Vor Auto-Gipfel Merkel verspricht eine Million Ladestationen
Beim Thema E-Mobilität klaffen Wunsch und Wirklichkeit in Deutschland weit auseinander. Kanzlerin Merkel wirbt vor dem morgigen Auto-Gipfel für die Mobilitätswende - und verspricht eine Million Ladestationen bis 2030.
Egal ob BMW, Mercedes oder VW - bei Automobilen hat den Deutschen jahrzehntelang keiner etwas vorgemacht. Doch bei der Verkehrswende und dem Übergang zu alternativen Antriebstechnologien droht die Autonation, den Anschluss zu verlieren. Wiederholt hat die Bundesregierung selbstgesteckte Ziele im Bereich der E-Mobilität verfehlt - etwa dass 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rollen würden. Das setzt Deutschland auch beim Klimaschutz unter Druck.
Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt daher auf weitere Kaufprämien und einen Ausbau des Ladestellen-Netzes, um mehr Bürger zum Erwerb von Elektroautos zu bewegen. Einen Tag vor dem Auto-Gipfel im Kanzleramt sagte sie in ihrem wöchentlichen Video-Podcast, dabei müsse auch die Industrie einen Beitrag leisten. Diese solle gemeinsam mit dem Staat die Kaufprämien finanzieren. Zudem "wollen wir eine Million Ladepunkte bis zum Jahr 2030 schaffen, und hieran wird sich auch die Industrie beteiligen", versprach Merkel.
Auch Wasserstoff Teil der Strategie
Neben diesen Themen sollen bei dem Auto-Gipfel in Berlin auch noch weitere Themen im Zentrum stehen: So werde bei den neuen Antriebstechnologien neben der Elektromobilität auch Wasserstoff eine strategische Rolle spielen. Zum anderen werde es um die Auswirkungen des Mobilitätswandels auf die Arbeitswelt gehen, so Merkel. Deshalb seien auch die Zulieferer zu dem Treffen eingeladen. "Wir werden darüber reden, wie Menschen die Transformation vom klassischen Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität schaffen können", sagte Merkel. "Wir wollen unsere Fachkräfte mitnehmen auf den Weg in eine moderne, klimafreundliche Zukunft."
Am Auto-Gipfel werden neben der Kanzlerin unter anderem Verkehrsminister Andreas Scheuer, Finanzminister Olaf Scholz und Arbeitsminister Hubertus Heil teilnehmen. Unklar ist noch die Teilnahme von Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der sich zuletzt bei einem Sturz das Nasenbein gebrochen hatte. Erwartet werden zudem Vertreter der Gewerkschaften und mehrere Vorstände der Hersteller.
Zankapfel Ladestationen
Bei Ladestationen dürfte eine Einigung zumindest skizziert werden. Hier gebe es seit längerem Gespräche der Energiekonzerne mit dem Verkehrsministerium, sagten mehrere Insider. Um letzte Details dürfte am Montag noch gerungen werden. Befürchtungen der Versorger, bereits gebaute Ladesäulen könnten zur Investitionsruine werden, seien beseitigt.
Unter Berufung auf einen "Masterplan Ladeinfrastruktur" der Bundesregierung hatte die Nachrichtenagentur DPA berichtet, Berlin wolle die Wirtschaft beim flächendeckenden Aufbau von Ladepunkten stärker in die Pflicht nehmen. Konkret gehe es dabei um Ladestationen, die zwar wenig angefahren würden und wenig wirtschaftlich seien - aber für das Netz dennoch von "strategischer Bedeutung". Für solche Standorte seien gegebenenfalls "ordnungsrechtliche Vorgaben" notwendig.
Der scheidende Präsident des Verbands der Automobilindustrie, Bernhard Mattes, hatte zuletzt betont, es müsse vor allem bei der Lade-Infrastruktur für E-Autos Fortschritte geben. Um die CO2-Ziele der EU bis 2030 zu erreichen, müssten bis dahin auf deutschen Straßen sieben bis 10,5 Millionen E-Autos unterwegs sein.
Bei Lademöglichkeiten sei auch die Politik gefordert, vor allem die Kommunen, weil sie die Gegebenheiten vor Ort am besten kennen würden, betonte Mattes. "Die heute vorhandenen gut 20.000 öffentlichen Ladepunkte reichen nicht. Notwendig bis 2030 sind eine Million öffentliche Ladepunkte, zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte und mehrere Millionen private Ladepunkte."