Baerbock in Australien Kleine Weltreise, große Themen
Eigentlich wollte Außenministerin Baerbock in Sydney den deutschen Fußball-Frauen zujubeln. Ins Stadion geht sie trotzdem. Doch für ihren Besuch in Australien, Neuseeland und Fidschi hat sie auch wichtige Themen im Gepäck.
Es ist eine kleine Weltreise, vollgepackt mit großen Themen. Wenn Außenministerin Annalena Baerbock in Canberra, Australiens Hauptstadt nach knapp 23 Flugstunden aus dem Luftwaffenairbus steigt, hat sie für Australien auch diese Botschaft im Gepäck: "Unsere Partner müssen auf uns zählen können. Das gilt gerade für den Indopazifik. Eine, wenn nicht die Region, wo sich entscheiden wird, wie die internationale Ordnung im 21. Jahrhundert aussieht."
Der Indopazifik: Bühne für den Machtkampf auch mit China um Dominanz, Rohstoffe und Einfluss. Australien ist vor Neuseeland und Fidschi jetzt Baerbocks erster Stopp. Ein Besuch bei sehr guten Freunden, mit denen Deutschland gemeinsam für die Herrschaft des Rechts kämpft: "Auch mit Partnern, die eine halbe Welt entfernt sind, wie unsere Freunde von Down Under", hatte Bundeskanzler Olaf Scholz gerade erst beim Antrittsbesuch des australischen Premiers Anthony Albanese in Deutschland erklärt.
Australien ist der größte Unterstützer der Ukraine außerhalb der NATO. Es ist auch ein Land, das verstanden hat, dass die Ukrainekrise mehr ist als ein Krieg irgendwo weit weg in Europa, wie auch Scholz sagt: "Es freut mich besonders, dass Australien ab Herbst auch einen Beitrag zur Luftraumüberwachung im östlichen Bündnisgebiet der NATO leistet und dazu ein Awacs-Aufklärungsflugzeug in Rammstein stationieren wird."
Klimaschutz und seltene Erden
In Australien übrigens freuen sie sich auch über einen der größten Rüstungsexporte des Landes Richtung Deutschland. Rheinmetall baut in Brisbane Radpanzer vom Typ "Boxer". 100 davon sollen 2025 nach Deutschland gehen. "Ich freue mich über die gerade geschlossene Vereinbarung zum 'Boxer'. Sie unterstreicht unseren festen Willen zur Vertiefung unserer strategischen Kooperation als enge Wertepartner", so der Kanzler unlängst in Berlin.
Außenministerin Baerbock wird in Australien auch über Klimaschutz reden, über grünen Wasserstoff, über Lieferketten und darüber, wie Deutschland mit Australien gemeinsam daran arbeiten kann, unabhängiger von China zu werden. Stichwort seltene Erden. Die Ministerin komme übrigens nicht mit leeren Händen, so ihr Sprecher Sebastian Fischer: "Die Außenministerin wird in der australischen Hauptstadt vier Kulturgüter an die indigene Gemeinschaft der Kaurna zurückgeben."
Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein kontinentaleuropäisches Land Kulturgüter nach Australien zurückgibt. Der Auftakt für eine wohl größere Rückgabeaktion. Eigentlich hatte Außenministerin Baerbock ja gehofft, am Mittwoch in Sidney beim Halbfinale der Frauenfußball-WM den deutschen Spielerinnen zujubeln zu können. Es kam anders. Aber Baerbock geht trotzdem mit ihrer australischen Amtskollegin ins Stadion und fliegt dann weiter zum Antrittsbesuch nach Neuseeland.
Ortsbesuch in Fidschi
Danach steht zum allerersten Mal überhaupt ein Besuch aus dem deutschen Außenministerium in Fidschi an. Baerbock weiht dort die deutsche Botschaft ein, aber es gibt wichtigere Themen, sagt ihr Sprecher: "In Fidschi wird sie sich bei zwei Ortsbesuchen über die Auswirkungen von Landerosion und des steigenden Meeresspiegels informieren."
In Fidschi, einem Staat mit Hunderten von Inseln, diktiert mittlerweile der gestiegene Meeresspiegel, wo die Menschen noch leben können. Seit 2021 gilt dort der Klimanotstand. Der Meeresspiegel stieg seit Anfang des 20. Jahrhunderts um 20 Zentimeter. Letzte Station in sieben Tagen und drei Ländern - für eine grüne Außenministerin, die in Fidschi buchstäblich mit den Füßen im Wasser spüren wird, wie sich Klimawandel anfühlt.