Lubmin an der Ostsee Scholz weiht zweites LNG-Terminal ein
Erst im Dezember war das erste deutsche LNG-Terminal eröffnet worden. Mit einer symbolischen Drehung gab Kanzler Scholz nun den Betrieb eines zweiten Terminals in Lubmin frei. Von Umweltverbänden gibt es Kritik.
In Lubmin an der Ostsee hat das zweite deutsche Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) offiziell den Betrieb aufgenommen. Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz erhielten die Betreiber der Anlage die Betriebsgenehmigung.
Wie im ersten LNG-Terminal im niedersächsischen Wilhelmshaven nimmt in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern ein Spezialschiff das LNG auf, wandelt es um und speist es ein. Scholz gab mit einer symbolischen Drehung an einem Rad auf dem Schiff "Neptune" eine Gasleitung frei. "Wir kommen durch diesen Winter, jeder merkt es bei sich zu Hause, die Gasversorgung ist nicht beeinträchtigt", sagte er. "Eine Wirtschaftskrise ist in Deutschland auch ausgeblieben." Neben milliardenschweren Hilfsprogrammen sei auch die Sicherung der Energieversorgung ein Grund dafür.
Terminal im Testbetrieb
"Wir freuen uns, dass wir heute einen weiteren Schritt machen zur Energiesicherheit in Deutschland", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Der Umweltminister des Landes, Till Backhaus, hatte zuvor die Betriebsgenehmigung an Ingo Wagner, den Geschäftsführer der Deutschen Regas, übergeben.
Im Rahmen eines Testbetriebs wird bereits Gas eingespeist. Im Dezember war das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet worden. Anders als das dortige Terminalschiff, das die Bundesregierung gechartert hat, wird die Anlage in Lubmin an der Ostsee rein privatwirtschaftlich betrieben. Sie soll vor allem Ostdeutschland mit jährlich bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas versorgen. Zum Vergleich: Allein über die Pipeline Nord Stream 1 kamen 2021 fast 60 Milliarden Kubikmeter.
Nach früheren Angaben will Deutschland im Winter 2023/24 etwa ein Drittel des bisherigen Gasbedarfs über schwimmende LNG-Terminals decken. Ein drittes Terminal in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein soll in Kürze folgen.
Kritik von Umweltverbänden
Von Umweltverbänden wurde unter anderem kritisiert, dass Deutschland langfristig Überkapazitäten für den Gasimport schaffe und so den angestrebten Ausstieg aus fossilen Energieträgern behindere. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Mecklenburg-Vorpommern kritisierte zudem, die Genehmigungsauflagen zum Schutz des Meeresraums Greifswalder Bodden seien nicht geeignet, Schäden zu vermeiden.Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte Widerspruch gegen die Genehmigung an.
Der Antrag des Unternehmens sei in Rekordzeit aber dennoch gründlich bearbeitet und beschieden worden, sagte Umweltminister Backhaus. Die Einwendungen von Bürgern und Verbänden seien ernst genommen und eingehend geprüft worden. "Die Prüfungen haben ergeben, dass der Bodden nicht durch eingeleitetes Kühlwasser in Mitleidenschaft gezogen wird", sagte Backhaus. Es würden auch keine Biozide ins Gewässer eingeleitet und das angrenzende FFH- und Vogelschutzgebiet werde nicht beeinträchtigt.
Die Ansiedlung bleibe aber auch nicht ohne Nebenwirkungen, sagte Backhaus. Derzeit liefen Schallmessungen, weil sich Bürgerinnen und Bürger aus den Nachbargemeinden über Immissionen beschwert hätten. Sollte die Regasifizierungsanlage ursächlich für die Belästigung der Menschen sein, würden schallmindernde Auflagen folgen, sagte er weiter. Die DUH forderte einen sofortigen Betriebsstopp des Terminals. Der Betrieb dürfe erst starten, wenn alle technischen Fragen geklärt sind.
Flüssigerdgas (LNG) wird aus mehreren Regionen der Welt per Schiff geliefert, wieder in Gas umgewandelt und in das Gasnetz eingespeist. Deutschland setzt unter anderem auf LNG, um ausbleibende russische Gaslieferungen zu ersetzen und baut dafür im Eiltempo eine eigene Infrastruktur auf.