Kirchentag 2019 in Dortmund Christentreffen ohne AfD
In Dortmund beginnt der Evangelische Kirchentag - 100.000 Besucher werden erwartet. Die Politik ist traditionell prominent vertreten - ausgenommen die AfD. Die wurde dieses Jahr ausgeladen. Das sorgt für Kritik.
Wenn der Evangelische Kirchentag heute in Dortmund startet, ist auch viel Prominenz dabei. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet halten Ansprachen zur Eröffnung. Kanzlerin Angela Merkel, ihre halbe Regierungsmannschaft sowie viele andere Schwergewichte aus Politik, Wissenschaft und Kultur diskutieren über Klimawandel, Zuwanderung oder sozialen Zusammenhalt. Zu den gut 2000 Veranstaltungen und dem bunten Rahmenprogramm werden mehr als 100.000 Besucher erwartet.
Der Journalist Hans Leyendecker ist Kirchentagspräsident 2019.
Politiker der AfD werden auf den Bühnen nicht vertreten sein. Denn die wurden dieses Jahr explizit nicht eingeladen. Der Präsident des 37. Kirchentags, der Journalist Hans Leyendecker, hatte in der Planungsphase betont: "Wir laden diesmal in Dortmund keinen Repräsentanten der AfD auf die Bühne, weil inzwischen eine Verbrüderung mit Rechtsextremisten stattgefunden hat." AfD-Funktionäre werden also keinen Raum bekommen, aber mit Anhängern und Sympathisanten wolle man gerne diskutieren.
"AfD muss ihr Verhältnis zum Rechtsextremismus klären"
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm verteidigte die Entscheidung heute im SWR: Menschen, die der AfD nahe stünden, seien jederzeit willkommen. Hetze aber dürfe auf öffentlichen Podien kein Forum haben. Spitzenvertreter der AfD hätten sich nach den Vorfällen von Chemnitz radikalisiert. Gerade auch nach dem jüngsten Fall des getöteten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, sei es spätestens jetzt "fällig, dass die AfD ihr Verhältnis zu Rechtsextremismus klärt". Es sei an der Zeit, jegliche Verharmlosung von Rechtsextremismus hinter sich zu lassen. Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, rechtfertigte den Schritt: "Ich halte es für richtig, die AfD nicht zum Kirchentag einzuladen."
Doch der Umgang mit der AfD und mit AfD-Mitgliedern bei kirchlichen Veranstaltungen ist nicht einheitlich: Beim Katholikentag 2016 in Leipzig waren AfD-Vertreter explizit ausgeschlossen. Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin diskutierten der Berliner Bischof Markus Dröge und die damalige Sprecherin der Vereinigung "Christen in der AfD", Anette Schultner. Sie trat später allerdings aus der Partei aus, weil es ihrer Ansicht nach zu wenige AfD-Funktionäre gibt, die bereit sind, "Stoppzeichen" zu setzen gegen Radikale in der Partei.
Göring-Eckardt sagte zu Schultner: "Bei den vergangenen Kirchentagen war sie ja eingeladen in Person einer kirchenpolitischen Sprecherin. Das war zu dem Zeitpunkt auch richtig so." Doch ihr Austritt aus der AfD und dass sich die Partei seitdem massiv radikalisiert habe, erkläre das Vorgehen auf dem Christentreffen. "Der Kirchentag ist nicht dazu da, eine Plattform zu bieten für rassistische Ideologie," betonte Göring-Eckardt.
Schwieriges Verhältnis der Kirchen zur AfD
Der FDP-Politiker Stefan Ruppert warf dem Evangelischen Kirchentag politische Einseitigkeit vor. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst sprach Ruppert von einer "grünen Einseitigkeit". Anders als die AfD seien die Liberalen zwar nicht offiziell von Podien ausgeschlossen worden. "Faktisch hat man uns aber ebenfalls nicht eingeladen", sagte der kirchenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der selbst evangelischer Christ ist.
Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag, der bis Sonntag stattfindet, steht unter dem biblischen Leitspruch "Was für ein Vertrauen". Unter der Losung geht es um Verunsicherung, sozialen Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Zuwanderung, Integration, um Umwelt und Klimaschutz.