Berlins CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner und Parteichef Friedrich Merz.
Analyse

Wahl in Berlin Was Wegners Wahlerfolg für Merz bedeutet

Stand: 13.02.2023 05:45 Uhr

Auf den ersten Blick festigt Wegners Wahlsieg in Berlin auch die Position von CDU-Chef Merz. Doch einfach kopieren kann er Wegners Erfolgsrezept nicht. Das kann er sich kaum leisten.

Eine Analyse von Kristin Marie Schwietzer, ARD Berlin

Wer hätte das gedacht - selbst in der CDU sind sie zum Teil erstaunt. Ausgerechnet Kai Wegner, den manch einer auch in der eigenen Partei vor Monaten schon als Wahlverlierer abgeschrieben hatte, ist plötzlich der strahlende Gewinner. Egal, ob er regiert oder nicht: Wegner hat für die CDU einen besonderen Sieg errungen. Er hat mit seiner CDU in der Hauptstadt gewonnen.

Wegner punktet mit klassischen CDU-Themen: Innere Sicherheit, Wirtschaft, Migration. Er hat gegen Grüne und SPD ausgeteilt, Probleme mit straffällig gewordenen Migranten zugespitzt und wohl auch so die AfD auf Distanz gehalten. Zumindest schreiben die Wählerinnen und Wähler der CDU bei diesen Kernthemen die größere Kompetenz zu. 

Brücken zu den Grünen

Das weckt Begehrlichkeiten in der eigenen Partei. Bitte so bleiben, nicht verwässern, heißt es schon auf der Wahlparty der Berliner CDU. In der Parteispitze wollen das aber längst nicht alle. In Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen regiert die CDU mit den Grünen. In Berlin fassen sie die Grünen mit spitzen Fingern an. Im Wahlkampf hatte Wegner die Hürden für ein mögliches Bündnis hoch gelegt, sehr hoch.

In der Parteizentrale heißt die Devise jetzt erst einmal, Brücken zu bauen. Schließlich zählt für die Christdemokraten unterm Strich vor allem eines: regieren.

Jörg Schönenborn, ARD-Wahlexperte, zur Wiederholungswahl in Berlin

Morgenmagazin

Schöne Grüße nach München

Und was heißt das Berliner Ergebnis für Parteichef Friedrich Merz? Rückenwind für die kommenden Wahlen? Wegners Sieg festigt zumindest seine Position als Bundesvorsitzender. Denn Berlin ist das erste Landesparlament, das die CDU der SPD abgerungen hat, seit Merz Parteichef ist. Das dürfte ein nicht ganz unwichtiger Faktor sein bei der K-Frage. Schöne Grüße nach München, könnte man meinen.

Merz hat sich in dieser intern noch nicht geklärten Frage dank der Berlin-Wahl Luft verschafft. Markus Söder muss seine Wahl im Herbst erst noch souverän gewinnen.

CDU braucht breite Mehrheiten

Aber das Ergebnis im Roten Rathaus stellt den CDU-Chef auch vor Herausforderungen. Schließlich hat Wegner mit einer Politik der klaren Kante den Wahlsieg für die CDU eingefahren. Andere in der Partei fürchten, dass man mit diesem Kurs Wählerschichten vergrault, etwa Anhänger von SPD und Grünen.

Wegner gehörte damals zu den Unterstützern von Merz, als es um den Parteivorsitz ging. Und Merz steht wohl selbst eher für den Kurs von Wegner. Aber ob er sich ihn auch leisten kann? Wohl kaum. Wenn er die CDU als Volkspartei erhalten will, braucht er breite Mehrheiten.

In Bremen und Hessen muss man den CDU-Wählern anderes anbieten als in Berlin. Mit dem Erfolg in der Hauptstadt allerdings dürfte den CDU-Wahlkämpfern in Bremen und Hessen das Kämpfen leichter fallen. In der Bundes-CDU muss der Parteichef sehen, wie er die Enden zusammenhält. In Sachsen und Thüringen wird man sich diesen Wahlkampf ganz genau angeschaut haben. Auch hier sitzt den Spitzenkandidaten die AfD im Nacken. Wegners Wahlerfolg hat die Konservativen in der CDU wiederbelebt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD Morgenmagain am 13. Februar 2023 um 05:41 Uhr.