Autos fahren am Neckartor in Stuttgart (Baden-Württemberg) an einer Messtation zur Messung der Luftqualität vorbei.

Luftqualität Luft in Deutschland ist sauberer geworden

Stand: 10.02.2022 14:15 Uhr

Die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastung der Luft ist 2021 gesunken. Dazu hat auch die Pandemie beigetragen. Aber die zugrunde gelegten Grenzwerte sind 20 Jahre alt und sollen überarbeitet werden.

Die Luftqualität in Deutschland wird besser. Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt nach einer vorläufigen Auswertung von 600 Messstationen in Deutschland. Die Grenzwerte für Feinstaub sind 2021 demnach in keiner deutschen Stadt überschritten worden, die für Stickstoffdioxid nur in wenigen Orten, sagte der Präsident des Bundesamts, Dirk Messner. "Das ist erfreulich und zeigt, dass mit geeigneten und konsequent umgesetzten Luftreinhaltemaßnahmen viel zu erreichen ist", sagte Messner. Die Messstellen, an denen der Stickstoffdioxid-Grenzwert überschritten wurden, liegen in München und Ludwigsburg.

Zwar hat die Pandemie die Entwicklung begünstigt, weil insgesamt weniger Verkehr auf den Straßen herrschte, die gute Entwicklung halte aber schon seit mehreren Jahren an. Hauptquelle für Stickstoffdioxid ist der Autoverkehr, vor allem ältere Dieselfahrzeuge, und die Energieerzeugung.

Dirk Messner

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, auf einer Pressekonferenz.

Allerdings wurden die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vor mehr als 20 Jahren festgelegt. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sich Luftverschmutzung auf die Gesundheit auswirkt, sind darin nicht berücksichtigt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte ihre Leitlinien im letzten Jahr aktualisiert und deutlich verschärft. Diese neuen, strengeren Werte werden laut Messner noch in fast jeder deutschen Stadt überschritten. "Wir haben seit 20 Jahren an diesen Grenzwerten nicht gearbeitet – die Message ist: Wir sollten es tun", sagte Messner. Die EU-Kommission überarbeitet derzeit die geltende Luftqualitätsrichtlinie, deren Werte an die der WHO angeglichen werden sollen.

Für 2019 schätzte die Europäische Umweltagentur, dass in Deutschland 53.800 Menschen wegen dauerhafter Belastung mit Feinstaub vorzeitig gestorben sind. Auch wenn die Feinstaubbelastung in vielen städtischen Bereichen heute so niedrig sei wie vor zehn Jahren auf dem Land, hat Messner Vorschläge, wie sie weiter gesenkt werden könnte: Es sollte auf das Heizen mit Holz verzichtet werden. "Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an", sagte Messner. Das Verfeuern von Holz treibe die Feinstaubbelastung stärker voran als Autos.

"Für wirklich gesunde Luft muss die Schadstoffbelastung dauerhaft und deutschlandweit weiter verringert werden", sagte Messner. Mit den bisherigen Maßnahmen zum Reinhalten der Luft seien keine weiteren Verbesserungen mehr zu erwarten.

Mario Kubina, Mario Kubina, ARD Berlin, 10.02.2022 14:12 Uhr