Studien über Lebensstandards vorgestellt Ost und West fast angeglichen
Zwei Studien zufolge ist der Lebensstandard in Ostdeutschland und Westdeutschland 20 Jahre nach dem Mauerfall nicht mehr so unterschiedlich. Beispiel dafür sei das Konsumverhalten, aber auch die Anzahl der Abiturienten und der Zustand der Umwelt. Eine dritte Studie sieht allerdings ein deutliches finanzielles Gefälle.
20 Jahre nach dem Fall der Mauer hat der Lebensstandard in den neuen Ländern fast Westniveau erreicht. Dieses Fazit präsentierten die Wissenschaftler Klaus Schroeder von der Freien Universität (FU) Berlin und Joachim Ragnitz vom ifo-Institut in Dresden.
Die Angleichung des Lebensstandards in Ost und West sei "inzwischen sehr weit fortgeschritten". Als Beispiel nannten sie die Ausstattung mit langlebigen Konsumgütern. Der Autobesitz liege in Ostdeutschland mit 57 Prozent sogar über Westniveau (51 Prozent). Die Studien wurden im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der Zeitschrift "Super Illu" erstellt.
"Jeden Anlass, stolz zu sein"
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck sagte: "Wir haben in den letzten 20 Jahren ein hervorragendes Fundament in den neuen Ländern gelegt: hochmoderne Industrieanlagen und Infrastruktur, leistungsfähige Hochschulen und Forschungseinrichtungen". Die Ostdeutschen hätten ihr Leben nach der Wende "komplett umkrempeln müssen". Nun hätten sie "jeden Anlass stolz zu sein."
Die vorgestellten Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Wohlstandsangleichung in den neuen Ländern inzwischen sehr weit fortgeschritten sei. Von einer "beispiellosen Wohlstandsexplosion" in den neuen Bundesländern sprach FU-Forscher Schroeder. Die realen Nettomonatsverdienste für ostdeutsche Angestellte hätten sich zwischen 1991 und 2008 etwa verdoppelt, die der ostdeutschen Arbeiter um 60 bis 80 Prozent erhöht. Im Schnitt würden die meisten ostdeutschen Haushalte in den neuen Ländern einen "mit dem Westen durchaus vergleichbaren durchschnittlichen Wohlstand" erreichen, sagte Schroeder.
"Elbe so wenig belastet wie der Rhein"
Doch nicht nur materiell nähere man sich im Osten dem Westniveau: "Die Anteile der Abiturienten an den Schulabgängern eines Jahres haben sich gegenüber 1989 fast verdreifacht", betonte Schroeder.
Ragnitz vom ifo-Institut fügte hinzu: "Die Umwelt ist ganz sicher auch eine Gewinnerin der Einheit. Die Elbe ist inzwischen so wenig belastet wie der Rhein." Die noch immer höhere Arbeitslosenquote im Osten sei vor allem Resultat der dort "höheren Erwerbsneigung" und einer "niedrigeren Teilzeitquote im Vergleich zu Westdeutschland", sagte Schroeder.
Ostdeutsche hinken finanziell spürbar hinterher
Eine dritte heute veröffentlichte Studie trübt das positive Bild allerdings. Die Studie des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken besagt, dass die ostdeutschen Bundesländer finanziell noch spürbar hinterherhinken. So verfüge ein durchschnittlicher Haushalt in Bayern heute über 61.600 Euro, während es im ärmsten Bundesland Sachsen-Anhalt lediglich 26.600 Euro seien.
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