Ein Porträt Olaf Glaeseker - der "Präsidentenflüsterer"
Immer ganz nah an der Seite von Christian Wulff - so kannte man Olaf Glaeseker. Engster Berater, Vertrauter, Freund, zuletzt wurde Glaeseker sogar der "Präsidentenflüsterer" genannt. Er war der Mann im Hintergrund - bis zu seiner überraschenden Entlassung kurz vor Weihnachten. Ein Kurzporträt.
Es war 1999, als ein Journalist aus Oldenburg einen Auftrag bekam: Niedersachsens CDU-Oppositionsführer zum politischen Aufstieg zu verhelfen - in der Partei und bei Landtagswahlen. Der Journalist hieß Olaf Glaeseker, der Name des Politikers war Christian Wulff. Die beiden galten seitdem als unzertrennlich.
Der Strippenzieher im Hintergrund
Und Glaeseker, fortan Sprecher der CDU Niedersachsen, machte seinen Job gut: Wulffs Image wandelte sich - aus dem einst biederen Langweiler und geborenen Verlierer wurde ein Sieger, ein Strahlemann. Er gewann Landtagswahlen, stieg zeitweise zum beliebtesten Politiker auf. Beobachter führen dies stark auf den Einfluss Glaesekers zurück. "Ich hatte immer den Eindruck, dass Wulff beratungsfähig und -willig ist", ließ Glaeseker einst wissen. "Ich war im Grunde das Korrektiv." Wulffs Karriere sei sein Werk gewesen, hieß es in Medien sogar.
Als Wulff 2003 Ministerpräsident in Niedersachsen wurde, kam Glaeseker als Regierungssprecher mit - offiziell im Rang eines Staatssekretärs. Wulffs Trennung von seiner ersten Frau und den Beginn der Beziehung mit seiner jetzigen Frau Bettina lancierte Glaeseker geschickt und sehr offensiv in der Presse. Wulffs Image, bis dato eher das des braven Schwiegersohn-Typs, gewann dadurch an Facettenreichtum. Glaeseker war der klassische "Spin-Doktor", also der Mann im Hintergrund, der die Fäden zog. Ein Strippenzieher.
Von der Staatskanzlei ins Schloss Bellevue
Als Wulff im Sommer 2010 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, kam Glaeseker wieder mit. Er zog mit seinem Chef aus der Staatskanzlei in Hannover ins Schloss Bellevue nach Berlin um. Bald schon wurde Glaeseker in den Medien auch der "Präsidentenflüsterer" genannt.
Der Mann an Wulffs Seite - damit war am 22. Dezember abrupt Schluss. Überraschend und ohne Angabe von Gründen entließ Wulff seinen Berater, Vertrauten und Freund. Seit Wochen stand der Bundespräsident wegen eines umstrittenen Privatkredits sowie zu viel Nähe zu befreundeten Unternehmern in der Kritik, sein Krisenmanagement war verheerend.
Der Krisenmanager geht
Der Krisenmanager Glaeseker ging - ausgerechnet in der schwierigsten Zeit des Staatsoberhaupts. Dem Vernehmen nach ging er auf eigenen Wunsch. Offiziell wurde über die Gründe nichts mitgeteilt. Aus dem Umfeld des Präsidialamtes gab es aber sehr wohl Hinweise: Im Zuge der Berichterstattung über den Privatkredit und die privaten Urlaubsreisen Wulffs habe sich abgezeichnet, dass nun auch das Privatleben Glaesekers ins Visier genommen werde. Auch zum Schutz seiner Familie sei er nicht bereit gewesen, das hinzunehmen. Ob und inwieweit Glaeseker selbst die nötige Distanz zu wichtigen Gesprächspartnern und Geldgebern verlor, das ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.
Glaeseker tauchte ins Privatleben ab. Zusammen mit seiner Frau wohnt er am Steinhuder Meer, einem großen Binnensee in der Nähe von Hannover. Dort widmet er sich im Sommer unter anderem der Rosenzucht. Auf Anfragen von Journalisten reagiert Glaeseker so gut wie gar nicht mehr. Nur noch zu ausgewählten Medienvertretern sucht er den Kontakt per SMS.
Anfänge in Oldenburg und Bonn
Angefangen hatte Glaesekers Karriere in seiner Geburtsstadt Oldenburg: als Redakteur in der Politik- und Nachrichtenredaktion der "Nordwest-Zeitung". Von 1994 bis 1999 war er politischer Korrespondent der "Augsburger Allgemeinen" und fünf weiterer Regionalzeitungen in Bonn.