Gesellschaft für deutsche Sprache "Zeitenwende" ist das Wort des Jahres
Der russische Überfall auf die Ukraine markiere "eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents" - das hatte Kanzler Scholz kurz nach Kriegsbeginn gesagt. "Zeitenwende" wurde nun als Wort des Jahres 2022 gekürt.
Der Begriff "Zeitenwende" ist von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) zum Wort des Jahres 2022 gekürt worden. Der Begriff steht im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und wurde unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgegriffen und geprägt. "Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung", hatte er Ende Februar gesagt.
Die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik habe sich völlig neu ausrichten müssen, erklärte die GfdS. Auch Verhältnisse zu anderen internationalen Partnern wie China seien kritisch beleuchtet worden. Zudem habe bei vielen Menschen eine emotionale Wende stattgefunden. Vielfach sei Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem dritten Weltkrieg zu spüren gewesen.
Begriffe, die das Leben besonders bestimmen
Jeweils kurz vor Jahresende wählt eine Jury von Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern nach eigenen Angaben "aus mehreren tausend Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden" zehn Wörter des Jahres aus und stellt eine Rangliste auf. Sie wählen Begriffe aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland nach ihrer Ansicht in dem jeweiligen Jahr sprachlich besonders bestimmt haben. Diesmal gingen mehr als 2000 Einsendungen ein.
Auf den Plätzen zwei und drei der diesjährigen GfdS landeten die Begriffe "Krieg um Frieden" und "Gaspreisbremse". 2021 war "Wellenbrecher" das "Wort des Jahres". Das aus dem Küstenschutz und Schiffbau bekannte Wort wurde als Sammelbegriff für alle Schutzmaßnahmen benutzt, um die vierte Corona-Welle zu brechen.
Für einen Platz auf der Liste der "Wörter des Jahres" ist nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache nicht die Häufigkeit entscheidend, sondern die Bedeutsamkeit und Popularität.
Erstmals 1971: Wort des Jahres war "aufmüpfig"
Die ausgewählten Wörter und Wendungen seien mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden, erläuterten die Sprachwissenschaftler. Erstmals war das Wort des Jahres 1971 gekürt worden ("aufmüpfig"), seit 1977 wird es jedes Jahr gewählt.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden und wird von Bundesregierung und Kultusministerkonferenz gefördert. Der 1947 gegründete, gemeinnützige Verein bietet unter anderem auch Sprachberatung bei Fragen rund um Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung an.