Mehrere Angeklagte stehen im Saal des Stuttgarter Landgerichts und warten auf die Urteilsverkündung.

Baden-Württemberg Selbstjustiz nach Handgranaten-Wurf in Altbach: Fünf Männer zu Gefängnis verurteilt

Stand: 18.04.2024 18:09 Uhr

Ein Mann warf eine Handgranate und flüchtete, mehrere Männer stellten ihn und verletzten ihn lebensgefährlich. Dafür sollen sie nun jahrelang ins Gefängnis.

Fünf Angeklagte sind am Donnerstag im Zusammenhang mit einem Angriff während einer Trauerfeier in Altbach (Kreis Esslingen) zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Die Jugendstrafen fielen in einer Höhe zwischen etwas mehr als drei Jahren und fast fünf Jahren aus. Die Staatsanwaltschaft warf den Männern vor, im Juni 2023 in Altbach aus Rache einen Mann gejagt und lebensgefährlich verletzt zu haben.

Selbstjustiz nach Handgranaten-Wurf: Fünf Männer zu Haftstrafen verurteilt

Handgranaten-Attacke von Altbach: Täter verurteilt

Der Verletzte hatte zuvor eine Handgranate in eine Trauergemeinde in Altbach geworfen. Dafür wurde er vor kurzem zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Nur durch Glück wurde damals ein Blutbad mit vielen Toten verhindert, dennoch wurden mindestens 15 Menschen verletzt.

Nach dem Handgranatenwurf waren die fünf Männer dem Angreifer nachgerannt. Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass fast alle bei dem Angriff auf den Handgranatenwerfer dessen Tod billigend in Kauf genommen hätten.

Haft wegen Attacke auf Handgranatenwerfer von Altbach

Bei einem der fünf Männer sah das Gericht jedoch keinen Beweis für einen solchen bedingten Tötungsvorsatz. Deshalb wurde er im Gegensatz zu den anderen nicht wegen versuchten Totschlags verurteilt, sondern lediglich wegen gefährlicher Körperverletzung und weiterer Delikte.

In die Urteile gegen die fünf Männer flossen teilweise auch Strafen wegen unerlaubten Waffenbesitzes und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ein. Manche der Verurteilten präsentierten sich vor und nach der Urteilsverkündung entspannt. Aus dem Zuschauerraum war nach der Urteilsverkündung ein Raunen zu hören und es flossen Tränen.

Der Angriff auf den Angreifer führt zu weiteren Prozessen

Insgesamt sollen 10 bis 15 Menschen ihn gefasst und wie im Rausch verprügelt haben. Mehrere der fünf jungen Männer hatten die Tat eingeräumt. Die Anklägerin hatte Jugendstrafen zwischen vier und sechs Jahren gefordert. Die Verteidiger plädierten auf Strafen von bis zu viereinhalb Jahren Haft, ein Anwalt hatte auch einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert. Am Dienstag sollen drei weitere Prozesse beginnen.

Schuss-Serie in der Region Stuttgart: Viele Festnahmen und Razzien

Nach Ansicht von Behörden geschah die Gewalt vor dem Hintergrund eines Bandenkonflikts in der Region Stuttgart: Der Granaten-Werfer gehört nach Angaben der Staatsanwaltschaft einer Bande aus dem Raum Stuttgart-Zuffenhausen und Göppingen an. Die Trauergemeinde stand demnach hingegen einer anderen Gruppe aus dem Raum Esslingen nahe.

Sendung am Do., 18.4.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

Mehr über Bandengewalt in der Region Stuttgart