Besuch in Katar und VAE Habeck auf Energie-Shoppingtour
Die Gasversorgung in Deutschland ist für den kommenden Winter laut Wirtschaftsminister Habeck im Deutschlandfunk "noch nicht komplett gesichert". Deshalb wirbt er in den Golfstaaten um Geschäfte mit Flüssiggas und Wasserstoff.
In so einem Tempo hat man im Wirtschaftsministerium selten eine Reise zusammengestellt. Der Besuch des Ministers in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist erst angedacht worden, seit die Bundesregierung die Devise ausgegeben hat, Energiequellen zu diversifizieren, um unabhängig vom russischen Gas zu werden.
Nun aber kann es gar nicht schnell genug gehen. Man könnte das Ganze also auch als "Energie-Shoppingtour" bezeichnen, die Minister Robert Habeck in den Golfstaaten betreibt. Doch ganz so einfach dürfte das Shoppen nicht werden. Denn bis dato gibt es keine Geschäftsbeziehung von Flüssigerdgas (kurz LNG) zwischen Deutschland und dem Emirat von Katar.
Größter LNG-Exporteur
Das Emirat ist weltweit der größte LNG-Exporteur, doch lange Zeit gab es von deutscher Seite kein Interesse an Flüssiggas, der Fokus lag auf den erneuerbaren Energien.
Nicht einmal ein Terminal gibt es in Deutschland, an dem die Schiffe mit Flüssiggas anlegen könnten. Das soll sich nun ändern: Unter Hochdruck soll an der Nordseeküste in Brunsbüttel ein Terminal entstehen, wofür Habeck nun neue Vertragspartner unter anderem auch in Katar gewinnen will.
Langfristige Lieferverträge
Doch bis das Erdgasterminal steht, dürfte es ein paar Jahre dauern. Bis dahin müsste das Flüssiggas über die Niederlande und Frankreich ins europäische Netz eingespeist werden. Die größere Hürde dürfte allerdings werden, überhaupt von Katar beliefert zu werden. Das Land hat langfristige Lieferverträge vor allem im asiatischen Raum.
"Die Anlagen sind fast komplett ausgenutzt, da kann man nicht viel mehr verschiffen", erklärt Georg Zachmann von der Denkfabrik Bruegel. "Alles was bereitgestellt wird, kann entweder der eine oder der andere kaufen. Wir können nur versuchen, den anderen Kunden ihr Flüssiggas wegzukaufen."
Zudem benötigt Deutschland sehr schnell Flüssiggas und ist eher an kurzfristigen Verträgen interessiert, da Gas lediglich als Brückentechnologie eingesetzt werden soll.
Lukrative Situation für das Emirat
Trotzdem könnte die Partnerschaft auch für Katar interessant sein. In jedem Fall ist es für das kleine Emirat eine lukrative Situation. Man wird nun von vielen Seiten umgarnt und könnte seine Marktmacht steigern, seine politische Bedeutung und letztlich auch sein Image aufpolieren.
Zuletzt wurde Katar, Gastgeber der Fußball-WM in diesem Jahr, immer wieder vorgeworfen, Arbeitsmigranten auszubeuten. Kritik anlässlich der Reise des Ministers in die Golfstaaten kommt daher auch von Amnesty International: "Die Tatsache, dass diese Länder nun als Energielieferanten dringend gebraucht werden, darf nicht dazu führen, dass bei der Einhaltung der Menschenrechte vor Ort ein Auge zugedrückt wird", mahnt Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten bei Amnesty International.
Wirtschaftsminister Habeck sagte vor seiner Reise, moralische Einkäufe im Bereich der fossilen Energien gebe es nicht wirklich. "Die Förderung von Erdöl und Erdgas schafft Machtkonzentration und Machtkonzentration schafft häufig auch Anfälligkeit für Korruption."
Thema Menschenrechte?
Das Thema Menschenrechte soll zwar auf der Reise auch thematisiert werden, der Fokus liegt aber auf den wirtschaftlichen Beziehungen. Das zeigt auch die hochrangige Wirtschaftsdelegation, die den Minister begleitet.
Grüner Wasserstoff
Die Unternehmen haben nicht nur an dem Flüssiggas Interesse, sondern auch am grünen Wasserstoff, das schon als das Erdöl des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird. Bei grünem Wasserstoff kommen vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate ins Spiel.
Der Golfstaat plant, sich zu einem der weltweit führenden Märkte zu entwickeln. Um die deutsche Industrie auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen, wird gerade in der Stahl- und Chemiebranche auf grünen Wasserstoff gesetzt. Die benötigte Menge an grünem Wasserstoff wird nicht allein in Deutschland herstellbar sein.
Bereits heute arbeiten deutsche und emiratische Firmen eng an mehreren Wasserstoffprojekten in den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen. Auch diese Energiepartnerschaft soll im Rahmen der Reise ausgebaut werden.
Dieses und andere Themen sehen Sie im Bericht aus Berlin am Sonntag, 18 Uhr, im Ersten