Letzte-Hilfe-Kurse für Angehörige Die Angst vor dem Tod nehmen
Werdende Eltern bekommen für Geburten einen Vorbereitungskurs. Was hingegen kaum bekannt ist: Auch auf den Tod kann man sich vorbereiten. Es gibt Kurse, die die Angst vorm Tod nehmen sollen.
"Welche Berührungen tun Sterbenden gut?" fragt Ulla Rose in die Runde, während sie vor den Teilnehmern des Kurses steht und an der Hand einer Teilnehmerin demonstriert, wie Handmassagen angenehm für einen Sterbenden sein können.
In der letzten Phase des Lebens sollte man dem Sterbenden die bestmögliche Form von Lebensqualität ermöglichen, so die Sterbebegleiterin. Es ist einer von vielen Punkten des heutigen Programms von Home Care Berlin, ein Verein, der sogenannte Letzte-Hilfe-Kurse anbietet.
Kurse sollen Angst vor dem Tod nehmen
Teilnehmer können hier lernen, wie sie in einer solchen letzten Phase besser mit dem Tod ihrer Angehörigen umgehen und diese bestmöglich unterstützen können. Karin Krebs, eine der Teilnehmerinnen, hat einen Bruder im Wachkoma. Für sie ist der Kurs wichtig, um sich besser auf einen möglichen Abschied vorzubereiten:
"Ich, als Schwester, weiß nicht einmal, ob er mich sieht oder mich versteht, wenn ich ihn anspreche und deswegen dachte ich, wenn ich hier an diesem Kurs teilnehme, dass mir das doch irgendwie hilft, damit besser umzugehen." Die Kurse sollen den Angehörigen die Angst vor dem Tod nehmen. Interesse an den Kursen zeigen Menschen jeden Alters.
"Ich bin heute hier, weil in unserer Familie die Todesfälle immer sehr spontan waren. Also wirklich ganz unerwartet und wir haben in der Familie viele ältere Mitmenschen zwischen 87 und 92, wo für mich der Punkt jetzt kommt, da wird die Begleitung irgendwann anstehen und dazu möchte ich ein paar Informationen, um für mich zu prüfen, ob ich das kann", sagt eine weitere Teilnehmerin.
Keine Frage des Alters
Kursleiterin Ulla Rose betont, im Laufe der Industrialisierung sei das Wissen, das über Generationen weitergetragen wurde, verloren gegangen. Die Menschen lebten heute mehr vereinzelt und nicht mehr in einer Großfamilie. Deshalb fehle es an Wissen über den Umgang mit dem Tod.
Dennoch sei der Tod ein sehr sensibles Thema. Doch die Rückmeldungen der Angehörigen nach dem Kurs zeigten, dass es sie entspanne, wenn sie genau wissen, was sie tun können, wenn eine sterbende Person zu Hause sei.
Es sei nie zu früh, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Die Kursteilnehmer seien zwischen 18 und 80 Jahre alt, so Rose, vor allem junge Menschen kämen oft mit dem Wunsch, zu wissen, wie sie besser mit dem Tod ihrer Großeltern umgehen können. Deshalb sei eine richtige Vorbereitung keine Frage des Alters. Wichtiger sei, mehr über das Thema zu erfahren und somit gelassener darauf zugehen zu können.
Begegnung mit einem Bestatter
Etwa vier Stunden dauert ein Letzte-Hilfe-Kurs, heute bekommen die Teilnehmer auch einen Einblick in die letzte Bettung eines Verstorbenen. Ein Bestatter zeigt ihnen, wie man einen Sarg ausstattet. Für Karin Krebs eine eindrückliche Erfahrung:
"Dadurch dass wir jetzt die Stunden da oben gesessen haben, sind wir in gewisser Weise ja darauf vorbereitet und ich empfinde das nicht als gruselig sondern gut", Die Konfrontation damit erleichtere ihr den Umgang. "Weil wir ja wissen, wir müssen irgendwann gehen."
Auch ihr Partner, Dieter Krebs, mit dem sie heute hier ist, sieht die Aufklärung über Umgang mit dem Tod positiv: "Für uns war das keine Belastung, weil wir damit sehr offen umgehen. Weil wir ja wissen, wir müssen irgendwann gehen. Stellen sie sich mal vor, wir alle würden ewig leben. Das wäre doch eine Katastrophe."
Für viele Teilnehmer hier scheint der Kurs eine Erleichterung zu sein, denn diese wissen nun besser, wie sie mit dem Tod umgehen können. Der Kurs habe ihr die Angst und die Unsicherheiten genommen, so eine Teilnehmerin. Letzte-Hilfe-Kurse werden bundesweit angeboten. Zu den Veranstaltern zählen zum Beispiel Volkshochschulen, Hospizdienste und Kreisverbände des DRK. Die Kurse werden meist kostenlos oder auf Spendenbasis angeboten.