Ein junger Mann konsumiert Kokain (gestelltes Foto).

Drogenkonsum in Deutschland Starker Anstieg von Kokainmissbrauch

Stand: 01.11.2024 12:04 Uhr

Rund 65.000 Kokain-Konsumenten mussten im vergangenen Jahr in Deutschland medizinisch versorgt werden - dreimal mehr als noch 2013. Junge Männer sind laut Barmer-Krankenkasse besonders häufig betroffen.

Die Zahl der Menschen, die wegen Kokainmissbrauchs ärztlich behandelt werden, hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdreifacht. Laut einer Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung, die der Bild-Zeitung vorliegt, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland etwa 65.000 Kokain-Konsumenten medizinisch versorgt. 2013 seien es noch 19.700 gewesen.

Die leitende Medizinerin der Barmer-Krankenkasse, Ursula Marschall, sprach von einer alarmierenden Entwicklung. "Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen." Der aktuellen Kriminalstatistik zufolge ist die Zahl der Kokaindelikte von 2022 auf 2023 um gut 29 Prozent gestiegen.

Besonders junge Männer greifen zur "Leistungsdroge"

Besonders betroffen sind der Untersuchung zufolge junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren. Sie machten im vergangenen Jahr 29.700 der Fälle aus. In der Gruppe der 40- bis 59-jährigen Männer wurden 18.100 Patienten verzeichnet. "Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als 'Leistungsdroge' bezeichnet", sagte Marschall.

Der vergleichsweise starke Konsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle, erklärte Marschall. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.

Kokain in der Mitte der Gesellschaft angekommen?

Zwar gibt es laut der Analyse in allen Bundesländern im Zehnjahresvergleich teils enorme Zuwächse. Es zeigen sich aber regionale Unterschiede beim Anstieg der Fallzahlen. In Sachsen haben sich die Patientenzahlen von 100 auf 980 beinahe verzehnfacht. Die geringste Steigerung lag in Hamburg mit einer Verdoppelung der Fallzahlen von 2.680 auf 5.500 vor.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sagte der Bild-Zeitung: "Wir beobachten seit Jahren einen Anstieg im Konsum und es scheint, als sei die Droge in der Mitte der Gesellschaft angekommen." Es müssten daher mehr Ressourcen in Prävention, Beratung, Schadensminimierung und Hilfe investiert werden.