Nationaler Aktionstag Verbände drängen auf Hilfen für Wohnungslose
Immer mehr Menschen in Deutschland haben keine eigene Wohnung und sind deshalb etwa in Hilfseinrichtungen untergebracht. Sozialverbände mahnen anlässlich des nationalen Tages der Wohnungslosen schnelle und gezielte Hilfe an.
Zum heutigen Tag der wohnungslosen Menschen appelliert ein breites Bündnis von Verbänden an die Politik, Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 zu überwinden. "Es braucht ein zielgerichtetes Handeln - umgehend und nachhaltig, um das Recht auf Wohnen zu verwirklichen", heißt es in einer Mitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W).
Den Aufruf tragen unter anderem die Diakonie, der Caritas-Verband, die AWO, der Paritätische Gesamtverband, der Mieterbund und der Eigentümerverband "Haus & Grund" mit.
"Die extremste Form von Armut"
Um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu überwinden, sind nach Darstellung der Verbände "ausreichende finanzielle Ressourcen" und ressortübergreifende Zusammenarbeit auf allen staatlichen Ebenen - Bund, Länder und Kommunen - nötig. Betroffene benötigten einen geregelten Zugang zum Gesundheitssystem. In Notunterkünften müssten menschenwürdige Bedingungen den Schutz der Privatsphäre sowie einen "wirksamen Gewaltschutz" gewährleisten.
Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, nannte Wohnungslosigkeit "die extremste Form von Armut in unserer Gesellschaft". Die Gesellschaft dürfe nicht zulassen, "dass immer mehr Menschen auf der Straße verelenden und insbesondere Familien mit Kindern mangels eigener Wohnung in Notunterkünften untergebracht werden müssen".
Geywitz pocht auf Aktionsplan der Bundesregierung
Um das Problem der Wohnungslosigkeit zu bekämpfen, hatte die Bundesregierung im April einen Aktionsplan mit insgesamt 31 Maßnahmen beschlossen. Anlässlich des nationalen Tages des Wohnungslosigkeit bekräftigte Bundesbauministerin Klara Geywitz die in dem Aktionsplan gesetzten Ziele - nämlich, die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu überwinden.
Die in dem Aktionsplan vorgesehenen Maßnahmen sollen laut Geywitz dazu beitragen, "dass wir als Gesellschaft nicht mehr wegschauen, sondern aktiv werden zur Überwindung der Wohnungslosigkeit". Dazu zählten etwa mehr Präventions- und Beratungsangebote, mehr bezahlbarer Wohnraum, aber auch das Wohngeld, das ausgeweitet worden sei, "damit niemand wegen steigender Miet- und Energiekosten seine Wohnung verlieren muss", betonte die SPD-Politikerin.
Mehr untergebrachte Wohnungslose
Die Zahl der Menschen in Deutschland, die als wohnungslos gelten, war zuletzt erneut angestiegen. Laut Statistischem Bundesamt gab es nach Angaben von Kommunen und zuständigen Einrichtungen Ende Januar 2024 bundesweit etwa 439.500 Betroffene, die wegen Wohnungslosigkeit untergebracht werden mussten.
Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von etwa 67.500 Bürgerinnen und Bürgern, die als wohnungslos gemeldet worden waren. Im Jahr 2022 waren es etwa 178.100. Das Statistische Bundesamt begründet den Anstieg aber auch mit einer verbesserten Datenerfassung.
In die Zahlen des Bundesamtes fließen aber nur Meldungen zu wohnungslosen Personen ein, die beispielsweise in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht waren. Die Statistik beinhaltet keine Angaben zu obdachlosen Menschen oder sogenannten verdeckten Wohnungslosen, die etwa bei Bekannten oder Verwandten unterkommen.
Alle Betroffenengruppen im Wohnungslosenbericht
Zahlen zu all diesen Betroffenengruppen wurden zuletzt im Wohnungslosenbericht der Bundesregierung veröffentlicht. Diese Zahlen beziehen sich jedoch auf Daten aus dem Jahr 2022. Demnach gab es Ende Januar dieses Jahres bundesweit insgesamt etwa 262.600 von Wohnungslosigkeit betroffene Personen. Ein neuer Wohnungslosenbericht soll Ende dieses Jahres veröffentlicht werden.
Es gibt aber auch deutlich höhere Schätzungen: Die BAG W geht davon aus, dass 2022 mehr als 600.000 Wohnungslose in der Bundesrepublik lebten, davon 50.000 auf der Straße.