Merkel zur Corona-Krise Disziplin gefragt
Kanzlerin Merkel sieht Grund zu "vorsichtiger Hoffnung" in der Corona-Krise. Eine Verschärfung der Maßnahmen sei derzeit nicht nötig. Sie und Mitglieder ihres Kabinetts mahnten die Deutschen aber einhellig zu Vorsicht und Diszplin.
Bundeskanzlerin Merkel sieht erste Erfolge im Kampf gegen das Corona-Virus. Die neuesten Entwicklungen der Zahlen gäben Anlass zu "vorsichtiger Hoffnung", sagte sie. Die Zahl neu gemeldeter Infektionen flache sich leicht ab.
Sie sehe deshalb derzeit keine Notwendigkeit, die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie zu verschärfen. Gleichzeitig machte sie aber auch klar, dass eine rasche Lockerung nicht zu erwarten ist. Merkel rief die Menschen auf, auch über Ostern mit Konzentration und Disziplin die Kontaktbeschränkungen einzuhalten. "Wir können uns sehr, sehr schnell das zerstören, was wir jetzt erreicht haben", sagte sie. Die Lage sei fragil.
Die Bundeskanzlerin will am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten darüber beraten, wie die Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens gelockert werden können. Man werde nur in kleinen Schritten und ganz vorsichtig vorgehen können, sagt Merkel. Eine sehr wichtige Einschätzung dazu werde eine Studie von Wissenschaftlern der Leopoldina sein, die am Montag oder Dienstag veröffentlicht werde.
Kontaktbeschränkungen "über Wochen und Monate"
Mittlerweile gibt es laut dem Gesundheitsministerium mehr als 50.000 Gesundete bei insgesamt fast 110.000 Infizierten. Es gelte nun aber, diese ersten Erfolge nicht zu gefährden, betonte auch Gesundheitsminister Jens Spahn. "Von einem Alltag, wie wir ihn kannten vor Corona, sind wir noch weit entfernt", sagte er. Es müsse noch über Wochen und Monate etwa auf Festivals, Clubbesuche oder Volksfeste verzichtet werden.
Er rief die Bürger auf, die Kontaktbeschränkungen über die anstehenden Feiertage unbedingt einzuhalten. "Ostern wird eine Weggabelung sein", sagte der CDU-Politiker. "Bleiben wir auch übers Wochenende konsequent, wird die schrittweise Rückkehr zur Normalität wahrscheinlicher." Werde man jetzt nachlässig, steige die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verlängerung der Auflagen nötig werde.
Gesundheitsminister Jens Spahn sieht im Osterwochenende eine "Weggabelung".
Altmaier: Vorsichtiges Vorgehen im Sinne der Wirtschaft
Nach Angaben des Gesundheitsministers werden derzeit über 3000 Corona-Patienten in den Krankenhäusern behandelt, die meisten davon würden beatmet. 10.000 Intensivbetten stünden aber frei. Sechs von sieben Patienten würden ambulant behandelt. Pro Tag seien bis zu 100.000 Tests möglich, nun auch zusehends in Pflegeeinrichtungen. Spahn betonte, das deutsche Gesundheitswesen habe eine starke Basis, "bei allen Problemen, die es im Alltag gibt".
Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier warb für ein vorsichtiges Vorgehen: "Es ist auch für die Wirtschaft besser, wenn wir einige Tage länger diszipliniert durchhalten, als wenn wir zu früh beginnen und dann Lockerungsmaßnahmen wieder zurücknehmen müssen." Er sprach von einem "ersten Silberstreif", aus dem aber noch ein verlässlicher Trend werden müsse.