Baden-Württemberg An Heiligabend und Weihnachten in die Kirche: Wie steht es mit der Tradition?
Gehen die Menschen an Weihnachten noch in die Kirche - und wenn ja, mit welchen Erwartungen? Pfarrer Benedikt Ritzler aus Bruchsal erzählt von seinen persönlichen Erfahrungen.
Auch wenn immer mehr Menschen ihnen den Rücken kehren und die Kirchen immer leerer werden - an Heiligabend und Weihnachten sind sie voll, so die persönliche Erfahrung von Pfarrer Benedikt Ritzler von der Katholischen Gemeinde Bruchsal (Kreis Karlsruhe). Die Gottesdienste seien zwar nicht mehr übervoll wie noch vor etwa zehn Jahren, was auch mit der Corona-Pandemie zu tun habe, aber noch immer gut besucht.
Pfarrer Ritzler: An Weihnachten in die Kirche ist Tradition
Von der Evangelischen Landeskirche Baden heißt es, die Weihnachtsgottesdienste seien die am meisten besuchten Gottesdienste im Jahr. Man rechne auch in diesem Jahr nicht mit weniger Besuchern. Am zweiten Weihnachtsfeiertag seien im Vergleich etwas weniger Menschen in den Gottesdiensten.
Für viele gehöre es einfach zur Tradition, an den Weihnachtstagen in die Kirche zu gehen, erzählt Pfarrer Ritzler. Damit seien auch Erinnerungen aus der Kindheit verknüpft. Dazu komme, dass in einer Zeit, in der in vielen Ländern Krieg herrsche oder nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, Menschen eine Sehnsucht nach Hoffnung haben.
Gottesdienste an Weihnachten - das hat sich in Bruchsal geändert
Dennoch habe sich in den vergangenen Jahren einiges in Sachen Kirchenbesuche an Weihnachten geändert, so Pfarrer Ritzler aus Bruchsal. Die meisten Menschen würden heutzutage über die Feiertage nur noch ein bis maximal zwei Mal in die Kirche gehen. Früher seien alle Gottesdienste voll gewesen - auch die am Morgen oder die am späten Abend.
Auch hätten die Familien die Bescherung an Heiligabend nach den Zeiten der Gottesdienste ausgerichtet. Heute sei es genau andersherum. Da stehe die Bescherung und die Familienfeier im Mittelpunkt. Erst dann werde entschieden, ob und wann man in die Kirche gehe, schildert der Pfarrer seine Beobachtungen.
Die katholische Gemeinde in Bruchsal habe auf die Veränderungen reagiert, erklärt Pfarrer Ritzler. So wurden beispielsweise sehr frühe oder sehr späte Gottesdienste gestrichen - dafür gebe es jetzt zwei Gottesdienste um 10:30 Uhr - auch mit Musik.
Pfarrer Ritzler aus Bruchsal hat an Weihnachten genug zu tun
Dennoch habe er als Pfarrer in der Weihnachtszeit genug zu tun. Vor Weihnachten gab es beispielsweise in Bruchsal eine besondere Aktion: 7.000 Sterne wurden verteilt, auf denen die Menschen ihre Wünsche schreiben konnten. Die müssten jetzt auf die sechs katholischen Kirchen verteilt werden.
Zur Weihnachtszeit sind in den katholischen Kirchen in Bruchsal Sterne mit Wünschen ausgelegt
An Heiligabend hält er zwei Gottesdienste, an den beiden Weihnachtstagen jeweils einen. Dabei sei es für ihn als Pfarrer eine Herausforderung, den gleichen Inhalt der Weihnachtsgeschichte jedes Jahr für die Gemeinde neu zu verpacken - und einen aktuellen Bezug herzustellen. Die katholische Gemeinde Bruchsal umfasst sechs Kirchen mit rund 9.000 Mitgliedern.
In der Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" wird die Frage gestellt: Gesellschaft ohne Gott: Brauchen wir den Glauben noch?
Weihnachtslieder: Gemeinsam singen ist schöner als alleine
Was die Menschen auch verbinde, sei das Singen in den Weihnachtsgottesdiensten, weiß der Pfarrer. Laut und kräftig zu singen, brauche Mut, das gehe zusammen einfacher. Weihnachtslieder seien zudem besondere Lieder - sie begleiteten einen das ganze Leben, erklärt Benedikt Ritzler. Es seien einfach schöne Melodien, auch wenn die Texte manchmal etwas alt daherkämen.
Ein Weihnachten ohne "Oh, du fröhliche" oder "Stille Nacht" geht nicht. Pfarrer Benedikt Ritzler aus Bruchsal
In einer Umfrage in der Karlsruher Innenstadt haben wir kurz vor Weihnachten gefragt, ob und welche Lieder Sie an Weihnachten singen. Das sind Ihre Antworten - auch mit kleinen Gesangseinlagen: