Eklat um SEK-Beamte Sächsische Polizisten wählen NSU-Decknamen
Bei der Vergabe von Tarnnamen vor dem Einsatz beim Erdogan-Besuch haben zwei Beamte des sächsischen Landeskriminalamtes den Namen des NSU-Terroristen Böhnhardt verwendet. Ein Disziplinarverfahren läuft.
Eklat vor dem Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland: Zwei Beamte des sächsischen Spezialeinsatzkommandos (SEK) haben vor ihrem Einsatz in Berlin rund um den Staatsbesuch den Namen des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt als Decknamen verwendet.
Der Name des Mitglieds der NSU-Terrorzelle sei in einer Liste aufgetaucht, teilte das Landeskriminalamt (LKA) mit. Die Betroffenen sollten nach den Angaben einen Aliasnamen wählen und damit ein Zutrittsdokument bekommen.
SEK-Beamte verwenden aus Schutz bei Großeinsätzen regelmäßig Aliasnamen, die beispielsweise in Ausweise und Zugangsberechtigungen für gesperrte Gebiete eingetragen werden.
Von ihrem Einsatz in Berlin seien sie daraufhin "unverzüglich abgezogen" worden, hieß es. Im Rahmen des eingeleiteten Disziplinarverfahrens werde "die Entfernung der Beamten aus dem Dienst angestrebt".
LKA: Verhalten "vollständig inakzeptabel"
Der Präsident des sächsischen LKA, Petric Kleine, zeigte sich entsetzt: "Das Verhalten der Beamten ist vollständig inakzeptabel, im höchsten Maße verantwortungslos und an 'Dummheit' kaum zu überbieten. Es ist geeignet, die ansonsten gute Arbeit und das Ansehen meiner Beamten und der gesamten sächsischen Polizei nachhaltig zu schädigen. Das ist nicht hinnehmbar." Er entschuldigte sich auch bei den Angehörigen der NSU-Opfer.
NSU für zehn Morde verantwortlich
Böhnhardt bildete gemeinsam mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund". Der NSU hatte neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin ermordet. 2011 war der NSU aufgeflogen, nachdem sich Böhnhardt und Mundlos nach einem gescheiterten Banküberfall selbst getötet hatten.