Leipziger Buchmesse Und sie lesen doch noch Bücher
"Who’s still reading?" lautete das Motto der diesjährigen Leipziger Buchmesse. Wer sich in den vollen Messehallen umgesehen hat, konnte feststellen: Junge Menschen lesen tatsächlich Bücher - mit großer Begeisterung.
Wenn man durch die Hallen der diesjährigen Buchmesse lief, sah man sie in langen Schlangen anstehen: Buchbegeisterte Menschen, vor allem Teenager und junge Erwachsene, die meisten von ihnen weiblich. Viele mit vollen Büchertüten, ins Gespräch vertieft, lachend, plaudernd.
Es sind nicht nur ihre Lieblingsautorinnen und -autoren, für die sie sich stundenlang einreihen in Schlangen, die durch die ganze Halle führen: Was sie anlockt, sind die Bücher. Vor allem Romane aus dem Bereich "New Adult". Geschichten über das Erwachsenwerden, die große Liebe, emotional und mitreißend geschrieben. Und von vielen belächelt: Die rosa-pastellfarbigen Cover, die aufwendigen Farbschnitte mit Blumenmotiven und die schnulzigen Titel: "Zimmer gesucht. Liebe gefunden" oder: "Flammengeküsst".
Sonderausgaben für junges Publikum
Die Fans jedoch lieben genau das. Für sie sind die Romane Objekte, mit denen sie stolz ihre Bücherregale schmücken. Die Verlage haben die große Nachfrage längst erkannt. Für die Buchmesse boten sie extra Sonderausgaben an. Auch das lockte junge Menschen nach Leipzig. Sie lesen und vernetzen sich auf Plattformen wie TikTok und treffen sich in den langen Schlangen auf der Leipziger Buchmesse.
Deren Motto lautete dieses Jahr: "Who’s still reading?" ("Wer liest eigentlich noch?"). Die Massen in den Hallen zeigen: Es sind auch die Jungen. Die Generation Z, der immer nur vorgeworfen wird, sie hänge am Smartphone und könne sich nicht mehr auf lange Texte einlassen. Dabei wird gelesen. Aber eben nicht nur die Bücher, die von gestandenen Literaturkritikern gepriesen werden. Hunderte von Seiten dicke Romane über die Lebenswelt junger Menschen und über Traumwelten, in die sie sich flüchten.
Futter für die Fantasie
Aber warum sollte man ihnen das vorwerfen und das Genre "New Adult" abtun? "Alles außer flach" - um mal das Motto des Gastlandes Niederlande/Flandern aufzugreifen, sind auch die Bücher, die junge Leser und Leserinnen nach Leipzig locken: Neben "New-Adult"-Romanen Mangas und Comics.
Auch diese Literatur kommt von der alten Kulturtechnik Lesen. Sie öffnet Räume für die Fantasie und regt an, sich in andere Figuren und Geschichten hineinzuversetzen. Mit anderen Worten: Lesen - auch das Lesen von Büchern mit bunten Farbwolken auf dem Cover - macht empathisch.
In Zeiten, in denen die Anderen, die Fremden, so oft zum Ziel platter rechtsradikaler Hassbotschaften werden, ist Lesen an sich eine Frage der Demokratie. Mit anderen Worten: So flach wie ein Smartphone ist ein Buch nie.
Die Leipziger Buchmesse hat in diesem Jahr mehr Menschen als im Vorjahr angezogen. Insgesamt kamen 283.000 Besucherinnen und Besucher auf das Messegelände und zum Lesefest "Leipzig liest", wie die Organisatoren zum Abschluss mitteilten. Im Vorjahr waren es 274.000 Menschen gewesen. Beim Branchentreffen hatten sich seit Donnerstag 2.085 Aussteller aus 40 Ländern präsentiert. Als Gastland präsentierten sich in diesem Jahr die Niederlande und Flandern als gemeinsamer Sprach- und Kulturraum.