Mobilitätswende Die Rohstoffe der Autobauer
Ohne Kobalt und Lithium keine Elektrobatterien. Doch die Förderung der Rohstoffe steht im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen und Korruption. Wie gehen BMW und Volkswagen mit dieser Verantwortung um?
Die Bundesregierung hat beschlossen, die E-Mobilität voranzutreiben. Dafür - und nicht nur dafür - ist der Rohstoffbedarf gigantisch. Die bisherigen Quellen für Kobalt, Lithium, Kupfer oder Nickel erweisen sich zunehmend als problematisch - sowohl für die deutschen Unternehmen, die auf einem heiß umkämpften Markt immer häufiger das Nachsehen haben, als auch für die Menschen in den Abbauländern, die das kostbare Gut oft unter unwürdigen Bedingungen aus der Erde holen. Die deutschen Autohersteller suchen neue Wege, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
VW feiert
Im September feiern Vertreter des VW-Vorstandes und die Belegschaft begeistert die offizielle Eröffnung des Batterie-Forschungsstandorts von Volkswagen in Salzgitter. Zunächst wird hier, im "Center of Excellence", nur an Batteriezellen für Elektro-Autos geforscht. In vier Jahren will VW in Salzgitter auch selbst Zellen produzieren, wenn auch nur in kleinen Stückzahlen: 16 Gigawattstunden - genug für 180.000 E-Golf pro Jahr, lautet die Zielvorgabe. Dazu hat sich VW mit dem schwedischen Batterieproduzenten Northvolt zusammengetan und ein gemeinsames Unternehmen gegründet.
"Die 'grünste' Batterie der Welt"
Northvolt Strategiechef, Fredrik Hedlund, ist ebenfalls zum feierlichen Start der Pilotanlage in Salzgitter angereist: "Northvolt hat ein sehr starkes Fundament in Sachen Nachhaltigkeit und ist bestrebt, die 'grünste' Batterie der Welt herzustellen. Wir wollen Verantwortung für die gesamte Lieferkette übernehmen - von den Rohstoffen bis zur fertigen Batterie."
VW verlässt sich auf seine Zulieferer
Der hohe Anspruch beim Thema Nachhaltigkeit dürfte den VW-Konzernvorstand für Komponenten und Beschaffung, Stefan Sommer, beruhigen. Denn erklärtermaßen verlässt er sich bei der Frage, woher die Rohstoffe für die Batteriezellen kommen, komplett auf seine Zulieferer: "Wir sind nicht in der Position zu entscheiden, wo unser Rohstoff herkommt, das tun unsere großen Partner und Lieferanten auf der Zellseite." Entscheiden könne man nur, so Sommer, mit welchen Partnern man zusammenarbeitet. Die Partner müssten nachweisen können, dass sie sich an die Nachhaltigkeitskriterien von VW halten.
Doch was passiert, wenn ein großer Lieferant gegen die Nachhaltigkeitskriterien verstößt? Werden die Verträge mit ihm dann gekündigt? VW-Chefeinkäufer Sommer sagt dazu: "Aufgabe des Nachhaltigkeitsratings ist es nicht, Lieferanten auszusortieren, die nicht von sich heraus alle Kriterien erfüllen." Ziel sei es vielmehr mit Lieferanten, die die Kriterien nicht erfüllen, an der Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette zu arbeiten.
BMW kauft Rohstoffe selbst ein
Deutlich mehr Eigenverantwortung will da in Zukunft Konkurrent BMW übernehmen: Ab kommendem Jahr wird der Münchner Konzern Kobalt und Lithium selbst einkaufen und zwar nur aus Minen, die Mitarbeiter wie der Rohstoffeinkäufer Peter Zisch besucht und für gut befunden haben: "Wir haben uns entschieden für Minen in Australien und Marokko. Dort kaufen wir das Material direkt vor Ort in der Mine ein und bringen es dann zum Batteriezellenhersteller."
Entwicklungsprojekt im Kongo gestartet
Auf Lithium aus Bolivien und Kobalt aus dem Kongo - beides besonders bedeutsame Exportländer für diese Stoffe - wird BMW vorerst verzichten. Das könne sich mit dem steigenden Bedarf in Zukunft aber wieder ändern - vorausgesetzt der Abbau dort werde nachhaltiger. Um das zu fördern, hat BMW zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ein Entwicklungsprojekt im Kongo gestartet. Hier sollen Kobalterze unter Einhaltung aller arbeitsrechtlichen und sicherheitstechnischen Bedingungen, die auch in Europa gelten, abgebaut werden. Ob sich das im Kongo tatsächlich umsetzen lässt, bleibt abzuwarten.