Suche nach Staub und Garweg Weitere Durchsuchung bei RAF-Fahndung in Berlin
Die Suche nach den mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg geht weiter: Die Polizei durchsuchte in Berlin am Abend eine weitere Wohnung. Nach Informationen des Landeskriminalamtes wurden die Verdächtigen nicht gefasst.
Bei der Fahndung nach zwei ehemaligen RAF-Terroristen hat die Polizei am späten Abend eine weitere Wohnung in Berlin durchsucht. Die Maßnahme im Stadtteil Friedrichshain habe in Verbindung mit der Suche nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg gestanden, sagte eine Sprecherin des federführenden Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen.
Dabei wurden die Verdächtigen nicht gefasst, teilte die Sprecherin nach der Durchsuchung mit. "In der Wohnung wurde niemand angetroffen, folgerichtig gibt es dann auch keine Festnahme oder sonstige Dinge", sagte die Sprecherin.
Ob Spuren gefunden wurden, die die Ermittler bei der weiteren Suche nach den ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub (69) und Burkhard Garweg (55) helfen könnten, sagte sie am späten Abend nicht. Die Durchsuchungsmaßnahmen seien fürs Erste beendet. Allerdings werde die Wohnung in der Grünberger Straße weiterhin kriminaltechnisch untersucht, was noch Tage in Anspruch nehmen könne.
In der Grünberger Straße standen laut einem dpa-Reporter vor Ort vermummte Zivilpolizisten. Beteiligt waren laut Informationen des "Tagesspiegel" auch Beamte des Bundeskriminalamtes und der Berliner Polizei.
Wohnwagen von Garweg entdeckt
Zuvor hatte die Polizei ebenfalls in Friedrichshain ein links-alternatives Bauwagengelände durchsucht. Der gesuchte mutmaßliche Ex-RAF-Terrorist Garweg hat nach Polizeiangaben offenbar dort gewohnt. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen sagte, während der Durchsuchung des Geländes "konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit die mutmaßliche Unterkunft des Burkhard Garweg festgestellt werden". Der Wohnwagen sei beschlagnahmt worden und werde nun zu weiteren Untersuchungen abtransportiert. Dies geschah in der Nacht.
Keine Angaben machte der Sprecher dazu, in welchem Zeitraum sich Garweg dort aufgehalten hat - es sei aber ein "aktuellerer Zeitraum". Bei einem Großeinsatz auf dem Gelände wurde er allerdings nicht mehr angetroffen, er wird wie das frühere RAF-Mitglied Ernst-Volker Staub weiter gesucht. Die Fahndung nach ihnen dauere an.
Zehn Menschen zwischenzeitlich festgesetzt
Auf der Suche nach den beiden flüchtigen früheren RAF-Terroristen waren die Berliner Polizei, das LKA und das Bundeskriminalamt mit zahlreichen Einsatzkräften mehrere Stunden auf dem Gelände im Einsatz. Bei dem Grundstück handelt es sich laut Berliner Polizei um ein vor allem von der alternativen Szene genutztes Brachgelände, auf dem Baracken, Wohnmobile, Wohnwagen und Gebäude stehen.
Während des Großeinsatzes nahm die Polizei zwischenzeitlich zehn Menschen in Gewahrsam. Dabei wurde die Identität der Personen festgestellt, wie das LKA Niedersachsen mitteilte. Die Betroffenen hätten keinen Widerstand geleistet. "Alle Personen sind nach Abschluss der identitätsfeststellenden Maßnahmen bereits wieder entlassen worden", hieß es. Die Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg gehörten den Angaben zufolge nicht zu den festgesetzten Personen.
Schussgeräusche "in Zusammenhang mit Türöffnung"
Der Einsatz begann gegen 7:30 Uhr im Berliner Stadtteil Friedrichshain, an einem Gewerbegebiet am Markgrafendamm/Ecke Persiusstraße. Federführend für die Fahndung ist das Landeskriminalamt Niedersachsen. Beteiligt waren außerdem das Bundeskriminalamt und die Berliner Polizei. Insgesamt waren etwa 130, zum Teil schwer bewaffnete Kräfte im Einsatz, darunter ein Spezialeinsatzkommando.
Den LKA-Angaben zufolge waren bei den Durchsuchungen auch Schussgeräusche wahrnehmbar. "Diese stehen im Zusammenhang mit einer Türöffnung." Personen seien dabei nicht verletzt worden.
Trio soll Raubüberfälle verübt haben
Das LKA hatte zuletzt die Fahndungsmaßnahmen um die gesuchten früheren RAF-Mitglieder Garweg und Staub deutlich intensiviert. Hintergrund ist die Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette am vergangenen Montag in Berlin. Garweg, Staub und Klette sollen gemeinsam bewaffnete Überfälle verübt haben, unter anderem auf Geldtransporte, um ihr mehr als 30 Jahre dauerndes Leben im Untergrund zu finanzieren. Erst am Samstag waren neue Fahndungsfotos veröffentlicht worden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg zeigen sollen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sich auch die beiden gesuchten Männer in Berlin aufhalten könnten. Die mit sechs Haftbefehlen gesuchte Klette war in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden und kam nach einer Identifizierung durch Fingerabdrücke in Untersuchungshaft. Die mittlerweile 65 Jahre alte Frau soll jahrelang unerkannt in Berlin gelebt haben.
Mitglieder der dritten RAF-Generation
Alle drei sollen der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion angehören. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.
Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Klette, Staub und Garweg werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht.