Kanzlerkandidat Scholz Wie startet die SPD-Basis in den Wahlkampf?
Tagelang ging es vor allem darum, ob wieder Scholz oder doch Pistorius Kanzlerkandidat der SPD wird. Leichter gemacht hat das den Wahlkampf nicht. Wie gehen die Mitglieder an der Basis damit um?
Inzwischen ist klar: Er macht es noch einmal. Der SPD-Vorstand nominiert heute Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten und damit haben die Ortsvereine Gewissheit für den anstehenden Wahlkampf. Im größten Landesverband der SPD in Nordrhein-Westfalen legen die Helfer jetzt richtig los.
"Es ist was los in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland." Mit dieser Feststellung beginnt der SPD-Landesvorsitzende Achim Post am Freitagnachmittag seine Pressekonferenz, die gut besucht ist. Post hatte sich gemeinsam mit seiner Kollegin Sarah Philipp nicht klar für Scholz ausgesprochen. Die Erleichterung, dass nun eine Personalentscheidung zwischen Pistorius und Scholz getroffen wurde, macht er deutlich: "Die SPD ist eine Partei, die, wenn es drauf ankommt. sehr geschlossen und entschlossen in solche Wahlschlachten geht."
Die nordrhein-westfälische SPD habe auch darauf gedrungen, dass schnell eine Entscheidung fällt. Damit macht er deutlich, welche Rolle NRW als größter SPD-Landesverband deutschlandweit spielt. Mit wem die SPD als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf zieht, ist nun klar, aber haben die Ortsverbände Lust, diesen Wahlkampf zu führen?
Lust auf Wahlkampf?
Olaf Scholz ist laut aktuellem ARD-DeutschlandTrend der unbeliebteste aller Kanzlerkandidaten. Die Umfragewerte der SPD sind schlecht. Eine schwierige Ausgangslage für einen erfolgreichen Wahlkampf, der nun in den Ortsvereinen beginnt. In Aachen sieht es Stefan Mix als Geschäftsführer der SPD Aachen und der Städteregion Aachen gelassen: "Wir müssen Gas geben und würden das sowieso tun."
Dort laufen die Vorbereitungen längst. Die Delegierten werden gewählt und Material wird bestellt. Flyer, Plakate, all das muss jetzt angestoßen werden. Für Mix eine stressige Zeit.
Doch einen positiven Aspekt kann er der vorgezogenen Bundestagswahl abgewinnen: "Dass im kommenden Sommer in NRW nun nicht mehr der Wahlkampf für die Kommunalwahl und die Bundestagswahl parallel laufen, macht organisatorisch manches einfacher." Bei der Personaldebatte zwischen Pistorius und Scholz hatte er den Eindruck, dass diese medial etwas "hoch gekocht worden sei".
Schwierige Ausgangslage für Wahlkampf
Die Diskussion um die Kanzlerkandidatur hat den Start in den Wahlkampf für die SPD jedenfalls nicht leichter gemacht. Auch beim beginnenden Wahlkampfauftakt der SPD Rhein-Sieg in Hennef diskutieren die Mitglieder, wie es nun weitergeht. Mehr als 70 Genossen kommen zusammen und stellen ihre Kampagne zusammen.
Hier gilt nun: volle Fahrt mit Scholz. SPD-Mitglied Barbara König bringt die Stimmung vieler hier auf den Punkt: "Es ist gut, dass die Debatte jetzt entschieden ist. Es ist gut, weil wir viel Energie gelassen haben. Die Energie brauchen wir jetzt für den Wahlkampf."
Vielen ist aber auch klar, dass die Diskussion um die Kanzlerschaftskandidatur nicht geholfen hat. "Wir gehen natürlich mit einem angezählten Kandidaten rein", erklärt SPD-Mitglied Paul Rosemann. "Aber das ist jetzt unsere Aufgabe, das zu ändern. Und mit Themen jetzt zu überzeugen."
Daher wollen sie nun über Inhalte reden. Über die Themen, die so viele Wählende wie möglich zur SPD bringen sollen. Eine Herausforderung, betont SPD-Parteimitglied Birgit Biegel: "Man führt jetzt andere Gespräche, vielleicht auch ein wenig länger. Oder intensiver. Aber es gilt jetzt halt, die Menschen zurückzugewinnen, die man verloren hat. Also ich bin motiviert."
Wahlkampf in der Weihnachtszeit
Nun gilt es auch, einen Weg zu finden, die Vorweihnachtszeit zu nutzen, um klare Wahlkampfpläne zu schmieden, den einen oder anderen Weihnachtsmarkt vielleicht sogar schon zum Wählerkontakt zu nutzen.
In Hoffnungsthal im Bergischen Land herrscht bereits Weihnachtsstimmung. Lichterketten, sogar ein wenig Schneeregen. Petra Zinke und die anderen Genossen im Ortsverein sind bereit für den Wahlkampf. Auch mit einem Olaf Scholz an ihrer Spitze, erzählt sie: "Ich finde Inhalte und Themen wichtig. Die Person ist natürlich auch wichtig. Aber nicht so relevant, dass man sagt, man macht nur für die eine oder die andere Person Wahlkampf."
Daher: Ob Boris Pistorius oder Olaf Scholz - am Ende gilt es mit der SPD zu gewinnen, um wieder die Regierung stellen zu können. Doch ob das gelingen kann, wissen sie erst nach einem kurzen und sicher arbeitsintensiven Wahlkampf.