Bündnis Hilfsorganisationen Kampf gegen Kinderarmut
Alle Kinder sollen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und gesunde Ernährung haben. Darauf hatten sich die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt. Deshalb fordern nun Hilfsorganisationen eine Strategie zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland.
Ein breites Bündnis von Hilfsorganisationen und Verbänden fordert von der Bundesregierung eine Strategie gegen Kinderarmut in Deutschland - und hat dafür ein Eckpunktepapier entwickelt. Die EU-Mitgliedsstaaten hatten sich im Juni 2021 dazu verpflichtet, bis 2030 allen Kindern Zugang zu Bildung, Betreuung, Gesundheitsversorgung, gesunder Ernährung und angemessener Wohnsituation zu gewährleisten. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Länder bis März nationale Aktionspläne erarbeiten.
Kinder und Jugendliche beteiligen
Bei der Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans zur EU-Kindergarantie müssen Kinder und Jugendliche umfassend beteiligt werden, erklärte das Deutsche Kinderhilfswerk in Berlin. Zudem sollten neben dem Bundesfamilienministerium auch weitere Ressorts eingebunden werden.
Für die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen gelte dieser ressortübergreifende Ansatz ebenfalls. Auch lokale Träger der Kinder- und Jugendhilfe, die Zivilgesellschaft und die Wissenschaft sollten in die Erarbeitung einbezogen werden, forderte das Bündnis.
Zu den insgesamt 17 Unterzeichnern des Eckpunktepapiers zählen unter anderem die Arbeiterwohlfahrt, der Kinderschutzbund, SOS Kinderdorf und Unicef Deutschland.
Kinderarmut nachhaltig beseitigen
"Wir müssen das strukturelle Problem der Kinderarmut in Deutschland nachhaltig angehen und beseitigen", erklärte Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks. Das "bisherige Nachjustieren kleinerer Stellschrauben" sei dafür nicht geeignet. Nötig sei etwa eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung. Im Rahmen der EU-Kindergarantie müssten die Leistungen und Infrastrukturen zur Armutsprävention grundlegend in den Blick genommen und entsprechende Neuausrichtungen angegangen werden, so Krüger.
Familien mit Kindern mit Behinderung
Für den Sozialverband VdK erklärte Präsidentin Verena Bentele: "Ein Nationaler Aktionsplan der Bundesregierung zur Kindergarantie muss dringend auch die Situation von Familien mit Kindern mit Behinderung in den Blick nehmen. Diese Familien sind überdurchschnittlich stark von Armut betroffen. Kein Wunder, denn die Pflege und Betreuung, Termine bei Therapeuten und Ärzten sowie der Kampf um gesetzliche Leistungen wie einen passenden Rollstuhl sind kräftezehrend und kosten viel Zeit."
Das führe dazu, dass vor allem Mütter oft nicht arbeiten könnten oder in Teilzeit beschäftigt seien. "Die Behinderung ihrer Kinder darf diese Familien aber nicht arm machen", betonte Bentele. Der VdK fordere daher im deutschen Aktionsplan zur EU-Kindergarantie besondere Maßnahmen zur Armutsbekämpfung dieser Familien.