Pläne von Parteichef Merz Wo sind die jungen CDU-Frauen?
Die CDU will sich bei ihrer Klausur in Weimar sortieren und positionieren. Das ist auch immer ein Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme: Jünger, moderner und weiblicher wollte Merz die CDU machen. Wie weit ist er?
Hat die Frauenquote in der CDU etwas gebracht? Ganz fair ist diese Frage nicht, denn die Quote gilt ja erst seit dem 1. Januar 2023. Und bis alle Vorstände ab der Kreisebene neu gewählt werden und die Quote greift, dauert es noch etwas.
Beim Parteitag Anfang 2022 wurde nicht nur Friedrich Merz zum CDU-Chef gewählt, sondern auch Vorstand und Präsidium wurden neu besetzt. Und tatsächlich - in den höchsten Parteigremien hat sich die CDU sehr deutlich verjüngt und ist weiblicher geworden. Ungeachtet des 67-jährigen Merz. Zwei der fünf stellvertretenden Parteichefs sind Frauen, vier Stellvertreterinnen hat er in der Fraktion.
Jüngstes Mitglied des Präsidiums ist mit 33 Jahren die Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer. Jüngstes Mitglied des Bundesvorstands ist die 27-jährige Wiebke Winter, Landesvorsitzende der Jungen Union Bremen.
Merz, Czaja, Spahn oder Linnemann - alles Männer
Doch nach außen ist das kaum sichtbar. Wenn es um die CDU geht, spricht meistens der Parteichef selbst, sonst sein Generalsekretär Mario Czaja (47), in Talkshows gerne auch mal Jens Spahn (42) oder Carsten Linnemann (45). Lediglich die stellvertretende Parteivorsitzende Karin Prien (57) kommt auch wegen ihrer Position als Bildungsministerin Schleswig Holsteins medial öfter vor.
In der Opposition konzentriere sich alles auf den Parteichef, das sei doch ganz normal, heißt es zur Erklärung gern. Merz wirkt aber vor allem als Fraktionschef. Dort heißt es auch lobend über ihn, er lasse Diskussionen zu, fordere Widerspruch geradezu ein, auch von Jüngeren. Das sei unter seinen Vorgängern Volker Kauder und Ralph Brinkhaus noch ganz anders gewesen.
Wer ist Christina Stumpp - und wo ist sie?
Doch in der Partei scheint das ein oder andere liegen zu bleiben. Zwar geht die Arbeit am Grundsatzprogramm voran. Eine besondere Frauen- oder Jugendförderung ist bislang aber nicht wahrnehmbar.
Die stellvertretende Generalsekretärin Christina Stumpp (35) ist in der Öffentlichkeit bislang praktisch unbekannt. Sie wirke aber tatsächlich in die kommunale Ebene der Partei hinein, hört man aus der Frauenunion. Gerade in kleineren Bundesländern sei eine praktische Unterstützung, etwa Hilfe bei Flyern oder bei einem geplanten Mentoring-Programm für Frauen, die in die Kommunalpolitik starten, hilfreich.
Blumen für die Vize-Generalsekretärin: Merz und Christina Stumpp beim Bundesparteitag am 9. September 2022.
Keine einzige CDU-Ministerpräsidentin
Genau da, an der Basis, sind auch weiter die dicksten Bretter für die CDU zu bohren. Nur rund 26 Prozent der Mitglieder sind weiblich, bei der Jungen Union sogar noch etwas weniger. Und gerade bei den Kreisvorsitzenden gibt es deutlich weniger als 20 Prozent Frauen - und damit fehlen auch vor Ort die Vorbilder, um wieder weitere Frauen für die Partei und für höhere Ämter zu gewinnen.
Auch in den Ländern sieht es mau aus. Die CDU stellt derzeit keine einzige Ministerpräsidentin und auch nur eine einzige Fraktionsvorsitzende in einem Landesparlament: Ines Claus in Hessen. Und ob etwa die Kampagne gegen das Gendern, die der Hamburger Landesvorsitzende Christoph Ploß gestartet hat, auf Frauen eher anziehend oder abschreckend wirkt, ist eine offene Frage.
Frauenförderung "in den ersten Kurven"
Man sei auf einem guten Weg bei der Frauenförderung, sagt Czaja. Aber man sei eben nicht in der Mitte oder am Ende des Weges, sondern eben noch in den ersten Kurven. Was die Jugend angeht, setzt der CDU-Generalsekretär auf mehr thematische Erweiterung und Klarheit. So werde die CDU auch bei der Klausur in Weimar stark auf das Thema Klima setzen - um damit Menschen zu gewinnen, die sich in der Partei bisher nicht so zu Hause gefühlt hätten.
Jünger und weiblicher müsse die CDU werden - das hört man oft. Diverser hingegen hört man von der Parteiführung seltener. Hier hat die CDU zwar etwas aufgeholt, so ist zum Beispiel Serap Güler das erste Vorstandsmitglied mit türkischem Nachnamen. Doch die ehemalige Integrationsministerin von Nordrhein-Westfalen bleibt eher eine Ausnahme in der CDU, genau wie der Musikmanager Joe Chialo mit tansanischen Wurzeln, der sich selbst als Afropäer bezeichnet.