Interview "Wir sind so ähnlich wie Linux"
Wie kann eine "Bande von Spinnern" ein derartig erfolgreiches und umfangreiches Projekt wie Wikipedia erfolgreich aufrechterhalten und weiterentwickeln? tagesschau.de sprach mit Brion Vibber, einem der Wikipedia-Entwickler.
tagesschau.de: Bei Wikipedia verdoppeln sich die Zugriffe und Artikel etwa alle drei Monate. Wird dass Projekt nicht irgendwann das Opfer seines eigenen Erfolgs?
Brion Vibber: Ich denke nicht. Und selbst wenn wir es nicht schaffen würden - unsere Inhalte sind frei, ein Copyright gibt es nicht. Falls wir uns auflösen, würden andere nachfolgen und die Beiträge weiterverwenden.
tagesschau.de: Kann man ein solches System mit einer gemeinnützigen Organisation ohne einen einzigen bezahlten Angestellten dauerhaft managen?
Brion Vibber: Es ist erstaunlich, was man mit Freiwilligen machen kann. Kosten entstehen bei Wikipedia nur auf Seiten der Technik - und daran arbeiten wir: Die Wikimedia-Stiftung sammelt Geld von Spendern und Organisationen, außerdem wollen wir durch Lizensierung von Produkten Einnahmen erzielen.
tagesschau.de: Begibt sich Wikipedia dadurch nicht in direkte Konkurrenz zu kommerziellen Enzyklopädien?
Brion Vibber: Ich sehe die Entwicklung ähnlich wie beim Betriebssystem Linux: Zunächst war es ein reines Freizeitprodukt. Inzwischen leben immer mehr Menschen davon. Auch wenn es einen kommerziellen Zweig geben sollte, wird die ehrenamtliche Seite immer weiter gehen.
tagesschau.de: Erzeugen kontroverse, oft geänderte Themen viel Aufwand bei Pflege?
Brion Vibber: Es ist ein Problem, aber ein kleineres, als die meisten Leute denken. Wir haben Mechanismen gefunden, die den Arbeits- und Speicheraufwand reduzieren. Auch Vandalismus oder Attacken kommen bei uns auch nicht öfter vor als anderswo im Netz.
Das Gespräch führte Wulf Rohwedder.