Journalistenausbilder Sprachkritiker Wolf Schneider gestorben
Der Sprachkritiker und Journalistenausbilder Wolf Schneider ist tot. Er starb im Alter von 97 Jahren, wie seine Familie mitteilte. Schneider prägte Generationen von Journalisten und wurde mit Standardwerken wie "Deutsch für Profis" bekannt.
Wolf Schneider ist tot. Der bundesweit bekannte Journalist und Publizist starb im Alter von 97 Jahren, wie Schneiders Familie bestätigte. Schneider hatte großen Einfluss auf den Journalismus in Deutschland. Von 1978 bis 1995 leitete er die Henri-Nannen-Schule in Hamburg, an der er die Ausbildung mehrerer Generationen von Journalisten prägte. Auch danach war er als Dozent an verschiedenen Journalistenschulen in Deutschland tätig. Zudem machte er sich einen Namen als Kolumnist und Buchautor.
Sprachkritiker und Sprachexperte
Ein Hauptaugenmerk Schneiders galt dabei immer der präzisen Sprache. Mit Standardwerken wie "Deutsch für Profis" oder "Das neue Handbuch des Journalismus" wurde er auch einem breiten Publikum bekannt. Ihm war stets eine klare, für den Leser verständliche Sprache wichtig. Seine Kritik richtete sich immer wieder gegen sprachliche Schlampereien, Floskeln, ungenaue Sprachbilder und Anglizismen. Mit seiner jahrzehntelangen Arbeit erwarb er sich einen Ruf als "Sprachpapst" in Deutschland, wie es einmal die "Frankfurter Rundschau" ausdrückte. Seine Lehren über gute Sprache gab er auch in zahlreichen Seminaren für Unternehmen und Behörden weiter.
Wolf Schneider hatte seine journalistische Laufbahn 1947 bei der "Neuen Zeitung" in München begonnen. Danach arbeitete er zunächst für die Nachrichtenagentur AP und später in verschiedenen Positionen für die "Süddeutsche Zeitung". 1966 ging er zunächst als Chef vom Dienst zum "Stern" und leitete anschließend dessen Verlag. 1971 wechselte er zum Springer-Verlag, um dort als Chefredakteur das Magazin "Dialog" aufzubauen. Die Zeitschrift, die als konservatives Gegenstück zum "Spiegel" geplant war, konnte sich auf dem Markt aber nicht durchsetzen. Daher übernahm Schneider 1973 die Chefredaktion der Tageszeitung "Die Welt", wurde aber nach nur einem Jahr wieder abgelöst.
1978 begann dann an der Henri-Nannen-Schule Schneiders lange Zeit als bekanntester Journalistenausbilder in Deutschland. Von 1979 bis 1987 und dann nochmals 1991/1992 moderierte er auch die NDR Talkshow, in der er ebenfalls immer wieder seine Sicht auf die Entwicklung der Sprache in Deutschland formulierte.
Wolf Schneider arbeitete bei großen Presseverlagen genauso wie als Moderator der NDR Talkshow.
Kritik an Rechtschreibreform und Gendern
Schneider war auch ein entschiedener Kritiker der deutschen Rechtschreibreform. Er wandte sich zuletzt ebenso gegen das Gendern, das er in einem Interview als "Wichtigtuerei von Leuten, die von Sprache keine Ahnung haben", bezeichnete. In vielen seiner mehr als 20 Sachbücher und zahlreichen weiteren Veröffentlichungen kritisierte er den Niedergang der deutschen Sprache und Veränderungen der Sprache, die mit dem Internet zusammenhingen.
Der Sprachexperte wurde unter anderem mit dem "Medienpreis für Sprachkultur" der Gesellschaft für Deutsche Sprache sowie mit dem Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk geehrt