Geiselnahme in Köln Generalbundesanwalt übernimmt Ermittlungen
Nach der Geiselnahme in Köln hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen. Das bestätigte eine Sprecherin dem SWR. Man sehe eine "besondere Bedeutung" des Falls.
Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Geiselnehmer vom Kölner Hauptbahnhof übernommen. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde dem SWR. Der Generalbundesanwalt sehe eine "besondere Bedeutung" des Falls. Außerdem gebe es Hinweise auf eine mögliche radikal-islamistische Einstellung des Tatverdächtigen.
"Möglichst viele Menschen treffen"
Mit dem Brandanschlag in einem Schnellrestaurant wollte der Tatverdächtige offenbar möglichst viele Menschen treffen. Es sei großes Glück, dass nicht viel mehr Menschen verletzt worden seien, betonte der Kölner Kripochef Klaus-Stephan Becker. Gegen den Tatverdächtigen erging ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes in zwei Fällen und Geiselnahme. Sicher ist nach Angaben der Polizei, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 55-jährigen Flüchtling aus Syrien handelt.
Nach Angaben des Kölner Kripochefs Klaus-Stephan Becker ist es Glück, dass nicht viel mehr Menschen verletzt wurden.
Der Tatverdächtige liegt im Koma
Der schwer verletzte Mann ist nach einer mehrstündigen Operation außer Lebensgefahr. "Er liegt aber weiter im Koma", sagte Miriam Brauns, die stellvertretende Polizeipräsidentin von Köln. Der Tatverdächtige habe noch nicht vernommen werden können. Mehrere Schüsse der Polizei hatten ihn bei der Erstürmung der Apotheke getroffen. Er wurde reanimiert.
Bei dem Anschlag auf das Fast-Food-Restaurant hatte der Mann große Mengen Benzin über den Boden gekippt. Eine Überwachungskamera hielt dies fest. Kurz darauf zeigt das Video eine dramatische Explosion. Das Video mache deutlich, dass die Kunden in der Filiale überwiegend großes Glück gehabt hätten, sagte Becker. Ein 14 Jahre altes Mädchen erlitt jedoch schwere Verbrennungen.
Nach der Tat ließ der Mann einen Koffer und eine Aktentasche mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger in dem Schnellrestaurant zurück, flüchtete in eine Apotheke und nahm dort eine Angestellte als Geisel. Ein "Zufallsopfer", davon ist Becker nach eigenen Angaben überzeugt. Als der Tatverdächtige die Frau in seiner Gewalt mit Benzin übergoss, griff die Polizei ein.
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung entdeckte die Polizei weiteres Benzin. An der Wand fanden sich arabische Schriftzeichen, die sich zwar auf den Islam, nicht aber auf das Terrornetzwerk "Islamischer Staat" beziehen.
13 Mal straffällig geworden
Der Syrer ist laut Polizei als Asylberechtigter anerkannt und besitzt eine Aufenthaltserlaubnis bis Juni 2021. In Deutschland lebte er nach Polizeiangaben seit März 2015, fast ausschließlich in Köln. Die Frau des 55-Jährigen lebt dagegen noch in Syrien, sein Sohn und sein Bruder sind in Deutschland.
Seit Sommer 2016 ist der Mann 13 Mal straffällig geworden, unter anderem wegen eines Rauschgiftdelikts, Betrugs, Ladendiebstahls und Hausfriedensbruchs. "Die Strafbarkeit führt nicht zu einer Ausreisepflicht, solange jemand als Flüchtling vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) anerkannt ist", teilte die Stadt Köln mit. Psychisch sei der Mann nicht in der Lage gewesen zu arbeiten, hieß es weiter.