Eine Lehrerin erklärt der Klasse den Wasserkreislauf. Damit künftig weniger Unterricht ausfällt, fordern  Bildungsverbände mindestens 1.500 zusätzliche Lehrerstellen.

Baden-Württemberg In BW fehlen Lehrer: 1.500 zusätzliche Stellen gefordert

Stand: 05.11.2024 16:06 Uhr

Mehr Schüler, aber viel zu wenige Lehrer: Bildungsverbände fordern höhere Investitionen und mehr Deputate. Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) hält die Berechnung für zu hoch.

Aus Sicht von Eltern, Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften plant das Land Baden-Württemberg mit viel zu wenigen Lehrerstellen in den kommenden Jahren. Aufgrund von 28.000 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern in den kommenden beiden Schuljahren fehlten mindestens 1.500 Vollzeit-Deputate, teilten der Berufsschullehrerverband (BLV), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Grundschulverband, der Landeselternbeirat, der Landesschülerbeirat und der Philologenverband mit. Um diese Zahl müssten die Stellen mindestens im Haushaltsentwurf aufgestockt werden, so die Forderung.

Lehrermangel in BW könnte sich verschärfen

Man habe "mit großem Unverständnis" den Entwurf für den Doppelhaushalt 2025 und 2026 zur Kenntnis genommen, so die Verbände. Darin werde die Schülerprognose für die beiden Jahre nicht berücksichtigt. Nach Angaben des Statistischen Landesamts lernen im laufenden Schuljahr 1,14 Millionen Schülerinnen und Schülern an den allgemeinbildenden Schulen im Land. Die Schülerzahlen nähmen zu, man schiebe zudem eine "riesige Überstundenbugwelle" von 1.800 Deputaten vor sich her, bis 2030 rechne man zusätzlich mit einer Pensionierungswelle, sagte der BLV-Vorsitzende Thomas Speck.

Kretschmann sieht geringeren Bedarf an Deputaten

Die Zahl sei viel zu hoch gegriffen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Rechnerisch ergebe sich für die kommenden beiden Jahre ein Mehrbedarf von 990 Deputaten und nicht 1.500. Aus dem Kultusministerium heißt es, die Berechnung der Verbände beinhalte zur wachsenden Schülerzahl auch eine Erhöhung des Versorgungsgrades auf 110 Prozent. Der werde zur Zeit auf keiner Schulart erfüllt. Der Wert von 110 Prozent soll auch bei Krankheiten und Elternzeiten der Lehrkräfte den Unterricht sicher stellen.

Aus Sicht der oppositionellen SPD plant die grün-schwarze Landesregierung an den Prognosen vorbei. Die Landesregierung plane den Unterrichtsausfall bewusst ein, so Landes- und Fraktionschef Andreas Stoch.

Mehr Investitionen von der Landesregierung gefordert

Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte eine Reform der Schuldenbremse, um Investitionen etwa in die frühe Bildung, in die Sonderpädagogik und den Ganztagsausbau zu ermöglichen - denn dafür reiche das Geld im Haushalt nicht. Baden-Württemberg halte seit Jahren unter den Bundesländern die rote Laterne, was das Verhältnis von Lehrern zu Schülern in Grundschulen angeht.

Das grün-schwarze Haushaltspaket wird am Mittwoch im Landtag diskutiert. Bildung ist bereits einer der großen Blöcke. Dort plant das Land in den kommenden zwei Jahren Ausgaben in Höhe von rund 30 Milliarden Euro. Dazu gehören vor allem die Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Investitionen in bessere Bedingungen. Ein Schwerpunkt des Haushalts ist etwa der Ausbau der Sprachförderung im frühkindlichen Bereich.

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