Strategie von Agrarminister Özdemir Mehr Bio auf dem Feld und dem Teller
Äpfel, Birnen oder Nudeln - Agrarminister Özdemir will Angebot und Nachfrage für Bio-Produkte nach vorne bringen - etwa mit mehr Bio-Essen in Kantinen. Kritik kommt von Foodwatch: Die Bio-Sparte "ist und bleibt Nische".
Der Markt für Bio-Produkte hat noch Potenzial - davon ist Bundesagrarminister Cem Özdemir überzeugt. Das angestrebte Wachstum eröffne der gesamten Lebensmittelwirtschaft zusätzliche Möglichkeiten, sagte der Grünen-Politiker. Eine von seinem Ministerium vorgelegte Strategie sieht dafür verschiedene Maßnahmen vor.
Dazu gehört verstärkte Bio-Forschung, um Erträge des ökologischen Landbaus zu steigern. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen genauer über Vorteile der Bio-Produktion für den Umwelt- und Tierschutz informiert werden. Ein wichtiger Hebel sollen zudem mehr Bio-Speisen in Kantinen und Restaurants sein.
Ziel der Ampelkoalition ist es, den Anteil der Bio-Landwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent der gesamten Agrarflächen auszuweiten. Zuletzt war der Anteil ökologisch bewirtschafteter Felder und Wiesen weiter gestiegen - allerdings nur leicht auf 11,2 Prozent mit Stand Ende 2022. Unter dem Label Bio arbeiten nun 14,2 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe.
Özdemir: Niemand muss auf Bio umsteigen
Bio sei "ein funktionierendes Geschäftsmodell" mit 15,3 Milliarden Euro Umsatz in 2022, betonte Özdemir. Es gelte, die 30 Prozent nicht nur in der Produktion, sondern in der ganzen Wertschöpfungskette bis zu den Verbrauchern zu erreichen. Dabei seien 30 Prozent Bio ein ambitioniertes Ziel. Nun gebe es einen Fahrplan, damit es Realität werden könne.
Kommende Woche soll auch eine "Bio-Informationsoffensive" mit Plakaten und Videos starten. Der Agrarminister sagte mit Blick auf die Bauern: "Niemand muss auf Bio umsteigen." Es sei für Höfe eine Option. Bio-Produktionsweisen seien "ein Innovationstreiber auch für die konventionelle Landwirtschaft".
Öko-Landbau wirke zudem inflationshemmend, wenn Preissteigerungen für synthetischen Dünger nicht durchschlügen, sagte der Minister. Chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel sind beim ökologischen Landbau tabu.
Foodwatch: 30-Prozent-Ziel ist "ein Märchen der Grünen"
Umwelt- und Verbraucherschützer forderten deutlich weiterreichende Maßnahmen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte das 30-Prozent-Ziel als "ein Märchen der Grünen". Geschäftsführer Chris Methmann sagte: "Bio ist und bleibt Nische, und es ist eine Illusion, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird, besonders wegen der anhaltend hohen Lebensmittelpreise." Statt mit wirksamen Gesetzen die gesamte Landwirtschaft nachhaltiger, tierfreundlicher und umweltschonender zu machen, wolle Özdemir mit Werbeplakaten und Aufklärungskampagnen den mickrigen Bio-Markt päppeln.
Die Umweltorganisation WWF erklärte, die Strategie enthalte Schritte in die richtige Richtung, lasse aber Potenziale ungenutzt. So sollte der Bund in allen Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung wie Kantinen einen Anteil der Bioprodukte von 30 Prozent bis 2025 und von 50 Prozent bis 2030 gesetzlich verankern und fördern. Fraglich sei zudem, was eine Strategie erreichen könne, die offensichtlich nicht von der gesamten Bundesregierung unterstützt werde.
Agrarminister gegen Verankerung von Gentechnik
Özdemir reagierte auf die Kritik und sagte, ihm wäre es selbstverständlich lieber gewesen, wenn es eine Strategie der gesamten Bundesregierung wäre. "Das war leider nicht möglich." Er verwies auf eine ablehnende Haltung des FDP-geführten Forschungsministeriums, weil dieses auch neue Gentechniken in der Strategie habe verankern wollen. Die Bio-Strategie sei aber nicht der Ort dafür. Es gebe einen funktionierenden Markt, in dem dies weder von Herstellern noch Konsumenten gefordert werde, sagte Özdemir. Daher gebe es nun eine Strategie des Ministeriums.