Vollversammlung des ZdK Viele Themen - wenig Bewegung
Die Vollversammlung ist das höchste Organ des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Zweimal im Jahr tagt sie - jetzt ist es wieder so weit. Rund 160 Vertreter treffen sich für zwei Tage in München.
Es gab ein Lied über den Frieden auf der Frühjahrsvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), eine Diskussion über Frieden angesichts des Krieges gegen die Ukraine, es ging um Anliegen von der Beibehaltung der Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur Einführung von Tempo 120 auf Autobahnen. Die offizielle Lobby-Organisation der katholischen Laien in Deutschland will in der Politik mitmischen.
Dafür hat sie nun ihr Generalsekretariat von Bonn nach Berlin verlegt. "Im politischen Maschinenraum ist die Resonanz seit einigen Monaten hoch, und ich möchte sagen: unerwartet hoch", so Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees. Doch im eigenen Haus kommen sie nicht voran. Die Wut darüber war auf der Frühjahrsvollversammlung zu hören.
Jahrelange Reformdiskussionen
Drei Jahre lang hatten Laien an Reformdiskussionen mit Bischöfen teilgenommen, dem sogenannten "Synodalen Weg". Andreas Heek vom Forum katholischer Männer erinnert sich: "Der Ursprung war, dass die Bischöfe und Laien gebeten haben, bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs mitzuwirken."
Am Ende hatte der "Synodale Weg" beschlossen: Um sexualisierte Gewalt in Zukunft zu verhindern, muss sich in der katholischen Kirche in Deutschland so einiges verändern. Dazu gehören mehr Rechte für Frauen und generell für Laien, zum Beispiel die Mitsprache bei Bischofswahlen. Weiterere Punkte: der Segen auch für Wiederverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare und der Papst soll den Zölibat überdenken.
Zwischen Wut und der Hoffnung auf Änderung
Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, findet jedoch, dass die Beschlüsse nicht weitreichend genug seien. Und trotzdem: Der Vatikan lehnte sie ab - ebenso einige deutsche Bischöfe. Stetter-Karp bilanziert: "Inzwischen bin ich manchmal vor allem eines: wütend."
Sogar die Finanzierung weiterer Reformbemühungen durch die deutschen Bischöfe ist noch unklar. Doch Stetter-Karp hofft weiterhin auf Änderung. "Deshalb bestehen wir auf einer Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges in allen deutschen Diözesen."
Selbstkritik im Frühjahr
Auch selbstkritische Stimmen waren auf der Frühjahrsvollversammlung des ZdK zu hören - etwa Maria Flachsbarth, die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds. "Natürlich habe ich dieser Initiative des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz geglaubt und fand das ganz großartig", berichtet Flachsbarth. "Heute muss ich sagen, ich habe nicht wirklich hingeguckt. Ich war nicht kritisch genug. Ich habe nicht nachgebohrt. Ich habe nicht wirklich die Betroffenen in den Mittelpunkt gestellt, sondern die Kirche, ich gehöre auch zu denen."
Ulrike Göken-Huismann von der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands möchte nicht darauf warten, dass die Bischöfe und die Kurie in Rom Frauen irgendwann doch das Recht geben, wenigstens zu predigen. Sie macht mit beim Predigerinnen-Tag, den ihr Verband demnächst organisiert. "Wo Frauen sagen, 'Lieber Herr Pfarrer, Du hälst an dem Sonntag die Eucharistiefeier, ich möchte die Predigt halten.' Und es gibt Situationen, wo das dann möglich sein wird", hofft Göken-Huismann. "Aber natürlich: Man könnte sagen, es ist eine subversive Aktion, es ist offiziell nicht erlaubt, es ist eine Guerilla-Aktion, aber wir machen das. Weil wir nur Bewegung in die Sache bringen, wenn wir jetzt dieses Zeichen setzen."
Es ist also weiterhin ein Reizthema: Wenn die Reformvorhaben nicht umgesetzt werden, dann wollen sich das die ZdK-Mitglieder nicht gefallen lassen. Bis Samstagmittag noch tagt die Frühjahrsvollversammlung in München.