Fund in Tiefkühl-Lasagne Pferdefleisch-Skandal erreicht Deutschland
Im Pferdefleisch-Skandal sind nun auch in Deutschland Produkte mit falsch deklariertem Fleisch aufgetaucht. Die Supermarktkette Real rief eine Tiefkühl-Lasagne zurück, nachdem in einzelnen Stichproben Anteile von Pferdefleisch gefunden. Weitere Lebensmittelketten werden derzeit überprüft.
Der Pferdefleisch-Skandal ist in Deutschland angekommen. Lebensmittelprüfer fanden Produkte mit falsch deklariertem Fleisch bei der Supermarktkette Real. Das Unternehmen rief die "TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt" zurück, nachdem in einzelnen Stichproben Anteile von Pferdefleisch gefunden worden waren, wie das Unternehmen mitteilte. "Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand", meldet Real. Das Produkt genüge jedoch nicht den Qualitätsansprüchen des Unternehmens.
Bereits am vergangenen Freitag hatte Real als reine Vorsichtsmaßnahme nach einem Hinweis des Herstellers das Produkt aus dem Verkauf genommen.
"Krasser Fall" von Verbrauchertäuschung
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa stehen noch fünf weitere Unternehmen mit meist bundesweitem Filialnetz auf der Prüfliste der Lebensmittelbehörden, darunter Kaiser's Tengelmann, die Genossenschaft Rewe Dortmund sowie das Tiefkühl-Unternehmen Eismann. Sie haben von Zwischenhändlern demnach Fertigprodukte mit möglicherweise falschen Etiketten bekommen.
Aigner nannte als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch einen "krassen und schlimmen Fall von Verbrauchertäuschung". Falsch gekennzeichnete Fertigprodukte seien vermutlich auch nach Nordrhein-Westfalen gelangt. Luxemburgs Behörden hätten ihr Ministerium entsprechend informiert. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Bundesländer betroffen seien, sagte Aigner.
In den vergangenen Wochen waren in mehreren Ländern der EU Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch oder nur Pferdefleisch verarbeitet worden war.
EU-Landwirtschaftsminister beraten über den Skandal
In Brüssel berieten am Abend die Landwirtschaftsminister der betroffenen EU-Länder über den Pferdefleisch-Skandal. Auch ein Vertreter Deutschlands nahm an dem Treffen teil. Großbritannien will mit Gentests das durch den Pferdefleisch-Skandal erschütterte Verbrauchervertrauen zurückzugewinnen. "Ich möchte so schnell wie möglich DNA-Tests bei der Fleischverarbeitung und von fertigen Produkten", sagte der britische Landwirtschaftsminister Owen Paterson. Zudem erlangen die Briten nun auch eine Herkunftsbezeichnung für verarbeitete Fleischprodukte.
Die EU-Kommission fordert von den Mitgliedstaaten zusätzliche Tests. Damit solle ermittelt werden, in welchem Ausmaß der Fund von nicht deklariertem Pferdefleisch in Lebensmitteln auf Betrug zurückzuführen sei, sagte der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, Tonio Borg. Außerdem empfiehlt die Kommission Untersuchungen bei europäischen Firmen, die Pferdefleisch verarbeiten. Geprüft werden soll, ob sich Tiermedizin-Rückstände in dem Fleisch befinden, die ein Gesundheitsrisiko darstellen.