Guttenberg zu Plagiatsvorwürfen "Die Quadratur des Kreises ist nicht gelungen"
"Akademischer Hochstapler" und "vorsätzlicher Diebstahl": Die Opposition hat Minister Guttenberg wegen der Plagiatsaffäre im Bundestag scharf angegriffen. Guttenberg entschuldigte sich abermals für seine Fehler. Er habe sich überschätzt. Und: "Dazu stehe ich."
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat erneut Fehler bei seiner Doktorarbeit eingeräumt und sich entschuldigt. Er habe offensichtlich eine "sehr fehlerhafte Doktorarbeit geschrieben", sagte Guttenberg in der Fragestunde des Bundestags. Auf die Frage, welche Signale er mit der Dissertation sowohl an die Truppe als auch an die Wissenschaft sende, sagte er: "Dann kann ich nur sagen, dass das ein schlechtes Signal gewesen ist."
In der Fragestunde des Bundestags ging es auch um Arbeiten, die vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags angefertigt worden sind. Diese soll Guttenberg - ohne korrekte Quellenangabe - in seiner Dissertation verwendet haben. Guttenberg wies Vorwürfe zurück, er habe dies verschleiern wollen. Die Themen der Ausarbeitungen hätten bereits früher unter anderem in seiner politischen Arbeit im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages eine Rolle gespielt. Er habe die Ausarbeitungen bei vielen Reisen und Vorträgen genutzt.
Guttenberg: "War hochmütig"
Guttenberg wies auf seine Belastung zum Zeitpunkt der Erstellung seiner Doktorarbeit hin. Er sei sicher "so hochmütig" gewesen zu glauben, dass ihm die Quadratur des Kreises gelinge und er als junger Familienvater die politische und wissenschaftliche Arbeit in Einklang bringen könne. "Für mich stellte das offensichtlich eine Überlastung dar", räumte Guttenberg ein. Er stelle heute mit Bedauern fest, dass ihm diese Quadratur nicht gelungen sei. "Dazu stehe ich." Deshalb verzichte er auf den Doktortitel.
"Die Satiriker spotten ja auch schon, Herr Guttenberg, wenn Sie sich damit rausreden wollen, Sie hätten nur schlampig zitiert, dass diejenigen, die des Ladendiebstahls künftig überführt werden, sich damit herausreden demnächst, sie hätten schlampig eingekauft."
In der anschließenden Aktuellen Stunde im Bundestag erneuerten SPD und Grüne ihre Kritik. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann griff Guttenberg scharf an. "Sie rücken mit der Wahrheit nur dann raus, wenn die Beweislast erdrückend ist", sagte er und ergänzte: "Sie haben getäuscht, Sie haben betrogen, Sie haben gelogen." Guttenberg sei ein "akademischer Hochstapler und Lügner", der "vorsätzlichen Diebstahl" begangen habe.
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, Guttenberg zu entlassen. Guttenberg habe gesagt, für ihn würden dieselben Maßstäbe gelten wie für jeden anderen. Sollte er dies so sehen, hätte er schon längst selbst zurücktreten müssen, sagte Trittin. "Das wäre die einzige logische Konsequenz gewesen", fügte er hinzu.
Der stellvertretende Fraktionschef der Linkspartei, Dietmar Bartsch, schloss sich der Kritik an: "Lügner dürfen in unserem Lande nicht ministrabel werden."
"Frau Bundeskanzlerin, die Bundeswehr darf nicht mehr von einem Felix Krull kommandiert werden. Entlassen Sie Herrn Dr. zu Guttenberg!"
Union steht hinter dem Minister
Rückendeckung bekam Guttenberg aus den eigenen Reihen. CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich hielt der Opposition vor, ihr gehe es "um das Vernichten des politischen Gegners um jeden Preis". Dies sei unerträglich. Er verwies darauf, dass Guttenberg einen Reformprozess in der Bundeswehr eingeleitet habe. "Ich denke, dass dieser Minister ein hervorragender Verteidigungsminister ist und ich danke ihm für seinen Einsatz jetzt und in der Zukunft."
"Minister werden hier in diesem Hause, in diesem Lande nicht wegen ihrer wissenschaftlichen Qualitäten beurteilt, sondern ihrer Fähigkeit, die Bundeswehr ordentlich zu führen."
Guttenberg - beliebter als Anfang Februar
Der Beliebtheit Guttenbergs schadet die Plagiatsaffäre offenbar nicht - sie ist sogar gestiegen: 73 Prozent der Deutschen sind mit seiner politischen Arbeit zufrieden, fünf Prozentpunkte mehr als zu Monatsbeginn, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut infratest dimap im Auftrag der ARD-Sendung "Hart aber fair". 21 Prozent der Befragten sind nicht zufrieden mit dem CSU-Minister. Das sind sieben Prozentpunkte weniger als Anfang Februar.
72 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass der Schritt Guttenbergs, seinen Doktortitel zurückzugeben, ausreichend sei und er sein Amt als Verteidigungsminister weiterführen könne. 24 Prozent finden hingegen, es reiche nicht, lediglich den Doktortitel zurückzugeben, und Guttenberg sollte daher zurücktreten.