Hamburg und Düsseldorf "Letzte Generation" blockiert Flughäfen
In Hamburg und Düsseldorf haben sich Klimaaktivisten Zugang zu den Rollfeldern am Flughafen verschafft und festgeklebt. An beiden Flughäfen wurde der Flugverkehr inzwischen wieder aufgenommen - doch es gibt Verzögerungen.
Zum Ferienstart in Hamburg haben sich Klimaaktivisten der "Letzten Generation" auf dem Rollfeld des Hamburger Flughafens festgeklebt und den Flugbetrieb mehrere Stunden lahmgelegt. Inzwischen sei der Betrieb wieder aufgenommen worden, teilte der Hamburg Airport am Vormittag mit.
Ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei Hamburg bestätigte einen Einsatz am Flughafen. Ein Aktivist wurde nach Angaben der Bundespolizei in Gewahrsam genommen.
17 Ankünfte und 19 Abflüge gestrichen
Der Flugverkehr war um 6.10 Uhr zunächst eingestellt worden. Nach aktuellem Stand wurden 17 Ankünfte und 19 Abflüge gestrichen. Zehn ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Nach Angaben des Flughafens kann es ganztätig zu weiteren Flugstreichungen und Verzögerungen kommen. Am ersten Ferientag in Hamburg wurden am Airport eigentlich 50.000 Passagiere und 330 Starts und Landungen erwartet.
Die Check-Ins und Sicherheitskontrollen in Hamburg seien inzwischen wieder geöffnet, berichtet ARD-Reporter Niklas Schenck. "Aber reibungslos läuft das noch gar nicht. Viele Passagiere warten hier noch und sind sich nicht sicher, ob ihr Flug heute noch geht." Der erste Tag der Sommerferien in Hamburg sei ein wichtiger Reisetag für den Flughafen. "Entsprechend groß ist auch die Aufregung bei den Fluggästen."
Fahrt zur Startbahn in Düsseldorf blockiert
In Düsseldorf klebten sich ebenfalls Mitglieder der "Letzten Generation" am Flughafen fest. Die Aktivistinnen und Aktivisten durchtrennten eigenen Angaben zufolge einen Zaun, um auf das Vorfeld des Flugplatzes zu kommen.
Sechs bis sieben Menschen befanden sich am Morgen auf der Zufahrtsstraße zur Start- und Landebahn, berichtet ein Fotograf der Nachrichtenagentur dpa. Der Flugbetrieb sei vorübergehend stark eingeschränkt gewesen.
"Weil unbefugte Personen sich Zutritt zum Flughafengelände verschafft haben, kommt es zu Verzögerungen im Flugbetrieb", hatte der Flughafen Düsseldorf am frühen Morgen bei Twitter mitgeteilt.
Weiter Verzögerungen in Düsseldorf
Der Flugbetrieb in Düsseldorf laufe wieder, aber nicht nach Plan, berichtet ARD-Reporter Andreas Turnsek. "Seit drei Stunden ist der Flugbetrieb wieder aufgenommen worden, aber der Flughafen hat mir vor Kurzem gerade noch gesagt: Man schiebt jetzt eine Bugwelle vor sich her, von einer Stunde. Es fehlt einfach eine Stunde Betriebszeit." Das bedeute, dass es zu erheblichen Verzögerungen komme.
"Es gab wohl zwei Annulierungen und zwei Umleitungen auch nach Köln", so Turnsek. Die Verzögerungen würden den Betrieb noch weiter behindern.
Kritik von Verkehrs- und Justizminister
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die Protestaktionen scharf kritisiert. "Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die 'Letzte Generation' betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität", sagte der FDP-Politiker dem Nachrichtenportal "t-online". Dem Klimaschutz selbst erwiesen die Demonstrantinnen und Demonstranten einen Bärendienst. "Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei", so Wissing. Der Rechtsstaat müsse hart durchgreifen.
Ähnlich äußerte sich auch Justizminister Marco Buschmann. "Viele Menschen freuen sich auf ihren verdienten Urlaub. Wenn @AufstandLastGen ihnen diese Freude nimmt, untergräbt sie die Akzeptanz für mehr Klimaschutz", schrieb der FDP-Politiker bei Twitter. Die "Blockierer" müssten mit strafrechtlichen Folgen sowie gegebenenfalls auch "mit millionenschweren Schadenersatzforderungen" rechnen.
Protest ab 6 Uhr
"Wir protestieren gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise", schrieben die Aktivistinnen und Aktivisten am frühen Morgen bei Twitter. Die Rollfelder der Flughäfen Hamburg und Düsseldorf seien ab 6 Uhr am Morgen blockiert worden.
Die Klimaaktivisten kritisieren eine kontinuierliche Zunahme der Flugpassagierzahlen und der damit verbundenen Emissionen im Luftfahrtsektor. "Statt einen konkreten Plan vorzulegen, wie dies verhindert und das gesetzlich geforderte Emissions-Reduktions-Ziel erreicht werden kann, setzt das Verkehrsministerium auf 'Technologieoffenheit'", erklärte die "Letzte Generation". Die Bewegung erneuerte ihre Forderung nach einem Gesellschaftsrat, der klären solle, wie die Nutzung fossiler Rohstoffe bis 2030 beendet werde.
Die Hamburger Aktivistinnen und Aktivisten erklärten, die Aktion zu Beginn der Sommerferien in dem Bundesland sei ein Protest "gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise". Sie kritisierten, dass die Regierungen den Flugverkehr mit Milliardensummen subventionieren, und bezeichneten dies als "bedeutenden Brandbeschleuniger der Katastrophe".
Frankfurter Flughafen alarmiert
Die Protestaktionen haben auch die Verantwortlichen am Frankfurter Flughafen alarmiert. Es gebe aber aktuell keine Vorkommnisse, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Man sei innerhalb der normalen Streifentätigkeit "sehr aufmerksam". Es müsse auch am größten deutschen Flughafen mit Aktionen sowohl auf der Landseite als auch im Sicherheitsbereich auf der Luftseite gerechnet werden.
Bereits im vergangenen Monat haben die Behörden eine derartige Lage am Frankfurter Flughafen geübt. Als besonders heikles Datum gilt der Ferienbeginn in Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz am 22. Juli.