Verteidigungsministerin in der Kritik Scholz nimmt Lambrecht in Schutz
Wegen der Mitnahme ihres Sohnes im Regierungshubschrauber steht Verteidigungsministerin Lambrecht weiterhin in der Kritik. Nun hat sich der Kanzler vor seine Ministerin gestellt. Lambrecht leiste gute Arbeit, so Scholz.
Olaf Scholz hat seiner angeschlagenen Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht den Rücken gestärkt. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal "t-online" antwortete der Kanzler auf die Frage, ob sie eine Belastung für seine Regierung sei, er sei sich sehr sicher: "Wenn man in drei Jahren auf die Wahlperiode zurückblickt, wird es heißen: 'Sie ist die Verteidigungsministerin, die dafür gesorgt hat, dass die Bundeswehr endlich ordentlich ausgestattet ist'". Auf die Feststellung, dass dies eine kühne Prognose sei, entgegnete der Kanzler: "Nein".
Auch SPD-Chef Lars Klingbeil stellte sich hinter seine Parteigenossin. "Christine Lambrecht ist Verteidigungsministerin und sie bleibt es", sagte Klingbeil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er sehe, was die Ministerin täglich leiste. "16 Jahre lang wurde die Bundeswehr heruntergewirtschaftet, und sie muss jetzt die Kehrtwende schaffen." Es sei gut, dass mit Lambrecht eine "erfahrene Parlamentarierin und Top-Juristin" an der Spitze des Ministeriums stehe.
Union: Lambrecht fehlt das notwendige Amtsverständnis
Lambrecht hatte in einem Regierungshubschrauber zu einem Truppenbesuch in Norddeutschland Mitte April ihren 21-jährigen Sohn mitgenommen, ohne dass dieser an dem Militärbesuch selbst teilnahm. Am nächsten Tag und nach einer Hotelübernachtung ging es mit Auto und Personenschützern auf die Insel Sylt.
Anschließend hatte es harsche Kritik an Lambrechts Verhalten aus der Opposition gegeben. Die Ministerin zeige "mit ihrer zurückhaltenden Reaktion auf die Vorwürfe, dass ihr das notwendige Amtsverständnis fehlt", so Unionsfraktionsvize Johann Wadephul. Es reiche nicht, für die Zukunft mehr Sensibilität zu versprechen. Lambrecht müsse umfänglich für Transparenz sorgen und ihre "Salamitaktik" beenden. Es dürfe in der aktuellen Lage keinen Zweifel an der Integrität der Verteidigungsministerin geben.
"Richtig im Urlaub ist man sowieso nie"
Die SPD-Politikerin hatte Verständnis für öffentliche Kritik an dem Mitflug geäußert. Zugleich kündigte sie Konsequenzen an, damit solche Vorwürfe künftig nicht mehr möglich seien. Details nannte sie nicht. Als Ministerin habe sie jedoch sehr wenig Zeit für Privatleben. Es sei ihr wichtig, den Kontakt zu ihrem Sohn zu halten. Das Verteidigungsministerium hatte darauf verwiesen, dass Lambrecht den Flug regelkonform beantragt und die Kosten voll übernommen habe.
Klingbeil betonte, Lambrecht habe sich bei der Organisation ihres Urlaubs an die Vorschriften gehalten. "Es ist völlig legitim, dass Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker auch mal vier freie Tage haben. Richtig im Urlaub ist man sowieso nie."
Lambrecht steht allerdings nicht nur wegen des Helikopterflugs in der Kritik. Seit ihrem Amtsantritt wird ihr vorgeworfen, dem Amt als Verteidigungsministerin in Kriegszeiten nicht gerecht zu werden. Immer wieder bringen auch Stilfragen, die Ministerin in die Kritik.