Baden-Württemberg Boris Palmer verwirrt mit Facebook-Beiträgen über vermeintlichen Messerangriff
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer sorgt auf Facebook für Verwirrung und hitzige Diskussionen. Er beschreibt einen vermeintlichen Messerangriff auf einen Mann und die Polizei.
Ein Facebook-Beitrag von Boris Palmer von Freitag sorgt für Verwirrung und Diskussionen. Darin beschreibt der Tübinger Oberbürgermeister einen versuchten Messerangriff auf einen Mann und die Polizei. Doch die Polizei kann keinen Fall finden, der Palmers Erzählungen bestätigt.
"Große inhaltliche Differenzen"
Im ersten Post sprach Palmer von einem Vorfall, ohne zu sagen, wann er passiert sein soll. Bei Lesern entstand der Eindruck, dass der Messerangriff erst kürzlich stattgefunden hätte. Dies kann die Polizei nicht bestätigen. Auch die Geschehnisse nicht. Der ähnlichste Fall, den die Polizei in ihren Akten finden kann, stammt vom 17. Oktober. Er ist also rund sechs Wochen alt. Und der Fall zeige "große inhaltliche Differenzen", sagte ein Polizeisprecher dem SWR.
Palmer schreibt auf Facebook, dass ein Mann im Bus auf einen anderen Mann eingeschlagen habe. Als der ausstieg, sei der Angreifer ihm gefolgt, habe ein Messer gezückt und "versuchte mehrfach auf ihn einzustechen". Eine größere Gruppe "streckte den Täter mit einem Faustschlag nieder", so Palmer. Als die Polizei kam, hätten die Zeugen den Mann freigelassen. "Daraufhin attackierte dieser die Polizisten mit dem Messer" schreibt der Tübinger OB weiter. Die Polizei hat all dies nicht bestätigt.
Polizei: Kein Messer gesehen und gefunden
Laut dem Polizeisprecher habe es bei dem ähnlichen Fall Mitte Oktober kein Messer gegeben. Der mutmaßliche Täter habe im Bus eine Frau schlagen wollen - erfolglos. Als die ausstieg, sei der Mann ihr gefolgt. Zeugen konnten ihn überwältigen und festhalten, bis die Polizei kam. Dabei sei er leicht verletzt worden. Sonst sei niemand verletzt worden. Auch die Polizei sei nicht angegriffen worden. Und ein Messer habe niemand gesehen. Die Polizeikräfte konnten auch keines finden. Gegen den Mann läuft nun ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter Körperverletzung.
Hitzige Diskussionen in Palmers Facebook-Beiträgen
Auf der Internetplattform Facebook sorgen die Beiträge Boris Palmers für hitzige Diskussionen. Er schrieb, der Mann könnte aus Afghanistan kommen. Darauf reagierten viele Menschen mit kritischen, teils migrationsfeindlichen Kommentaren. Die Polizei machte keine Angaben zur Nationalität des Verdächtigen.
Palmer beruft sich auf Aussagen von Beteiligten ihm gegenüber
Andere Facebook-Nutzer machten den Tübinger OB darauf aufmerksam, dass die Polizei seine Geschichte nicht bestätigt. Also schob er einen zweiten Beitrag hinterher - mit einem Foto aus der vermeintlichen Tatnacht. Darin schreibt Palmer, der Vorfall habe Anfang November stattgefunden.
Somit standen und stehen sich widersprüchliche Aussagen gegenüber. Palmer datierte den Fall auf Nachfrage auf Anfang November. Die Polizei nennt als Datum für den Fall, der gemeint sein könnte, den 17. Oktober. Palmer sagt, es sei bei dem Vorfall ein Messer im Spiel gewesen. Die Polizei sagt, es sei kein Messer im Spiel gewesen. Inzwischen beruft sich der Tübinger Oberbürgermeister in einem dritten Post auf Beteiligte. Sie hätten ihm übereinstimmend von einem Messer erzählt. Palmer fordert Aufklärung.
In den Kommentaren zu seinen Beiträgen bekommt Palmer sowohl Unterstützung als auch Kritik.
Der Oberbürgermeister brachte seine Schilderungen in Zusammenhang mit dem Attentat in Solingen. Die hatte für viel Wirbel gesorgt.
Sendung am Sa., 30.11.2024 10:30 Uhr, SWR4 BW Studio Tübingen - Regionalnachrichten