picture alliance/dpa | Wolf von Dewitz

Baden-Württemberg Lücken im Mobilfunknetz: Landkreise fordern Roaming auch in Deutschland

Stand: 24.12.2024 08:44 Uhr

Vor allem im ländlichen Raum gibt es immer noch Flecken, an denen Handynutzer keinen Empfang haben. Der Landkreistag sieht eine Lösung, die man bisher nur von Auslandsreisen kennt.

Der Deutsche Landkreistag fordert ein nationales Roaming, um Lücken im Handynetz zu schließen. Dabei sollen Nutzerinnen und Nutzer eines Mobilfunknetzes sich in ein anderes Netz einwählen können, wenn das ihres eigenen Anbieters nicht erreichbar ist. "Wenn wir es schaffen würden, dass Sie mit einem Telekom-Vertrag auch im Vodafone-Gebiet Netz haben, obwohl Sie den falschen Vertrag in der Tasche haben, hätte man schon viel gewonnen", sagte Präsident Achim Brötel.

Immer noch Lücken in der Mobilfunk-Versorgung

Laut der Bundesnetzagentur gibt es bundesweit mit Blick auf schnelle 4G- oder 5G-Abdeckung noch auf 2,2 Prozent der Fläche "weiße Flecken" (ohne Mobilfunkanbieter). Auf rund 14,2 Prozent gibt es "graue Flecken", das heißt, es gibt dort mindestens einen Mobilfunkanbieter, aber nicht alle. Funklöcher ohne jegliche Versorgung - also auch ohne 2G - gibt es demnach auf lediglich 0,2 Prozent der Fläche.

Landrat Brötel: "Was in Europa geht, geht in Deutschland nicht"

Der CDU-Politiker Brötel, der Landrat im baden-württembergischen Neckar-Odenwald-Kreis ist, verweist auf die Situation bei Auslandsreisen. Im Urlaub in Italien beispielsweise wähle sich das Handy in eines der örtlichen Netze ein. "Das, was in Europa geht, geht in Deutschland nicht." Der Bund habe es bisher nicht geschafft, entsprechende Vorgaben zu beschließen. 

Der Vorschlag, Roaming auch in Deutschland zu ermöglichen, ist nicht neu. Vor rund anderthalb Jahren hatte sich bereits die SPD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag für ein solches Modell stark gemacht.

Telekom kritisiert Vorstoß zu National Roaming

Die Telekom äußerte sich kritisch zu dem Vorstoß der Landkreise. "National Roaming kann, wenn überhaupt, maximal bei grauen Flecken helfen", sagte eine Sprecherin. "Nicht-ausbauwillige Anbieter können durch die Huckepack-Mitnutzung der wettbewerblichen Infrastruktur die Investitionen in ihr eigenes Netz sparen." Somit würde National Roaming kein einziges Funkloch schließen. Im Gegenteil würden behördliche Vorgaben dieser Art Investitionen in den Netzausbau bremsen. "Die Optimierung der bestehenden Netze würde auf das Nötigste zurückgefahren, da hier keine positiven Effekte dieser Investitionen auf den eigenen Umsatz zu erwarten wären." National Roaming würde mittelfristig damit sogar zu einer Verschlechterung der Versorgung gerade im ländlichen Raum führen.

Warum ist der Ausbau des Mobilfunknetzes so schwierig?
In Baden-Württemberg gibt es viele Berge, Anhöhen, tiefe Täler und einen hohen Waldanteil. Außerdem grenzt Baden-Württemberg an Frankreich und an die Schweiz. Das macht es schwieriger und teurer als an anderen Orten. Für Netzbetreiber ist es kompliziert, Masten aufzubauen, weil es lokale Widerstände gibt.

Schwierige Suche nach Standorten für Mobilfunk-Masten

Die Telekom betonte, die Kommunen stünden in der Pflicht, die Mobilfunkbetreiber bei der schwierigen Suche nach Standorten zu unterstützen. Geeignete kommunale Grundstücke müssten entsprechend angeboten werden. "Würde dies flächendeckend konsequent erfolgen, wäre die schwierige und zeitaufwendige Suche nach Maststandorten deutlich leichter", sagte die Sprecherin.

Sendung am Di., 24.12.2024 8:00 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg

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