Polioviren in New Yorker Abwasser – Impfung schützt vor Kinderlähmung

Baden-Württemberg Baden-Württemberg will Abwasser auf Polio-Erreger prüfen

Stand: 29.11.2024 13:11 Uhr

In mehreren deutschen Städten sind Polioviren im Abwasser aufgetaucht. Jetzt will auch Baden-Württemberg auf diesen Fund reagieren.

Nach dem Fund von Polioviren im Abwasser von vier deutschen Städten will auch Baden-Württemberg gegen die Ausbreitung des Erregers vorgehen. Nach Angaben des Robert Koch-Institus (RKI) vom Donnerstag sind München, Bonn, Köln und Hamburg betroffen. Bisher wurden keine Polio-Verdachtsfälle oder -Erkrankungen an das Bundesinstitut übermittelt. Bei den gefundenen Erregern handelt es sich demnach nicht um den Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen. 

In Baden-Württemberg wurde das Abwasser bisher nicht auf die Viren überprüft, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. "Die Untersuchung von Abwasserproben aus einer Kläranlage in Baden-Württemberg wird ab sofort in das Untersuchungsprogramm des RKI aufgenommen", sagte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne). Er erinnerte an die Bedeutung des Impfschutzes gegen Kinderlähmung. Die Nachweise der Erreger seien ein "Weckruf für die Bedeutung eines vollständigen Impfschutzes", so Lucha.

Kinderlähmung: Erkrankung in Deutschland eher unwahrscheinlich

Die kursierenden Erreger wurden wahrscheinlich von Menschen eingeschleppt, die in ihrem Land die vor allem in Afrika und Asien noch weit verbreitete Schluckimpfung erhalten haben. Die Viren können von Geimpften bis zu sechs Wochen lang ausgeschieden werden. Das RKI wies darauf hin, dass bei anhaltender Zirkulation des Erregers einzelne Erkrankungen unter nicht ausreichend geschützten Menschen möglich seien. Aufgrund der allgemein hohen Impfquoten und guten Hygienebedingungen in Deutschland sei die Wahrscheinlichkeit aber gering.

Polio wird auch Kinderlähmung genannt, weil der Erreger einst so verbreitet war, dass der Kontakt damit meist schon im Kindesalter erfolgte. Vor allem Kleinkinder waren von den poliotypischen Lähmungen betroffen - meist mit bleibenden Schäden fürs ganze Leben. Eine Therapie gibt es bisher nicht.

Verbreitet wird das hochansteckende Virus meist über kontaminierte Hände als sogenannte Schmierinfektion, in Ländern mit unzureichendem Hygienestandard auch über verunreinigtes Wasser. Polio gilt aufgrund engagierter Impfkampagnen seit Jahren als weltweit nahezu ausgerottet. Menschen, die vollständig gegen Polio geimpft wurden, sind vor der Erkrankung geschützt. In Deutschland werden Babys ab zwei Monaten geimpft.

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