Ministerin Lambrecht Am Amt gescheitert
Eigentlich wollte Lambrecht schon vor der vergangenen Bundestagswahl ihre Karriere in der Politik beenden. Doch dann machte Kanzler Scholz die Juristin überraschend zur Verteidigungsministerin.
Als Christine Lambrecht ihr Amt im Dezember 2021 antrat, war ihr bewusst, dass sie eine über viele Jahre zusammengesparte Truppe mit massiven Ausrüstungsmängeln übernahm. Sie versprach, die Verbesserung des Beschaffungswesens bei der Bundeswehr zur Priorität zu machen.
Wie mühsam das sein würde, musste sie erkennen, als wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine plötzlich ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro eingerichtet wurde, um die Bundeswehr wieder fit für die Landes- und Bündnisverteidigung zu machen. Es dauerte bis Dezember, bis die ersten der vielen geplanten Rüstungsprojekte auf den Weg gebracht waren.
Fehler und Peinlichkeiten
Lambrecht gelang es nie, aus den Negativschlagzeilen zu kommen. Es reihten sich diverse politische Fehler, oftmals gepaart mit ungeschickter Kommunikation, aneinander. Mit der Bundeswehr wurde sie nie richtig warm. Es mehrten sich Zweifel an ihrer Eignung im so wichtigen Verteidigungsressort, die Opposition forderte immer wieder die Entlassung Lambrechts. Doch Kanzler Scholz hielt lange an ihr fest.
Doch auch in den SPD-Reihen fragten sich viele, wie einer erfahrenen Politikerin solche Fehler unterlaufen können. Denn Lambrecht ist seit zweieinhalb Jahrzehnten in der Bundespolitik.
Als Justizministerin vom Fach
Nach Juristen-Ausbildung und Arbeit als Anwältin wurde sie 1998 erstmals als Abgeordnete in den Bundestag gewählt. Nach der Geburt ihres Sohnes nahm sie ihn mit zur Arbeit. "Mein Sohn ist im Bundestag groß geworden", erzählte sie einmal der "Zeit". Gewickelt habe sie das Kind auf dem Schreibtisch.
Fünf Mal schaffte die gebürtige Mannheimerin dann bis 2017 die Wiederwahl, war mehrere Jahre Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD und stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Als Scholz im März 2018 Finanzminister wurde, holte er sie als Parlamentarische Staatssekretärin in sein Ressort.
Im Juni 2019 wurde Lambrecht Justizministerin, als die damalige Amtsinhaberin Katarina Barley in die Europapolitik wechselte. Als Juristin war sie auf dem Posten in ihrem Element. Engagiert kämpfte sie gegen Hass und Hetze im Netz und für eine Stärkung von Frauenrechten. Den damaligen Innenminister Horst Seehofer brachte sie 2020 auf die Palme, als sie einen Gesetzentwurf zum Insolvenzrecht mit rein weiblichen Bezeichnungen verfassen ließ. Der CSU-Mann ließ die Vorlage unter Protest zurückschicken.
Im November 2020 kündigte sie an, nicht mehr für eine Wiederwahl zu kandidieren. "22 Jahre Bundestag bedeuten 22 Jahre zweiter Wohnsitz, 22 Jahre aus dem Koffer leben", sagt sie damals dem "Spiegel". Sie sei "in einem Alter, wo man noch etwas Neues beginnen kann". Dabei fasste sie ins Auge, wieder als Anwältin zu arbeiten - ein Job, der nun wieder eine Option für sie werden könnte.