegung interessiert hatte, in Wirklichkeit aber eine Gestapo-Agentin war. Sie sollte das Memorandum an die protestantische Staatskirche von Schweden übergeben. Stattdessen verhaftete die Gestapo Metzger dann im Juni 1943.

Seligsprechungen äußerst selten

Die Seligsprechung Metzgers sei eine hohe Ehre für das Erzbistum Freiburg, aus dem der Priester Max Metzger hervorgegangen ist, führte Kardinal Kurt Koch aus. Die Seligsprechung sei zudem ein Aufruf an Christen, ihren Glauben aktiv zu leben und durch ihre Taten zu bezeugen, insbesondere in einer zerrissenen Welt, wie sie auch Max Metzger erlebte.

Im festlichen Seligsprechungsgottesdienst kamen von Metzger kurz vor seiner Hinrichtung geschriebene Lieder zur Aufführung. Zu sehen war auch eine Reliquie, die einige Knochenfragmente Metzgers enthält. Seligsprechungen gibt es nur selten. Als Voraussetzung für die hohe kirchliche Ehre hatte der Vatikan die Hinrichtung Metzgers durch die Nationalsozialisten als Märtyrertod anerkannt. Das Erzbistum Freiburg feierte zuletzt 1987 eine Seligsprechung: Damals wurde die aus Mittelbiberach (Kreis Biberach) stammende Ordensfrau Ulrika Nisch in Rom seliggesprochen.

Sendung am So., 17.11.2024 6:00 Uhr, Sonn- / Feiertagmorgen, SWR1

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