Bundschuh-Fahne und Holzschnitt vom Petrarca-Meister H. Weidlitz 1532

Baden-Württemberg Bauernkrieg im Hegau: Plakette "Orte der Demokratiegeschichte" verliehen

Stand: 11.11.2024 06:42 Uhr

Das Bürger- und Bauernmuseum in Hilzingen (Kreis Konstanz) hat am Sonntagabend die Auszeichnung "Orte der Demokratiegeschichte" erhalten. Es beschäftigt sich mit der Geschichte des Bauernkriegs im Hegau.

Am Sonntagabend ist dem Bürger- und Bauernmuseum im Schlosspark Hilzingen im Hegau die Plakette "Orte der Demokratiegeschichte" von der gleichnamigen Stiftung verliehen worden. Sie markiert mit ihren Plaketten Orte in ganz Deutschland, an denen Menschen sich für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde eingesetzt haben. Der Hilzinger Museumsverein hat die Besonderheiten des Bauernaufstands zur Hilzinger Kirchweih vor 500 Jahren nicht nur neu erforscht, sondern auch für die Öffentlichkeit aufbereitet.

Kirchweih-Aufstand: Bauern kämpfen gegen Unterdrückung

Hilzingen im Jahr 1524: Zwei Jahre hintereinander ist die Ernte schlecht. Trotzdem erhöhen die Adligen die Steuern der Bauern. Diese wollen sich das nicht gefallen lassen. Trotz Versammlungsverbots kommen etwa 3.500 Bauern zur Hilzinger Kirchweih – 800 von ihnen sind bewaffnet.

Trotzdem bleibt es friedlich. Die Bauern schwören einander nach Schweizer Vorbild Beistand zu leisten, wählen Vertreter und verhandeln mit den Adligen. Erst als die Verhandlungen scheitern, ziehen die Hilzinger Bauern für Freiheit und Gerechtigkeit in den Kampf und werden schließlich blutig niedergeschlagen.

Die Aufstände zogen sich vom Hegau bis Mitteldeutschland

Die Bauernaufstände der Jahre 1524 bis 1525, die vom Hegau ausgingen und sich schnell auf Südwestdeutschland ausbreiteten, zogen sich schließlich über Oberschwaben, Württemberg, Franken bis Sachsen und Thüringen. Die ländliche Bevölkerung begehrte gegen Adel, Kirchenvertreter und die städtischen Obrigkeiten auf. Sie protestierten gegen zu hohe Forderungen und religiöse Unfreiheit.

Forderungen gelten als Vorläufer der Menschenrechte

Im Verlauf der Aufstände stellten die Bauern mit den Zwölf Artikeln von Memmingen 1525 erstmals Forderungen auf, die als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten. Der Adel zeigte sich aber nicht verhandlungsbereit und hatte kein Einsehen. Die Aufstände wurden am Ende blutig niedergeschlagen, fast 100.000 Menschen sollen den Tod gefunden haben.

Sendung am Mo., 11.11.2024 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen

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