Im Alter von 81 Jahren Filmemacher Klaus Lemke gestorben
Unangepasst und unbedingt gegen den Mainstream, den Scheinwerfer meist auf die Schattenseiten der Gesellschaft gerichtet: So arbeitete Klaus Lemke. Jetzt ist der Regisseur und Drehbuchautor im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der Filmemacher Klaus Lemke ist tot. Er starb im Alter von 81 Jahren. "Wieder hat ein großer Mann des deutschen Films die Bühne verlassen", schrieb der Münchner Künstler Flatz, der mit Lemke befreundet war und mit ihm zusammengearbeitet hat, der Nachrichtenagentur dpa. "Er wird fehlen."
Lemke galt als Rebell unter den deutschen Regisseuren, er begehrte auf gegen den filmischen Mainstream. Zuletzt war er Ende Juni noch beim Filmfest München aufgetreten - körperlich schon sichtlich angeschlagen. Er könne nicht mehr gut laufen, sagte er damals und hielt ein Schild hoch: "Kunst kommt von küssen."
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Lemke beim Münchner Filmfest.
Blick für die Sehnsüchte der Kleinen und Gemeinen
Der 1940 in Landsberg an der Warthe im heutigen Polen geborene Lemke wuchs als Sohn eines Regierungsdirektors und einer Tänzerin in Düsseldorf auf. Nachdem er sein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie abgebrochen hatte, arbeitete er unter anderem als Filmassistent in München. Sein erster Langfilm "48 Stunden bis Acapulco" erschien 1967. Viele, mit kleinem Budget gedrehte Filme folgten. Mit seinen vorwiegend für das Fernsehen produzierte Werken wie "Brandstifter" (1969) mit der damals noch unbekannten Iris Berben oder "Rocker" (1972) richtete er den Scheinwerfer auf die Schattenseiten der Gesellschaft.
Lemke habe sich nie erhoben über die Menschen, von denen seine Filme erzählen, schrieb Alexander Bickel, Leiter des WDR-Programmbereichs Fiktion. "Die Sehnsüchte der Kleinen und Gemeinen, in Filmen wie 'Rocker', 'Dancing with Devils' oder zuletzt 'Berlin Izza Bitch!' bekommen sie einen Glanz, der brüchig ist, aber niemals vergeht. Der Menschenseher, Menschenversteher Lemke wird uns fehlen, was er uns hinterlässt, ist sein unfehlbarer Blick für die flüchtigen Momente dieses Dings namens Leben."
Entdecker mehrerer Stars
Der Ort seines Schaffens war in erster Linie München. Filme wie "Idole" oder "Amore" waren Studien der Schwabinger Szene. Meistens arbeitete er mit Laien zusammen, die er in München, Hamburg oder Berlin in Cafés oder auf der Straße entdeckte und oft vom Fleck weg engagierte. Zu seinen Entdeckungen zählen Fernsehstars wie Wolfgang Fierek, Cleo Kretschmer und Dolly Dollar.
Auch in den vergangenen Jahren drehte er Film um Film, etwa "Unterwäschelügen" (2016), "Bad Girl Avenue" und "Neue Götter in der Maxvorstadt" (beide 2018) sowie "Ein Callgirl für Geister" (2020). Sein letzter Film "Champagner für die Augen - Gift für den Rest", eine Dokumentation über das Lebensgefühl der 1970er-Jahre, wurde erstmals einen Tag vor seinem Tod im BR ausgestrahlt.
Lemke wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem 1968 mit dem Bambi für "48 Stunden bis Acapulco" sowie 1979 mit dem Adolf-Grimme-Preis für "Amore".