Folgen der Maßnahmen Lauterbach verteidigt Corona-Kurs
Gesundheitsminister Lauterbach hat den deutschen Umgang mit der Corona-Pandemie verteidigt. Dass es durch die eher strengen Maßnahmen mehr psychische Störungen als in anderen Ländern gebe, wies er zurück.
Die Belastung durch die Corona-Pandemie sorgt bei manchen Menschen für psychische Störungen. Das haben Studien nachgewiesen. Sind diese Probleme durch die eher strengen Maßnahmen in Deutschland schwerwiegender als in anderen Ländern? Dem hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach in der ARD widersprochen: "Da muss man vorsichtig sein, das geben die Studien aus meiner Sicht nicht her", sagte der SPD-Politiker bei Hart aber fair.
Es gebe mehr psychische Störungen auch in Staaten, die weniger gemacht haben als Deutschland. Als Beispiel nannte er die USA, wo seiner Ansicht nach sehr viele Tote vermeidbar gewesen wären. Die Störungen seien mutmaßlich eher auf die Corona-Lage insgesamt als auf die Schutzmaßnahmen zurückzuführen.
Mehr Probleme bei jungen Menschen
Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) war die Zahl der Jugendlichen mit Anzeichen einer Depression im ersten Corona-Lockdown 2020 deutlich angestiegen. Vor der Pandemie hatten demnach zehn Prozent der Jugendlichen von 16 bis 19 Jahren depressive Symptome, am Ende des ersten Lockdowns waren es 25 Prozent. Die Symptome reichten von stillem Rückzug bis zu Verhaltensauffälligkeiten und Essstörungen.
Auch das Bundesfamilienministerium spricht von immensen körperlichen und seelischen Folgen für junge Menschen. Das zeigten Ergebnisse verschiedener Studien und Beteiligungsformate von jungen Menschen. 2020 seien nach Auskunft des Deutschen Caritasverbandes 1500 junge Menschen beraten und begleitet worden. Im Jahr davor seien es 1350 gewesen. Im zweiten Lockdown vom November 2020 bis Mai 2021 sei eine Steigerung der Kontakte um 30 Prozent registriert worden. Dies sei "ein starkes Indiz für den pandemiebedingt noch einmal gewachsenen Begleitungsbedarf junger Menschen".
"Dafür steht die Bundesregierung nicht zur Verfügung"
Lauterbach verglich die Maßnahmen in Deutschland mit denen in Großbritannien und nannte den Verzicht der britischen Regierung auf strenge Maßnahmen trotz explodierter Infektionszahlen eine "unethische Wette". Der britische Kurs komme auch schon deshalb nicht in Frage, weil die Impfquote in Deutschland insbesondere bei den Älteren viel schlechter sei als die in Großbritannien. "Ich würde eine solche Strategie wie in England, die auf Durchseuchung hinausläuft, ohne dass man es so nennen will, eine solche Strategie würde ich uns niemals empfehlen. Und dafür steht auch die Bundesregierung nicht zur Verfügung."