Mehr Corona-Infektionen Krankschreibung wieder telefonisch möglich
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen ist die telefonische Krankschreibung wieder möglich - bis Ende November. Die Krankenkasse DAK fordert dagegen eine Dauerlösung, um Ansteckungsrisiken und damit auch Arbeitsausfälle zu minimieren.
Angesichts weiterhin hoher Corona-Infektionszahlen sind Krankschreibungen wegen Erkältungsbeschwerden ab sofort wieder rein telefonisch und ohne Praxisbesuch möglich. Sie gilt vorerst befristet bis zum 30. November, wie der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern (G-BA) mitteilte.
Wer eine leichtere Atemwegserkrankung hat - und nur für solche Fälle greift die Regelung - ruft in der Praxis eines niedergelassenen Arztes an und muss dann mit dem Mediziner ein Gespräch führen. Ist dieser nach einer, wie es heißt, eingehenden telefonischen Beratung von der Arbeitsunfähigkeit überzeugt, dann darf eine Krankschreibung erfolgen - bis zu sieben Tage. Sollten die Symptome dann noch nicht abgeklungen sein, darf diese einmalig um noch mal sieben Tage verlängert werden. Ein Anruf bei einer oder einem Medizinischen Fachangestellten reicht also nicht aus für die Krankschreibung.
Praxen vermehrt belastet
Die Corona-Infektionszahlen seien wieder angestiegen, erklärte der G-BA-Vorsitzende Josef erklärte der Ausschussvorsitzende Josef Hecken. Gleichzeitig beginne in den kommenden Monaten die Erkältungs- und Grippesaison. "Wir wollen volle Wartezimmer in Arztpraxen und das Entstehen neuer Infektionsketten vermeiden", sagte er. Die telefonische Krankschreibung sei eine einfache, erprobte und bundesweit einheitliche Lösung dafür. Die Regel sei zudem nötig, weil Videosprechstunden noch nicht überall angeboten würden.
Die telefonische Krankschreibung war wegen sinkender Infektionszahlen nach zwei Jahren zum 1. Juni ausgelaufen. Eine Wiederaufnahme behielt sich der G-BA schon damals jedoch vor. Das Instrument war erstmals im Frühjahr 2020 eingeführt und mehrfach verlängert worden.
DAK befürwortet Dauerlösung
Die Krankenkasse DAK hat für den Fall leichter Atemwegserkrankungen eine dauerhafte Etablierung der telefonischen Krankschreibung gefordert. Diese dürfe "nicht immer wieder zur Debatte stehen, weil sie sich bewährt hat“, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Eine Reduktion von Ansteckungsrisiken helfe dabei, die Zahl der Arbeitsausfälle zu senken.
Auch der Sozialverband VdK begrüßte die Wiedereinführung der Regel. Gerade die Risikogruppen könnten sich dadurch viele Kontakte mit Ansteckungsgefahr ersparen, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Diese Menschen litten oft unter besonders schweren Auswirkungen nach einer Corona-Infektion.
Hausärzteverband gegen Verpflichtung
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe lobte den Beschluss ebenfalls. Gerade mit Blick auf gefährdete Gruppen wie chronisch kranke Menschen müssten Alternativen zum Praxisbesuch zur Verfügung stehen, so Geschäftsführer Martin Danner.
Der Deutsche Hausärzteverband wies darauf hin, dass allein die Ärztinnen und Ärzte entschieden, ob eine Krankschreibung per Telefon vertretbar sei. Dieses Modell sei eine Möglichkeit, aber keine Pflicht, sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt.
Mit Informationen von Dietrich Karl Mäurer, ARD-Hauptstadtstudio