Lebensmittelverschwendung Weniger Essen für die Tonne
Pro Jahr werden hierzulande elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen - Ernährungsministerin Klöckner will das ändern. Ihrer Strategie hat das Kabinett nun zugestimmt.
Die Bundesregierung will die Lebensmittelabfälle in Deutschland verringern und Wirtschaft und Verbraucher dafür stärker einbeziehen. Das sieht eine Strategie von Ernährungsministerin Julia Klöckner vor, die das Kabinett beschlossen hat.
Vorgesehen ist unter anderem, mit Unternehmen, Verbänden, Ländern und Wissenschaft konkrete Maßnahmen auf freiwilliger Basis zu erarbeiten - zum Beispiel bei Lieferprozessen. Auch passendere Portionsgrößen in Restaurants und Kantinen sollen dabei helfen, dass weniger Nahrungsmittel im Müll landen.
Lebensmittelabfälle sollen halbiert werden
Vor allem Jugendliche und junge Familien sollen mit Informationen über das Internet stärker sensibilisiert werden. Klöckner betonte das Regierungsziel, Lebensmittelabfälle auf Ebene von Einzelhandel und Verbrauchern bis 2030 zu halbieren. Das soll auch zum Klimaschutz beitragen.
Jährlich würden elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, erklärte die CDU-Politikerin. "Das will ich ändern." Die Wertschätzung für Nahrungsmittel müsse gesteigert werden. So seien etwa Unternehmen gefordert, Lebensmittelabfälle schon während der Produktion und des Transports zu minimieren.
Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung setzt Klöckner auch auf intelligente Produktverpackungen. In dieses gemeinsam mit Digitalisierungsexperten entwickelte Projekt würden mehrere Millionen Euro investiert, sagte Klöckner im ARD-Morgenmagazin.
Schonung von Ressourcen
Für einen "verzehrfertigen Apfel" würden 70 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Käse 5000 Liter, sagte Klöckner. In der Lebensmittelproduktion stecke "so viel drin an Ressourcen, an Energie, an Emissionen", warnte Klöckner, all das werde beim Wegwerfen von Nahrungsmitteln verschwendet.
Klöckner will nach eigenen Worten unter anderem mit dem Lebensmittelhandel eine Kooperation eingehen, damit sich Verbraucher dort informieren könnten, wo sie auch einkaufen gingen. Wichtig seien neben informativen Verpackungen auch Apps und Infoflyer.
Die Möglichkeit, zu große Portionen aus Restaurants mitzunehmen, könnte zu weniger Lebensmittel-Abfall führen.
Lob und Kritik für Klöckners Vorstoß
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels begrüßte die Pläne. Der Lebensmittelhandel beteilige sich "mit Augenmaß" an der Strategieumsetzung. Handelsunternehmen müssten immer "eine Balance finden zwischen Wettbewerb, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit".
Renate Künast, ernährungspolitische Sprecherin der Grünen, vermisst dagegen ein ganzheitliches Konzept. Das Thema Überproduktion werde überhaupt nicht angetippt, sagte Künast. "Und die Überproduktion ist eigentlich der erste Ansatzpunkt, der schafft, dass schon ganz früh weggeworfen wird, dass energieintensive Lebensmittel in der Biogas-Anlage landen."
Sie kritisierte auch den Handel, der "bis eine Sekunde vor Ladenschluss vollste Obst- und Gemüse-Regale" haben müsse.
Mit Informationen von Claudia Plaß, NDR Info