Nationaler Gedenktag Terror-Opfer nicht alleinlassen
Am Nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt haben politische Vertreter zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen. Es dürfe keinen Raum für Hass und Gewalt geben. Betroffene dürften nicht alleingelassen werden.
Vertreter von Politik und Gesellschaft haben den Nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt zum Anlass genommen, um zum Einsatz gegen Gewalt und zum Zusammenhalt in der Bevölkerung aufzurufen. Zudem wurde der Opfer terroristischer Angriffe gedacht.
Gauck: Auf "Hass der Täter" nicht mit "Hass reagieren"
Altbundespräsident Joachim Gauck sagte bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin, die Folgen terroristischer Gewalt im In- und Ausland lösten "Entsetzen, Trauer, Verzweiflung und auch Wut" aus. Opfer und Angehörige, die "an Seele und Körper verletzt werden", dürften nicht alleingelassen werden.
Terroranschläge zielten mitten in den Alltag und auf die gesamte Gesellschaft, sagte Gauck. Sie träfen ahnungslose Menschen und seien gegen Freiheit und Demokratie gerichtet. "Es sind immer Angriffe auf die ganze Gesellschaft", betonte der evangelische Theologe. Auf den "Hass der Täter" dürfe jedoch nicht mit Hass reagiert werden, sagte Gauck: "Unsere Demokratie, sie soll liberal bleiben und zugleich wehrhaft sein."
Der Altbundespräsident warnte zugleich davor, vom Staat völlige Sicherheit zu erwarten. Keine Regierung könne jede Gefahr abwehren, sagte er. Der Staat müsse zwar aktiver werden, könne jedoch nicht alles lösen. Frieden, Freiheit und Sicherheit müssten gemeinsam verteidigt werden. In einer pluralistischen Gesellschaft könne der Zusammenhalt nur mit einem gemeinsamen Wertekodex gewahrt werden.
Besserer Umgang mit Opfern und Angehörigen
Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, forderte in seiner Ansprache, dass Staat, Gesellschaft und Behörden lernen müssten, einfühlsamer mit Betroffenen umzugehen. So habe es an vielen Stellen Versagen gegeben, das trotz Verbesserungen teils bis heute anhalte, so der FDP-Politiker. Der Gedenktag müsse deshalb auch Raum für offene Worte geben, damit aus den Versäumnissen der Vergangenheit gelernt werden könne.
"Jeder Mensch zählt"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) rief dazu auf, die Erinnerung an die einzelnen Opfer terroristischer Taten wachzuhalten. "In ihrem Fanatismus glauben Terroristen, ihre Opfer würden nichts zählen. Sie täuschen sich. Jeder Mensch zählt", erklärte Faeser. Für das Vertrauen in die Demokratie und den Zusammenhalt der Gesellschaft sei es wichtig, dass sich "alle staatlichen Stellen mit größtmöglicher Empathie, Sensibilität und Unterstützung um die Opfer terroristischer Gewalt kümmern."
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sagte bei der Gedenkstunde, keine terroristische Gewalt dürfe "ihre zerstörerischen Ziele erreichen". Die Aufgabe des Staates läge darin, sich der Gefahr bereits dann in den Weg zu stellen, wenn Gewalt in Worten und Gesten beginne, Gestalt anzunehmen: "Hass auf unsere freiheitliche Lebensweise verdient nicht die geringste Toleranz", so Buschmann.
Der nationale Gedenktag in Deutschland wurde zum zweiten Mal begangen. Er knüpft an den Europäischen Gedenktag für die Opfer des Terrorismus an, der nach den islamistischen Bombenanschlägen in Madrid vom 11. März 2004 ins Leben gerufen wurde. Die Europäische Union gedenkt seit 2005 jährlich an diesem Tag der Betroffenen terroristischer Gräueltaten weltweit.