Heuschnupfensaison Engpässe bei Medikamenten gegen Allergien
Juckende Augen, Niesen, Halskratzen - die Heuschnupfensaison ist im vollen Gange. Etliche Deutsche sind davon betroffen. Doch nun gibt es bei zehn Medikamenten Lieferengpässe, teilte das zuständige Bundesinstitut mit.
Mitten in der Heuschnupfensaison werden die Medikamente knapp. Derzeit gebe es bei zehn Arzneimitteln gegen Allergien Lieferengpässe, sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Lieferengpass teilweise bis Ende September
Betroffen sind demnach unter anderem das Heuschnupfenspray Mometason und das Antihistaminikum Fexofenadin. Bei der Wirkstoffkombination Natriumcromoglicat/Reproterol, die unter anderem zur Behandlung von Asthma eingesetzt wird, sei ein Lieferengpass teilweise bis Ende September prognostiziert, erklärte der BfArM-Sprecher.
Der Apothekerverband Nordrhein warnte vor den Folgen. "Rezeptfreie Heuschnupfenmittel sind zwar ausreichend vorhanden", sagte Verbandschef Thomas Preis der Zeitung. "Doch das rezeptpflichtige Mittel Fexofenadin ist nicht mehr lieferbar, dabei ist es für viele Allergiker besonders verträglich und wirksam." Apotheker könnten stattdessen das Antihistaminikum Ebastin geben. Doch dazu müssten die Patienten erneut zum Arzt, um ein neues Rezept zu bekommen.
Immer mehr Menschen leiden an Heuschnupfen
Unterdessen ist einer Untersuchung zufolge die Zahl der an Heuschnupfen leidenden Menschen in Deutschland zwischen 2011 und 2021 spürbar gestiegen. In dem Zeitraum stieg die Zahl der Pollenallergikerinnen und -allergiker um 11,5 Prozent, wie die KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover mitteilte. Frauen seien öfter betroffen als Männer. Die KKH ist mit über 1,6 Millionen Versicherten eine der größten bundesweiten gesetzlichen Kassen.
Für die Untersuchung wertete die Krankenversicherung bundesweite Daten ihrer Versicherten aus. 2021 wurden insgesamt 95.233 bei der KKH versicherte Patienten mit der Diagnose eines pollenbedingten Heuschnupfens erfasst. Der Anteil der Heuschnupfenpatientinnen und -patienten am Versichertenbestand lag 2011 bei fünf Prozent, 2016 waren es 5,2 Prozent und 2021 stieg der Anteil auf 5,6 Prozent.
Der Klimawandel führe zudem dazu, dass die Pollensaison immer länger werde. Besonders auffällig nach Einschätzung der KKH: Vor allem bei Erwachsenen mittleren Alters wurde in den vergangenen zehn Jahren häufig Heuschnupfen diagnostiziert. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen stieg die Zahl der Betroffenen demnach um etwa ein Drittel, bei den 70- bis 74-Jährigen verdoppelte sie sich sogar fast. Gerade für ältere Menschen seien Allergien eine zusätzliche Belastung für das Immunsystem, urteilte die Krankenversicherung.
Erle und Hasel blühen früher
Nach Erkenntnissen der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) verändert sich im Zuge des Klimawandels auch das Auftreten mancher Pollenarten im Verlauf eines Jahres. Mit einer neuen Version des PID-Pollenflugkalenders, der auf Daten der Jahre 2016 bis 2021 basiert, wird diesen Veränderungen nun Rechnung getragen.
So habe zum Beispiel die Erle ihre Hauptblütezeit im Vergleich zum bisherigen Kalender (Daten der Jahre 2011 bis 2016) um neun Tage vorverlegt, hatte Matthias Werchan vom PID im Februar mitgeteilt. Bei der Birkenhauptblüte beträgt der Unterschied zur alten Version nach PID-Angaben zwei Tage, im Vergleich zum Beginn des Jahrhunderts seien es sechs Tage. Vor allem Bäume reagierten auf diese Weise auf erhöhte Temperaturen, so Werchan.
Masken können helfen
Das Gesundheitsamt Nürnberg hatte vor einigen Tagen darauf hingewiesen, dass FFP2-Masken und selbstgenähte Masken allergieauslösende Partikel gut zurückhalten können. Im Freien getragen verhinderten die Masken, Pollen über die Atemwege aufzunehmen. Hundertprozentigen Schutz bedeuten die Masken laut Polleninformationsdienst allerdings nicht, da die Augen weiterhin Angriffsfläche für Pollen bieten.