Missbrauchsskandal in der Kirche Osnabrücker Bischof Bode zurückgetreten
Der katholische Bischof Franz-Josef Bode ist zurückgetreten. Der Amtsverzicht ist ein Novum im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in der Kirche. Der Papst nahm das Rücktrittsgesuch an, teilte der Vatikan mit.
Erstmals ist ein katholischer Bischof in Deutschland im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zurückgetreten. Wie der Vatikan mitteilte, habe der Papst den Amtsverzicht des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode angenommen.
"Der Entschluss zu diesem Rücktritt ist in den letzten Monaten in mir gereift", erklärte Bode in einer Stellungnahme, in der er mehrere Gründe für diesen Schritt anführte - allen voran eigene Fehler bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen.
"Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt. Ich habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manchmal falsche Entscheidungen getroffen", sagte Bode. "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten." Bode war der dienstälteste amtierende katholische Bischof in Deutschland.
"Die Aufarbeitung geht weiter"
In seiner Stellungnahme verwies Bode gleichzeitig auf Maßnahmen, die er zu einem besseren Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt inzwischen auf den Weg gebracht habe: "Der diözesane Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch ist erheblich gestärkt, die Aufarbeitung geht weiter."
Florian Breitmeier, NDR-Kirchenredaktion, mit Einordnungen zu Rücktritt von Osnabrücker Bischof Bode
Außerdem sei mit dem vorläufigen Abschluss des "Synodalen Weges" der katholischen Kirche in Deutschland ein ihm wichtiges Zwischenziel erreicht, auf dessen Basis er zuletzt noch einige konkrete Reformvorhaben für das Bistum Osnabrück in Kraft setzen konnte, so Bode. Die weiter notwendige Verstetigung des synodalen Prinzips in der Kirche werde allerdings noch viel Kraft verlangen, die er selbst nicht mehr aufbringen könne.
Mit seinem Rücktritt vom Amt scheidet Bode als Mitglied und stellvertretender Vorsitzender aus der Deutschen Bischofskonferenz aus. Der Bischofssitz im Bistum Osnabrück ist damit ab sofort nicht mehr besetzt, es beginnt die Zeit der Sedisvakanz. Das Kirchenrecht legt fest, dass zeitgleich mit dem Bischof auch das Amt des Generalvikars erlischt und alle dem Bischof zugeordneten Gremien aufhören zu bestehen.
Rücktritt als Zeichen der Verantwortung
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nahm Bodes Rücktritt mit "großem Bedauern und Respekt" zur Kenntnis. "Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen."
Mit dem Rücktritt übernehme Bode auch Verantwortung für das "uns alle seit Langem begleitende Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche", sagte Bätzing. "Es war ein Ringen in Dir, eine innere Zerrissenheit, manchmal auch die Enttäuschung über Mitbrüder."
"Synodalen Weg eine Stimme gegeben"
Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße bedauerte Bodes Amtsverzicht. Zwischen dem Erzbistum Hamburg und dem Bistum Osnabrück gebe es eine lange und enge Verbundenheit, teilte Heße mit. Er dankte Bode für "seinen Dienst in unserer Metropolie und das gute brüderliche Miteinander." Im Zuge des Kölner Missbrauchsgutachtens 2021 wurden Heße selbst elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen von unabhängigen Juristen bescheinigt. Er bot dem Papst ebenfalls seinen Rücktritt an, was jedoch vom Kirchenoberhaupt abgelehnt wurde.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte das Wirken Bodes im Reformprozess. Er habe den Synodalen Weg als Präsidiumsmitglied "maßgeblich mitgestaltet und ihm immer wieder eine Stimme gegeben", erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Bode habe durch seine Person glaubwürdig gemacht, dass Kirche einen Neuanfang brauche.
Schwere Vorwürfe im Missbrauchsskandal
Bode stand zuletzt in der Kritik, nicht angemessen auf Missbrauchsfälle reagiert zu haben. Noch im vergangenen Jahr habe er einen Fall von sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige als "Beziehung" deklariert, warf ihm ein Betroffenenrat vor. Dieser schaltete im Dezember den Vatikan ein und erstattete dort eine kirchenrechtliche Anzeige gegen Bode.
In einem weiteren Fall hatte ein Priester in einer Gemeinde jahrelang einem Mädchen sexualisierte Gewalt angetan. Die Gutachter werfen Bode vor, dem Priester noch im selben Jahr eine Leitungsfunktion in der Jugendarbeit übertragen zu haben, in dem die Betroffene den Mann beim Bischof anzeigte.
Entscheidung zu Woelki steht noch aus
Der Geschäftsführer der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, bezeichnete Bodes Rücktritt als "wichtig und richtig". Der Bischof hätte nach Katschs Auffassung aber schon deutlich früher - nämlich direkt nach Vorlage der Studie der Universität Osnabrück - Verantwortung übernehmen und sein Amt niederlegen sollen. Dringend müsse die Frage angegangen werden: "Wie kommen nun unbelastete Bischöfe ins Amt, die glaubwürdig den Bruch mit der dunklen Vergangenheit vollziehen können?"
Bode hatte zunächst mitgeteilt, nicht zurücktreten zu wollen. Von einem entsprechenden Gesuch beim Papst war bislang nichts bekannt gewesen. Rücktrittsgesuche anderer Bischöfe hatte der Papst bisher abgelehnt, im Fall des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki steht die Entscheidung weiter aus.